Zuletzt wurden die Netzbereiche der Netzkopplungspunkte Höhr-Grenzhausen und Ransbach-Baumbach mit 17.327 Gasgeräten auf H-Gas umgestellt. Damit ist der Bereich Westerwald der erste im Netzgebiet der ENM, der von L-Gas auf H-Gas umgestellt ist. Dort strömt nur noch das Erdgas mit dem höheren Brennwert durch die Leitungen, das im Wesentlichen aus Skandinavien und Russland geliefert wird.
„Um diese Mammutaufgabe zu bewältigen, waren insgesamt zehn spezialisierte Unternehmen in unserem Auftrag im Einsatz. Insgesamt 180 Monteure waren im Westerwald unterwegs, um die notwendigen Arbeiten zu erledigen“, zieht Projektleiter Andreas Weiland eine Bilanz. Die Umstellung auf eine andere Gasqualität war deshalb notwendig, weil die L-Gas-Vorkommen in den Niederlanden zur Neige gehen und die Förderung schrittweise eingestellt wird. Die Erdgasumstellung betrifft Netzgebiete im Nordwesten und Westen Deutschlands, die bisher mit L-Gas versorgt gewesen sind.
Damit die vier Schalttermine im Jahr 2021 reibungslos über die Bühne gehen konnten, waren umfangreiche Vorarbeiten notwendig. So mussten Monteure zwei Jahre zuvor in sämtlichen Haushalten die vorhandenen Gasgeräte erfassen, um sie später auf das H-Gas anpassen zu können. In der Regel mussten die Energienetze Mittelrhein hierfür neue Düsen für die einzelnen Heizungsanlagen beschaffen. Bei anderen, vor allem älteren Geräten waren umfangreichere Arbeiten nötig.
Zunächst waren 1683 Gasgeräte als nicht anpassbar ausgewiesen. Umfangreiche Recherchen hatten oft ergeben, dass vermeintlich nicht mehr lieferbare Ersatzteile doch noch am Markt beschaffbar waren. Außerdem stellte sich in einigen Fällen heraus, dass die begehrten H-Gas-Düsen seinerzeit bei der Aufstellung der Heizungsanlage mit ausgeliefert worden waren. „Diese fanden sich dann nicht selten im jeweiligen Heizungsraum der Kunden“, schildert der Projektleiter.
Die Anstrengungen des Netzbetreibers führten im Westerwald unterm Strich dazu, dass die Zahl nicht anpassbarer Geräte von ursprünglich 1683 auf 262 reduziert werden konnte. Die Quote nicht anpassbarer Geräte ist mit 0,6 Prozent im bundesdeutschen Vergleich verschwindend gering.
Nicht nur in Privathaushalten musste die Netzgesellschaft der Energieversorgung Mittelrhein (evm) tätig werden. Auch 5683 Spezialanlagen bei 153 Sondervertrags- und Großkunden waren anzupassen. Dort waren bis zu 50 Experten des spezialisierten Unternehmens Elmatic im Einsatz. Teilweise ging es im Westerwald hierbei um komplexe Feuerungsanlagen der Keramik- und Glasindustrie. Diese stellten eine besondere Herausforderung dar, da die entsprechenden Einstellungen der Anlagen unmittelbaren Einfluss auf die Qualität der Glas- und Keramikprodukte haben.
Insgesamt waren vom Umstellungsprojekt im Westerwald 96 Städte und Gemeinden betroffen, die an vier Schaltterminen während des Jahres 2021 von L- auf H-Gas umgestellt wurden. Die einzelnen Aufschaltungen verliefen problemlos, sodass das Netzgebiet Westerwald der ENM nun vollständig mit H-Gas versorgt wird.