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Westerwald

Literaturtage und Denkbares: Ein Fest für Kulturfans

Von Markus Gerhold
Sie präsentierten das Programm der 16. Auflage der Westerwälder Literaturtage und der Reihe Denkbares (von links): der Westerwälder Landrat Achim Schwickert, Holger Zaborowski, Kultur-Staatssekretär Salvatore Barbaro, Martin W. Ramb, Jürgen Hardeck (hinten), Maria Bastian-Erll und Günter Knautz, Beigeordneter des Kreises Altenkirchen.  Foto: Sascha Ditscher
Sie präsentierten das Programm der 16. Auflage der Westerwälder Literaturtage und der Reihe Denkbares (von links): der Westerwälder Landrat Achim Schwickert, Holger Zaborowski, Kultur-Staatssekretär Salvatore Barbaro, Martin W. Ramb, Jürgen Hardeck (hinten), Maria Bastian-Erll und Günter Knautz, Beigeordneter des Kreises Altenkirchen. Foto: Sascha Ditscher

Welche Bedeutung die Westerwälder Literaturtage im Lauf der vergangenen 15 Jahre bekommen haben, macht sich schon daran bemerkbar, dass bei der Pressekonferenz zu ihrer 16. Auflage rund 20 Vertreter aus dem Kreis der Veranstalter, der Unterstützer und der Politik am Tisch sitzen. Und mittendrin mit einem Lächeln Maria Bastian-Erll.

Lesezeit: 3 Minuten
Sie ist schon seit einigen Jahren so etwas wie die zentrale Figur der Kulturreihe und hat Grund, zufrieden zu sein. Schließlich kann sie wieder einmal ein abwechslungsreiches Programm mit spannenden Akteuren präsentieren. Das Heft mit dem blauen Einband ist dick geworden. Auf mehr als 50 Seiten führt es auf, wer ...
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Mit viel Luther geht's durch das Literatur-Jahr

Westerwald. Keine Frage: Bücherfans in der Region kommen an den Westerwälder Literaturtagen eigentlich nicht mehr vorbei. Zumal sich die 16. Auflage der Veranstaltung wieder über die Landkreise Altenkirchen – wo die Reihe ihren Ursprung nahm –, Neuwied und den Westerwaldkreis erstreckt. Es sollte also für jeden ein erreichbares Ziel dabei sein. Aber auch inhaltlich wartet die Veranstaltungsreihe wieder mit einer Menge Abwechslung auf. Mehr als 30 Veranstaltungen kommen von Ende April bis Anfang Oktober zusammen, die Besucher können aus einer großen Bandbreite wählen: von Krimi über Kabarett bis zur literarischen Auseinandersetzung mit dem Glauben. Speziell Letzteres gerade in diesem Jahr.

Denn die Kulturreihe greift unter anderem den 500. Jahrestag von Martin Luthers Anschlag seiner 95 Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg und damit den Beginn der Reformation auf. Unter dem Motto des Kultursommers, „Epochen und Episoden“, beschäftigt sich die Reihe in Sachbüchern, Romanen und Erzählungen mit Geschichte und Geschichten – vergangenen und gegenwärtigen. Hier ein Überblick über die verschiedenen Veranstaltungen bis zur Sommerpause:

Bruno Preisendörfer
Bruno Preisendörfer
Foto: David Biene

Die Auftaktveranstaltung ist diesmal zu Gast in Neuwied. Dort liest am Donnerstag, 27. April, um 19 Uhr Bruno Preisendörfer im Roentgen-Museum aus seinem Werk „Als unser Deutsch erfunden wurde“. Es wird eine Reise in die Luther-Zeit. Preisendörfer schaut dem Theologen und vielen seiner Zeitgenossen über die Schulter. Tags darauf, am 28. April, stellt der Autor sich und sein Werk dann um 19.30 Uhr im Pfarrer-Ninck-Haus in Westerburg vor.

Kabarettistisch geht es am Donnerstag, 4. Mai, weiter. Martin Graff tritt ab 19 Uhr im KulturHaus Hamm auf und liest aus „Der lutherische Urknall. Die Franzosen und die Deutschen“. Der Elsässer Pfarrer, Journalist, Autor, Kabarettist und Filmemacher vertritt die These, dass die Ursachen der „Hass-Liebe“ zwischen Deutschen und Franzosen in eben diesem „Urknall“ zu suchen sind.

Akos Doma
Akos Doma
Foto: P. Klotzek

Akos Doma präsentiert am Freitag, 5. Mai, ab 19 Uhr im Breidenbacher Hof in Betzdorf die Geschichte um eine dramatische Flucht aus dem sozialistischen Ungarn. Im Roman „Der Weg der Wünsche“ verarbeitet er auch seine Erfahrungen, denn der 1963 in Budapest geborene Autor verließ selbst als Jugendlicher mit seiner Familie seine Heimat. Die Moderation des Abends übernimmt mit Bernhard Robben ein preisgekrönter Literaturübersetzer.

In einer szenischen Lesung begeben sich Ute Marie Lerner und Mark Weigel am Mittwoch, 10. Mai, ab 20 Uhr in der Wied Scala in Neitersen auf die Spuren von Klaus und Erika Mann. Die berühmten Thomas-Mann-Kinder waren Schriftsteller, Bohémiens, Antifaschisten, auf der Flucht und Suchende. Lerner und Weigel nähern sich in ihrem Auftritt den Künstlern Klaus und Erika Mann ebenso wie den Menschen.

Leonhard Horowski
Leonhard Horowski
Foto: Thorsten Wulff

Um Macht und Spiele an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts geht es am Donnerstag, 11. Mai, um 19 Uhr, wenn Leonhard Horowski aus „Das Europa der Könige“ liest. Geistreich und mit trockenem Humor führt der Autor an die Höfe großer Monarchen zwischen Moskau und Madrid. Er begleitet Herzöge und Prinzessinnen auf Bälle und zu Duellen, schielt in schlecht beheizte Gemächer und Nischen und zeigt, wie Politik gemacht wird. Es ist ein buntes, schwungvoll erzähltes Porträt einer Epoche, das Horowski auf Schloss Schönstein in Wissen präsentiert.

Die Fortsetzung seiner Krimireihe um Kommissar Gereon Rath präsentiert Volker Kutscher am Freitag, 12. Mai, ab 20 Uhr im Alten Bahnhof in Puderbach. „Lunapark“ heißt das sechste Werk der Reihe, die inzwischen Mitte der 30er-Jahre und in der Nazi-Zeit angekommen ist. Rath legt sich darin mit einem SA-Sturm und der Berliner Unterwelt an.

Hanns-Josef Ortheil
Hanns-Josef Ortheil
Foto: Verlag

Mit „Glaubensmomente“ hat Hanns-Josef Ortheil sein Werk überschrieben, aus dem er am Donnerstag, 18. Mai, ab 19 Uhr liest. Der Mitbegründer der Westerwälder Literaturtage hätte sich wohl keinen schöneren Ort als die Annakapelle der Abtei Marienstatt für diese Lesung aussuchen können. Er hat in seinen autobiografischen, zeitgeschichtlichen und historischen Romanen immer wieder Glaubensmomente dargestellt, in denen die handelnden Akteure sich mit Bruchstücken der christlichen Überlieferung beschäftigen.

Oliver Steller spielt Gitarre, rezitiert und singt sein neues Programm, in dem 17 Dichterinnen vorkommen. Am Freitag, 19. Mai steht er damit in der Galerie Lebek in Bad Marienberg ab 19 Uhr auf der Bühne und widmet sich unter anderem den Werken von Annette von Droste-Hülshoff, Else Lasker-Schüler oder Hilde Domin.

Zeitgleich geht es in Bad Hönningen kulinarisch zur Sache. Ebenfalls am 19. Mai ab 19 Uhr stellt Thomas Corell sein Buch „Kochen im Hause Luther“ in der Evangelischen Öffentlichen Bücherei in Bad Hönningen vor und verspricht ein lebendiges Potpourri aus Kochen, Wissen und Genießen. Das Team der Bücherei greift die kulinarischen Anregungen auf und wird seine Gäste nach der Lesung mit einigen Leckerbissen und echtem Luther-Bier verwöhnen.

Der Lokschuppen am Bahnhof Westerburg ist Ausgangspunkt einer literarischen Reise, auf die Benjamin Monferat seine Mitstreiter am Sonntag, 21. Mai, ab 18 Uhr ins Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts mitnimmt. „Der Turm der Welt“ ist die spannende Geschichte um einen geplanten Anschlag zum Ende der Weltausstellung im Jahr 1889 auf das Symbol der Schau – den Eiffel-turm. Die Eintrittskarte für die Lesung in Westerburg berechtigt auch zu einer Zugfahrt von Au nach Westerburg und zurück. Abfahrt in Au ist um 16.20 Uhr, unterwegs gibt es eine literarisch-musikalische Einstimmung mit Chansons und Texten.

Paul Maar
Paul Maar
Foto: Jörg Schwalfenberg

Paul Maar war bereits im vergangenen Jahr mit seinen Geschichten um das fliegende Kamel Akteur der Literaturtage. Jetzt hat der berühmte Kinderbuchautor neuen Schabernack von seinem Helden Nasreddin Hodscha zu präsentieren. In bewährter Manier hat er sich die Capella Antiqua Bambergensis ins Boot geholt, um sein kurzweiliges, facettenreiches und einzigartiges interkulturelles Live-Projekt in deutscher und türkischer Sprache zu inszenieren. Am Donnerstag, 25. Mai, treten sie um 16 Uhr im Kulturwerk Wissen auf.

Richard David Precht
Richard David Precht
Foto: Amanda Berens

Ebenfalls im Kulturwerk Wissen ist mit Richard David Precht am Mittwoch, 31. Mai, ab 19 Uhr einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum zu Gast. „Tiere denken: Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen“ heißt seine kritische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch und Tier. Die Moderation an diesem Abend übernimmt Michael Au, der aus Hamm/Sieg stammende Literaturreferent des Landes Rheinland-Pfalz und stellvertretende Leiter der Kulturabteilung des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.

Unter dem Titel „Was wollt ihr denn? Schöne Musik und einige Fragen“ tritt das Ensemble Der Geheime Küchenchor am Donnerstag, 1. Juni, ab 19 Uhr im Kulturwerk Wissen auf. Der selbst ernannte muntere und produktive Teil der vielfarbigen Chorszene des Westerwalds wirft einen Blick auf Lebensmodelle, hinterfragt Werte und will Antworten mit Musik und vertonten Texten geben.

Noch einmal um Martin Luther geht es am Mittwoch, 7. Juni, ab 19.30 Uhr im Pfarrsaal der katholischen Kirchengemeinde Hachenburg, wenn Feridun Zaimoglu aus seinem Roman „Evangelio“ liest. Darin setzt sich der Schriftsteller mit Luthers Zeit in Gefangenschaft auf der Wartburg auseinander.

Carmen Korn
Carmen Korn
Foto: Jörg Brockstedt

Carmen Korn verwebt in „Töchter einer neuen Zeit“ deutsche Geschichte mit vier bewegten Frauenleben. Eine davon ist Henny Godhusen, die 1919 die Hebammenausbildung an der Hamburger Frauenklinik Finkenau beginnt. Drei Frauen begleiten sie auf ihrem Weg: die rebellische Käthe, Ida, Tochter aus wohlhabendem Hause, und die junge Lehrerin Lina. Am Donnerstag, 8. Juni, liest Korn ab 19 Uhr im Martin-Luther-Saal der evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen aus ihrer Trilogie, deren zweiter Band im Juni erscheint.

Das Weingut Mohr in Leutesdorf ist Schauplatz eines Abends mit dem Islamwissenschaftler Lutz Berger. In seinem Buch „Die Entstehung des Islam“ stellt er dar, wie innerhalb von 100 Jahren der Islam und das Weltreich der Kalifen entstanden und die politischen und kulturellen Koordinaten der Welt veränderten. Die Lesung beginnt am Freitag, 9. Juni, um 19 Uhr.

Maiken Nielsen
Maiken Nielsen
Foto: Cadeline Nagel

Auf eine literarische Reise mit dem Zeppelin begibt sich Maiken Nielsen am Donnerstag, 22. Juni, ab 19 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hamm. „Und unter uns die Welt“ lautet der Titel ihres Romans um den Protagonisten Christian Nielsen. Die Journalistin erzählt die Zeppelin-Ära anhand der Lebens- und Liebesgeschichte ihres Großvaters – ein Stoff für einen großen Roman.

Eine mutige Frau nimmt ihr Schicksal in die Hand – und revolutioniert die Post. Das ist, kurz und knapp zusammengefasst, der Inhalt von Helga Glaeseners Roman „Die Postmeisterin“. Am Freitag, 23. Juni, stellt sie ab 19.30 Uhr ihr Werk im Historischen Rathaus in Unkel vor.

Neue Perspektiven will Michael Hochgeschwender am Donnerstag, 29. Juni, ab 19 Uhr im Hotel Glockenspitze in Altenkirchen aufzeigen. Der Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München beschreibt die Amerikanische Revolution und ihre Folgen aus Sicht von Briten, Indianern, Schwarzen und Frauen.

Gert Scobel
Gert Scobel
Foto: Gaby Gerster

Gert Scobel legt mit „Der fliegende Teppich“ eine Diagnose der modernen Welt vor, ihrer Probleme und Charakteristiken. Vielen ist der Autor, Philosoph und Theologe als Moderator der Sendung bekannt, die seinen Namen trägt. Am Sonntag, 2. Juli, kommt Scobel zu Lesung und Gespräch nach Montabaur ins Kunst- und Kulturzentrum b-05. Die Veranstaltung, die um 18 Uhr beginnt, moderieren Martin W. Ramb und Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski, Begründer der Gesprächsreihe Denkbares.

  • Das gesamte Programm gibt's auf der Seite ww-lit.de, Karten ebenfalls. Das gedruckte Heft ist in Buchhandlungen, Büchereien und Volkshochschulen und in den rzShops erhältlich. Es kann zudem unter der Telefonnummer 02742/1874 bestellt werden.
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