Plus
Montabaur

Sportler in Not: Rasen... verzweifelt gesucht

Von Christoph Gerhards
Brauner Grund, wo eigentlich saftig grünes Gras wachsen sollte: Der Rasen im Mons-Tabor-Stadion präsentiert sich nach wochenlanger Trockenperiode, in der nicht gewässert werden durfte, in einem erbärmlichen Zustand.
Brauner Grund, wo eigentlich saftig grünes Gras wachsen sollte: Der Rasen im Mons-Tabor-Stadion präsentiert sich nach wochenlanger Trockenperiode, in der nicht gewässert werden durfte, in einem erbärmlichen Zustand. Foto: Marco Rosbach

Die Stadt Montabaur. und wir reden hier nicht von eingemeindeten Dörfern – hat als einzige Gemeinde im Westerwaldkreis drei Fußball spielende Vereine: den TuS Montabaur mit seinen insgesamt rund 1200 Mitgliedern, den 1. FFC Montabaur und den FC Kosova Montabaur. Hinzu kommen die American-Football-Spieler der Montabaur Fighting Farmers. Angesichts dieser Vielfalt ist es schon bemerkenswert, dass den Aktiven dieser Vereine derzeit keine bespielbare Sportstätte zur Verfügung steht.

Lesezeit: 5 Minuten
Während sich rund um die Kreisstadt kleine Dörfer über schöne Kunstrasenplätze freuen können, hat in Montabaur ein Bewässerungsverbot im Sommer dazu geführt, dass die Naturrasenplätze im Mons-Tabor-Stadion und in Eschelbach in einem beklagenswerten Zustand und nicht für den Spielbetrieb nutzbar sind. Den FC Kosova Montabaur kann die Misere derzeit kalt lassen, ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Stadtchefin Wieland: Mehr als neu bauen geht nicht

Montabaur. Auch die heftigen Regenfälle des Wochenendes konnten die Ursachen des Problems nicht wegspülen, im Gegenteil. Die wochenlange Trockenheit hat auf den Sportplätzen in Montabaur und Eschelbach derart Wirkung gezeigt, dass die Folgen vermutlich auch in Monaten noch zu sehen sein werden. Jetzt sind die Böden – von Rasen kann kaum noch die Rede sein – aufgeweicht, sodass neuerliche Nutzung aus einer zumindest halbwegs ebenen Fläche im Nu eine Mondlandschaft machen würde.

„Leider Gottes ist das so“, sagt Gabriele Wieland, als Stadtbürgermeisterin so etwas wie die oberste Herrin über die Plätze, wenngleich die Verwaltungstätigkeiten von der Verbandsgemeinde übernommen würden, wie sie erklärt. Wieland ist aus Sportlersicht eher der Kultur zugetan, kennt das Problem, das Fußballer und Footballer umtreibt, aber durchaus. Sie weiß um die Nöte, in denen die Sportler stecken. Und sie gesteht: „Wir sind mit dem Latein fast am Ende.“

Wo in diesem Traumsommer die Menschen allerorten glückselig waren, wurde rund um Montabaur mit jedem weiteren Tag ohne Regen das Wasser knapper. Irgendwann appellierte die Verbandsgemeinde an die Bürger, sorgsam mit dem wertvollen Nass umzugehen. Und damit war die Zwickmühle da: Darf Verwaltung, was sie ihren Bürgern untersagt? Aus Gründen der Vernunft hätte gewässert werden müssen, drohen jetzt doch immense Folgekosten – die letztlich auch Geld verschlingen, das der Öffentlichkeit nicht mehr zugute kommen kann. „Zum Teil gibt es ja Zisternen, auch im Stadion“, sagt Wieland. „Doch das Wasser hat einfach nicht gereicht.“ Erst am 11. September hat der zuständige Werkleiter Florian Benten die Ortsbürgermeister in der VG und auch Montabaurs Stadtbürgermeisterin darüber informiert, „dass die Einschränkungen beim Wasserverbrauch aufgehoben wurden und deshalb die Sportplätze und Grünflächen nun wieder bewässert werden können“, wie es seitens der Verwaltung heißt. „Inzwischen sind die Pegelstände der Tiefbrunnen wieder gestiegen, und wir können guten Gewissens wieder die Bewässerung von öffentlichen Grün- und Sportflächen gestatten“, lautet es in Bentens Mail.

Was jetzt also wieder erlaubt ist, löst das Dilemma nicht, dessen ist sich auch die Stadtbürgermeisterin bewusst. Für sie liegt das Kernproblem auch bei der größer werdenden Zahl an „Vereinen, die Montabaur zugeordnet sind“. Hier gelte es, neue geeignete Sportstätten zu schaffen, um dem Bedarf gerecht zu werden – so wie geplant an der Waldschule zwischen den Stadtteilen Horressen und Elgendorf. Kurzfristig lindern lässt sich die aktuelle Not dadurch freilich nicht, genauso wenig das Einsäen im Frühjahr. „Aber mehr als neu bauen geht nicht“, erklärt Wieland, die Vereinen wie dem Frauen-Regionalligisten 1. FFC Montabaur immerhin in Aussicht stellt, Teile der entstehenden Kosten zu übernehmen. Marco Rosbach

Kommentar: Christoph Gerhards über das Fehlen bespielbarer Sportplätze

Kleine Dörfer wie Horbach, Wittgert oder Marienrachdorf haben schmucke Kunstrasenplätze – Montabaur in seinem Ortskern nicht, übrigens als einzige Kreisstadt in Rheinland-Pfalz. Hier handelt es sich um Jahrzehnte währende Versäumnisse. Welschneudorf und Westerburg haben trotz eines Sommers, der diesen Namen verdient, grüne, gut bespielbare Naturasenplätze – Montabaur nicht. Hier handelt es sich um kurzfristige Versäumnisse.

Das Verbot, die Plätze im Mons-Tabor-Stadion und in Eschelbach zu wässern, hat diese total ramponiert und zu deren Unbespielbarkeit geführt – die Folge einer fatalen Fehleinschätzung. Denn es wird viel Arbeit, Steuergelder und Zeit brauchen, die entstandenen Schäden zu reparieren. Zeit, die die betroffenen Vereine nicht haben. Denn in den Satzungen steht klipp und klar, dass Mannschaften, die keine geeignete Spielstätte für ihre Heimbegegnungen präsentieren können, vom Spielbetrieb ausgeschlossen werden.

In dieser Notsituation müssen die Vereinsvorstände des TuS und des 1. FFC Montabaur ihre Arbeit und Energie vor allem darauf verwenden, bei Nachbarvereinen bettelnd über Land zu ziehen, um andernorts überhaupt Trainings- und Spielmöglichkeiten zu bekommen. Hier mal ein später Abendtermin, dort mal ein Viertel eines Sportplatzes für einen Regionalligisten – es ist eine Schande für die Kreisstadt Montabaur.

Nun ist das Kind in den (ausgetrockneten) Brunnen gefallen. Da ist das Mindeste, was erwartet werden muss, dass die für diese Fehlentwicklung Verantwortlichen im Rathaus sich die krasse Fehlentwicklung vor Augen führen und den Vereinen kurzfristig bei der permanenten Suche nach Ausweichmöglichkeiten helfen, um den Spielbetrieb von Senioren- und Jugendmannschaften zu sichern. Auch damit die ohnehin immer rarer werdenden Ehrenamtlichen, die sich noch mit Herzblut engagieren, ihre Motivation nicht verlieren und demnächst resigniert die Brocken hinschmeißen.

E-Mail an christoph.gerhards@rhein-zeitung.net

Meistgelesene Artikel