Viele Termine, Ereignisse, Veranstaltungen lassen sich verschieben. Da ist es zu verschmerzen, wenn sie ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr später stattfinden – oder im Zweifel auch mal komplett ausfallen. Begegnungen alter, schwer kranker Menschen in Pflegeheimen mit ihren nächsten Angehörigen zählen definitiv nicht dazu.
Die Zeit, die den Bewohnern hier noch bleibt, ist oftmals stark begrenzt – und somit ungeheuer kostbar. Deshalb muss es meiner Meinung nach aktuell eine der obersten Aufgaben unserer Gesellschaft, unseres Staates sein, die Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen nicht nur angemessen vor dem Coronavirus zu schützen, sondern ihnen ebenso in ihrer letzten Lebensphase soziale Kontakte zu ihren Liebsten zu ermöglichen, die den Senioren die Hand halten, ihnen menschliche Wärme und Nähe schenken.
Dass für diesen ethischen Konflikt in diesem reichen Lande letztlich auch nach einem Dreiviertel Jahr Pandemie offenbar wegen ungenauer Vorgaben zur Durchführung von Schnelltests sowie aus finanziellen Gründen immer noch keine Lösung gefunden wurde, wo Bund und Länder derzeit an anderer Stelle Abermilliarden ausgeben, macht mich nicht nur zutiefst traurig, sondern das empfinde ich auch einfach nur als beschämend.
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