Der Brauch eines Marienmonats ist im Mittelalter entstanden, wobei zunächst heidnische Frühlingsfeste christlich gedeutet und inhaltlich gefüllt wurden. Im 17. Jahrhundert wurden mehr und mehr Gebete zur Gottesmutter Maria im Mai üblich. Die marianischen Maiandachten hatten ihren Ursprung 1784 in Ferrara und gelangten über die Schweiz, Frankreich und Belgien nach Deutschland und Österreich. Sie entwickelten sich parallel zu den Marienwallfahrten. Am 1. Mai 1841 feierten drei Ordensfrauen der Schwestern vom Guten Hirten im Konvent Haidhausen bei München die erste Maiandacht auf deutschem Boden, 1842 ist sie in Aachen bezeugt, und bis 1860 hatte sie sich zur bedeutendsten marianischen Andachtsform entwickelt.
Zahlreiche Kirchenlieder beschäftigen sich auch mit Maria als der Muttergottes, die besonders im Mai im Blick steht: So etwa in dem alten katholischen Lied „Maria, Maienkönigin, dich will der Mai begrüßen“. In manchen katholischen Familien und Gegenden werden auch traditionell häusliche Maiandachten gefeiert. Dazu errichtet man einen kleinen „Maialtar“, bei dem eine mit Blumen geschmückte Marienfigur oder ein Marienbild im Mittelpunkt steht, und versammelt sich am Abend zum Gebet.
Die Sinnenfreudigkeit – reicher Blumenschmuck und viele Kerzen vor einem Marienbild, gemütvolle Lieder, eventuell verbunden mit einer Anbetung vor dem Allerheiligsten und sakramentalem Segen – und ihr inniger Charakter – Maria, die uns als Mensch nahesteht, die Möglichkeit, private Anliegen im Gebet vor Gott zu tragen – sprechen heute die Menschen wieder mehr an. hpm