Mehr Leben für den Saynbach: Für Bachforellen, Kinder und Hochwasserschutz in Selters
Mal ist das Bachbett breiter, mal etwas tiefer und Böschungen sind abgeflacht. Es teilt sich in einen Hauptlauf und einen ruhigeren Seitenarm. Die so entstandene Insel ist über Trittsteine erreichbar. Eine Sitztreppe aus Selterser Trachyt lädt ein, sich in Ufernähe aufzuhalten. Drei Dinge waren allen Beteiligen von Anfang an wichtig: Die Renaturierung sollte den Hochwasserschutz und den Lebensraum von Tieren verbessern und das Gewässer für die Menschen – vor allem Kinder und Jugendliche – erlebbar machen.
20 Institutionen waren eingebunden
Bis dahin war es ein weiter Weg, denn viele Ämter mussten gehört werden, und sich ändernde Gesetze verzögerten das Vorhaben, wie die Stadt in einer Pressemitteilung schreibt. Ariane Schneider von der VG-Verwaltung Selters bezeichnete sich selbst als „Nadelöhr“, sie hat alle Stellungnahmen, Genehmigungen und Förderungen koordiniert. Vom Besitzer, dem Fürsten zu Sayn, bis zu Umweltorganisationen hatten 20 Einrichtungen Mitsprache. Sogar ein Kampfmittelgutachten wurde erstellt.
90 Prozent finanziert Aktion Blau plus
Rund 350.000 Euro wird der Rückbau des Saynbachs an dieser Stelle kosten. Davon trägt das Land Rheinland-Pfalz 90 Prozent in der Aktion Blau plus. Thomas Meuer von der Oberen Wasserbehörde hatte im Prozess fachlich beraten, das Vorhaben mitgeplant und die Förderung abgewickelt. Roland Mauden, Leiter der Oberen Fischereibehörde, hatte in der Planung Änderungen eingebracht, damit das Gewässer künftig als Lebensraum für Fische geeignet ist.
Damit konnten weitere 5 Prozent Förderung durch die Stiftung Natur und Umwelt erreicht werden. Am Ufer stehend zeigte Mauden auf bereits zurückgekehrte Fische im Saynbach. Er rechne damit, dass sich bis im Frühjahr 2025 die Bestände von Döbel, Rotaugen und Elritzen wieder erholt haben und die von Bachforellen, Gründlingen, Bachschmerlen und Groppen deutlich zunehmen werden. Vor allem der neu geschaffene ruhigere Seitenarm sei bestens geeignet für Jungfische, sagt Mauden.
Weitere Pflanzungen geplant
Innerhalb von zwei Monaten haben zwei Bagger der Firma Reuscher Tiefbau 300 Lkw-Ladungen Erde bewegt. Zufrieden blickten Baggerfahrer Hartmut Gerhard, Bauleiter Alexander Jex und der technische Leiter Steffen Pfau auf das Ergebnis ihrer Arbeit. Markus Lukes vom Planungsbüro Dr. Siekmann und Partner hatte die Bauleitung und die Ausführung geplant. An seiner Seite arbeitete Laura Berresheim als ökologische Baubegleitung. Sie spricht davon, dass auf der Insel noch zwei bis drei Bäume gepflanzt werden sollen und eine Gehölzhecke zum Ausgleich für die vorher gerodeten Büsche. Außerdem sollen Weiden am Ufer zusätzlich für Halt zwischen den Steinen sorgen.
Lasst uns versiegelte Flächen wieder aufreißen, wo es möglich ist, und sie bepflanzen.
Stadtbürgermeister Rolf Jung appelliert an seine Mitbürger.
Stadtbürgermeister Jung bedankte sich bei allen Beteiligten und sprach seine große Zufriedenheit mit dem Ergebnis und der Zusammenarbeit aus, wie beispielsweise mit Roger Best von der Unteren Wasserbehörde, welche die Renaturierung genehmigen musste, aber auch mit dem Stadtrat und dem Beigeordneten Volker Hummerich. Fertig ist das Areal noch nicht, obwohl der angrenzende Skaterpark kürzlich bereits erweitert wurde.
Mit Ergebnis sehr zufrieden
Die Stadt möchte die Treppen von der höheren Rheinstraße durch eine barrierefreie Lösung ersetzen und langfristig auch obere Bereiche des Saynbachs renaturieren. Mit Blick auf den Hochwasserschutz und ein grüneres Selters hat Stadtbürgermeister Rolf Jung einen Wunsch an alle Bürger: „Lasst uns versiegelte Flächen wieder aufreißen, wo es möglich ist, und sie bepflanzen.“