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Westerwaldkreis

Nach Diskussion um Nutzung von Brachflächen: „Keine guten Böden brachlegen“

Von Katrin Maue-Klaeser
Der Weizen steht gut auf dem Feld von Matthias Müller, Vorsitzender des Westerwälder Kreisbauernverbands. Dieser Acker hat ziemlich genau die Größe und auch die Qualität der Fläche, die der Landwirt in diesem Jahr als ökologische Vorrangfläche stilllegen muss.  Foto: Röder-Moldenhauer
Der Weizen steht gut auf dem Feld von Matthias Müller, Vorsitzender des Westerwälder Kreisbauernverbands. Dieser Acker hat ziemlich genau die Größe und auch die Qualität der Fläche, die der Landwirt in diesem Jahr als ökologische Vorrangfläche stilllegen muss. Foto: Röder-Moldenhauer

Einigen Widerspruch, aber auch viel Zustimmung haben der Westerwälder Kreisbauernchef Matthias Müller und seine Kollegen aus den Kreisen Altenkirchen und Neuwied für ihre Forderung erhalten, auch in Deutschland und damit im Westerwald ökologisch wichtige Brachflächen vorübergehend wieder für den Ackerbau freizugeben. Auf Anfrage unserer Zeitung konkretisiert Müller sein Anliegen.

Lesezeit: 2 Minuten
Kreisbauernchef Matthias Müller nennt zudem auch weitere Möglichkeiten, um der heimischen Lebensmittelproduktion neuen Vorschub zu leisten. Sein zentrales Argument ist fachlicher Natur: „Es geht nicht um das Umpflügen unwirtschaftlicher Flächen, auf denen sich bereits besondere Biodiversität gebildet hat“, stellt er klar. Denn, da stimmt Müller seinem Kollegen und früheren Schulkameraden ...
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CDU im Kreistag unterstützt Anliegen der Wäller Bauern

Zum jüngsten CDU-„Impulse“-Gespräch begrüßte Stephan Krempel als Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion Vertreter des Kreisbauernverbandes zum Austausch mit den konservativen Politikern. Dies geht aus einer Pressemitteilung der CDU hervor. Kreisbauernchef Matthias Müller und das jüngste Kreisvorstandsmitglied Sören Müller erläuterten die Anliegen der Westerwälder Landwirte.

Die Bedeutung der Landwirtschaft im Kreis, Nahrungsmittelkrise, Direktvermarktung, Klimaschutz und wirtschaftliche Herausforderungen waren nur einige der Punkte, die Müller aus Sicht der heimischen Landwirtschaft bewertete. Die Struktur der Westerwälder Landwirtschaft habe sich verändert: Es gebe wieder mehr als 50 Prozent Nebenerwerbslandwirte. In der Mehrzahl gut ausgebildet, bildeten sie eine wichtige Säule bei der Bewirtschaftung der Flächen. Für Haupterwerbslandwirte sei die Betriebsnachfolge eine existenzielle Frage. Müller hält weitere Initiativen zur Werbung von Berufsnachwuchs für erforderlich. Hier strebt der Bauernverband auch eine Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises an. Müller mahnte angesichts der drohenden Nahrungsmittelkrise einen sorgsamen Umgang mit landwirtschaftlich genutzten Flächen an. So habe er erhebliche Bedenken gegen die Inanspruchnahme produktiver Flächen durch Fotovoltaik-Freiflächenanlagen. Es seien kurz- und langfristige Maßnahmen zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung sowie zur Kostendämpfung auf den Weg zu bringen. Als Beispiel nannte Müller die Nutzung von Gülle als Dünger. Der Kreisbauernchef erneuerte das Angebot, mit Geräten und Fahrzeugen für den Einsatz beim Katastrophenschutz bereitzustehen. Nach einer Bestandserhebung könnten konkrete Schutzpläne erarbeitet werden. Die CDU-Kreistagsfraktion machte deutlich, dass sie dieses Angebot im Kreistag gerne aufgegriffen habe. Der Bauernverband will die Zusammenarbeit mit den Kommunen weiter pflegen – etwa hinsichtlich der Wirtschaftswege, der Heckenpflege und Gräben oder auch umweltfreundlicher Mähmethoden. Stephan Krempel machte abschließend deutlich: „Gemeinsam wollen wir die Fragen angehen, zumal mit Annette Aller eine aktive Landwirtin der Fraktion angehört.“

Biogasanlagen mit mehr Gülle und weniger Mais füttern

Es gibt im Westerwald gute Ackerböden, die der Lebensmittelerzeugung dienen könnten, derzeit aber für die Erzeugung regionaler regenerativer Energie genutzt werden: Maisfelder, deren Ertrag vollständig in Biogasanlagen geht. Dies gilt laut Kreisbauernverband für knapp ein Viertel der 1000 Hektar Maisanbaufläche im Westerwaldkreis. Hinzu kommt Mais aus dem benachbarten Hessen.

Acht Biogasanlagen existieren im Kreis, drei davon werden allein mit Gülle betrieben. Die anderen fünf sind sogenannte Nawaro-Anlagen (Nawaro seht für nachwachsende Rohstoffe); in vier davon kommt zur Biogaserzeugung auch Mais zum Einsatz. „Ich denke schon länger darüber nach, wie wir mehr Gülle in den Biogasanlagen veredeln können“, sagt Matthias Müller, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, da der Westerwald als Grünlandregion über eine ausgeprägte Rinderhaltung verfügt. Mit der Nutzung von Gülle als Energieträger würde ein ohnehin vorhandener Reststoff zusätzlich genutzt werden können, ohne zusätzliche Landwirtschaftsfläche zu beanspruchen.

Der Kreisbauernchef selbst betreibt auf seinem Hof bei Irmtraut eine reine Gülle-Biogasanlage. „Dazu gekommen bin ich eigentlich, um den Geruch zu vermeiden“, gesteht der Milchviehhalter.

Jahrzehntelang habe er vor dem Ausbringen der Gülle die Windrichtung geprüft – nur um dann doch Ärger zu bekommen, weil wechselnder Wind die Duftmarke in den nächsten Ort trieb. „Die vergorene Gülle riecht hingegen kaum“, sagt Müller. Zwar ist der Transport von Gülle – im Westerwaldkreis gibt es nach dem Statistischen Landesamt in 282 Betrieben rund 21.000 Rinder (davon etwa 6500 Milchkühe) – energetisch unwirtschaftlich, sagt Müller. Doch während der Bau dezentraler Biogasanlagen zur Nutzung der eigenen Gülle sehr teuer sei, gebe es günstigere Separationsanlagen, um die Gülle in eine feste und eine flüssige Phase zu trennen.

Die Festphase kann mit geringerem Aufwand zur Biogasanlage gebracht werden. „Und auf dem Rückweg kann das fermentierte Substrat als Dünger mitgenommen werden“, rechnet Müller vor. Neben einer Studie über die Potenziale stärkerer Güllenutzung in den Wäller Biogasanlagen, die etwa vom Kreistag initiiert werden könnte, stellt sich Müller eine Unterstützung durch heimische Geldinstitute und möglicherweise sogar kommunal oder genossenschaftlich betriebene Gülle-Biogasanlagen vor, die auch kleineren Tierhaltern eine Teilhabe an der Energieerzeugung durch Gülle ermöglichen und dem einzelnen Landwirt das wirtschaftliche Risiko abnehmen könnten.

Westerwälder Zeitung
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