Steinen. Für den eigenen Kartoffelacker hat Karsten Güttler aus Steinen Ackergeräte aus ganz Deutschland zusammengesucht. Der 48-jährige Maschinenbauingenieur betreibt seinen 1250 Quadratmeter großen Acker nämlich nur mithilfe von Arbeitspferden. Die dafür erforderlichen, funktionsfähigen Ackergeräte sind heute schwer zu finden. Oft stehen sie in Vorgärten zur Dekoration und sind witterungsbedingt verrostet. „Alte Geräte gibt es noch viele, jedoch wenige, die in einem brauchbaren Zustand sind“, sagt der Hobbylandwirt.
Rund 10.000 Kilometer ist Güttler durch Deutschland gefahren. Mittlerweile ist er stolzer Besitzer einer Hacke, die aus dem 19. Jahrhundert stammt und noch voll funktionsfähig ist. Außerdem stehen in seiner Garage ein Schälpflug, Schleuder-egge, Saategge, Schleuderroder und viele mehr. Die Ackergeräte stammen aus den 30er- und 50er-Jahren, bevor die Arbeitspferde in der Landwirtschaft durch Maschinen ersetzt wurden. Viele Stunden hat Güttler damit verbracht, die historischen Geräte zu restaurieren. Ein paar wenige Landmaschinenhändler gibt es noch. „Dennoch ist es schwierig, an Ersatzteile zu kommen“, sagt Güttler. Heute arbeiten nur noch etwa 40 bis 50 Betriebe in Deutschland teilweise oder ganz mit Pferdezug.
Mit Blick auf die Umwelt bringt der Einsatz von Pferden in der Forst- und Landwirtschaft einige Vorteile mit sich: Statt Diesel benötigen die Tiere lediglich nachwachsende Rohstoffe wie Heu und Gras. Außerdem ist Pferdemist ein wertvoller Dünger. Darüber hinaus profitiert auch der Boden davon, dass keine schweren Maschinen zum Einsatz kommen. Denn so ist die Bodenverdichtung geringer, wodurch mehr Wasser aufgenommen und Kohlenstoffdioxid gebunden werden kann. Vor allem beim biologischen Gemüseanbau ist der Pferdebetrieb klar im Vorteil. Denn weil dabei auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet werden muss, sind regelmäßige und präzise Pflegearbeiten notwenig. Die breiten Reifen sind im Gegensatz zu den Hufen der Pferde dabei eher hinderlich.
Ein weiterer Punkt: Menschen wie Karsten Güttler, die trotz der fortgeschrittenen Maschinen in der Landwirtschaft das Handwerk des Fuhrmanns bevorzugen, sorgen dafür, dass das Kulturgut erhalten bleibt.
Von unserer Reporterin Verena Hallermann