Heiligenroth

Real-Filiale ist Geschichte: Kaufland-Umbau in Heiligenroth hat begonnen

Von Andreas Egenolf
Nach mehr als 20 Jahren ist der Real-Schriftzug vom Dach des Warenhauses in Heiligenroth abgenommen worden. Derzeit laufen die Umbauarbeiten für die Neueröffnung als Kaufland-Filiale.
Nach mehr als 20 Jahren ist der Real-Schriftzug vom Dach des Warenhauses in Heiligenroth abgenommen worden. Derzeit laufen die Umbauarbeiten für die Neueröffnung als Kaufland-Filiale. Foto: Andreas Egenolf

„An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit“ dröhnte es krächzend am Samstagnachmittag noch durch die Lautsprecher der Real-Filiale im Industriegebiet Heiligenroth. Doch statt der im Tote-Hosen-Song besungenen Unendlichkeit endete an diesem Januartag um 16 Uhr ein Kapitel Handelsgeschichte in der Region.

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Die Warenhauskette Real verschwindet nicht nur deutschlandweit immer mehr, sondern im Westerwald nunmehr komplett.

In den 1970er-Jahren entstand unweit der Autobahn 3 bei Heiligenroth ein modernes Einkaufszentrum, das unter der Einzelhandelskette Allkauf ein Warenhaus beherbergte. Rund um die Jahrtausendwende übernahm die Metro-Gruppe die Kette und firmierte auch in Heiligenroth eines der ältesten Warenhäuser der Region in Real um.

Doch mit der deutschlandweiten Zerschlagung der angeschlagenen SB-Warenhauskette, die seit der Übernahme durch den russischen Finanzinvestor SCP seit Mitte 2020 läuft, ist nunmehr auch im Westerwald Schluss für Real.

Modernisierung der Räume

Während bis zum Wochenende Schnäppchenjäger in Mitten von bis zu 70 Prozent reduzierten Textilien und Co. wühlen konnten, lief bereits seit mehreren Tagen im laufenden Betrieb hinter Holzstellwänden der Umbau der Real-Filiale zu einem Ableger des Lebensmittelvollsortimenters Kaufland. Erste Einblicke zeigen: Die zuletzt stark in die Jahre gekommene Filiale in der Heiligenrother Industriestraße samt Industriecharme soll unter den neuen Eigentümern deutlich freundlicher und einladender daherkommen.

Das bestätigt auch Alisa Götzinger von der Kaufland-Unternehmenskommunikation: „Moderne Farben, kombiniert mit hellem Holz sowie ein klares Kundenleitsystem schaffen eine angenehme Einkaufsatmosphäre.“ Unmittelbar nach der Schließung der Real-Filiale am Samstagnachmittag haben die Umbaumaßnahmen hin zum neuen Kaufland-Markt – dem vierten in der Region nach Westerburg, Limburg und Bendorf – begonnen, denn der Zeitplan drängt: Schon am Mittwoch, 19. Januar, soll die Filiale um 8 Uhr zu den bisher üblichen Öffnungszeiten wieder öffnen.

Schon binnen Stunden nach der Schließung waren die überdimensionalen Real-Leuchtbuchstaben vom Dach per Schwerlastkran abmontiert. Und auch das neue Interieur, das in einem eigens aufgebauten Messezelt auf dem Real-Parkplatz lagerte, wurde nach und nach ausgetauscht, wie zum Beispiel Regale, Waagen oder das Kassensystem. „Im Zuge der Modernisierung legen wir ein besonderes Augenmerk auf den Einsatz energiesparender und klimaschonender Technik, wie beispielsweise energieeffiziente Kühlmöbel und LED-Beleuchtung“, erklärt Götzinger einen der Schwerpunkte bei den Umbauarbeiten der vergangenen Tage.

Am Mittwoch zur Neueröffnung werden die Arbeiten am ehemaligen Real-Markt noch nicht final abgeschlossen sein, denn auch in den kommenden Wochen soll im laufenden Betrieb stellenweise weiter umgebaut werden, wie Kaufland erklärt. Die Kunden sollen aber wieder die Möglichkeit zum Einkaufen erhalten.

Lebensmittelsortiment wächst

Bis weit in das Jahr 2022 werden sich die Modernisierungsarbeiten nach derzeitigem Stand hinziehen. „Im letzten Schritt werden, voraussichtlich ab Sommer diesen Jahres, die Leergutannahmen sowie die Kundentoiletten und die Sozialräume saniert“, sagt Kaufland-Sprecherin Götzinger über den weiteren Zeitplan. An manchen Stellen werden sich die bisherigen Real-Kunden ab Mittwoch an neue Plätze gewöhnen müssen, denn einige Warensortimente werden neu positioniert.

Insgesamt bietet die Kaufland-Filiale nach ihrer Wiedereröffnung laut Angaben des Unternehmens aus dem baden-württembergischen Neckarsulm ein umfangreiches Sortiment an Lebensmitteln. „Die Kunden können zwischen zahlreichen Markenartikeln, regional hergestellten Produkten, attraktiven Eigenmarken, Bio-Produkten und Fairtrade-Artikeln wählen“, teilt Kaufland auf Anfrage mit. Ergänzt werde das Lebensmittelangebot durch Haushaltswaren, Elektroartikel, Textilien, Schreibwaren, Spielwaren und Saisonartikel sowie durch wöchentliche Aktionsware.

Wie viel sich Kaufland die Übernahme des Westerwälder Supermarktes und die Modernisierung kosten lässt, dazu will sich die Kette nicht äußern. Man gebe „zu Investitionen grundsätzlich keine Auskunft“, heißt es aus der Firmenzentrale in Baden-Württemberg. Auskunftsfreudiger zeigt man sich unterdessen, was die Zukunft der bisherigen Real-Mitarbeiter angeht. „Wir integrieren alle Real-Mitarbeiter, die zum Übergangsdatum in einem gültigen Vertragsverhältnis mit Real sind“, teilt Kaufland hierzu mit.