Westerwaldkreis

IG BAU: Schwarzarbeit schädigt Image der Baubranche im Kreis

Mit verstärkten Kontrollen durch den Zoll versucht der Staat, die Schwarzarbeit in den Griff zu bekommen.
Mit verstärkten Kontrollen durch den Zoll versucht der Staat, die Schwarzarbeit in den Griff zu bekommen. Foto: Gewerkschaft

Wenn billig am Ende teuer wird: Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Lohnprellerei in der Baubranche hätten in der Region einen Millionenschaden verursacht, sagt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und beruft sich dabei auf eine aktuelle Auswertung des Bundesfinanzministeriums.

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Danach kontrollierten Beamte des Hauptzollamtes Koblenz, das auch für den Westerwaldkreis zuständig ist, im vergangenen Jahr insgesamt 423 Baufirmen und leiteten 698 Ermittlungsverfahren ein.

Wegen illegaler Praktiken in der Branche seien dem Staat und den Sozialkassen 48,2 Millionen Euro entgangen. Karl-Heinz Michel, Bezirkschef der IG BAU Wiesbaden-Limburg, spricht von einem „erschreckenden Ausmaß krimineller Energie“. Hier stehe das Image einer ganzen Branche auf dem Spiel.

„Sauber wirtschaftende Firmen dürfen nicht wegschauen, wenn sich Konkurrenten nicht an die Regeln halten. Gerade die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig die Bauwirtschaft als Stütze der Konjunktur auch in der Region ist“, so Michel. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stiegen die Bau-Umsätze in den ersten fünf Monaten des Jahres trotz Pandemie um rund 7 Prozent.

„Das beste Mittel gegen unerlaubte Geschäfte am Bau ist ein fairer Wettbewerb zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Dazu muss sich die ganze Branche bekennen, wenn sie ihren Ruf nicht verspielen will“, sagt der Gewerkschafter.

Die Arbeitgeber hätten in der laufenden Tarifrunde die Chance, die Bauberufe für Fach- und Nachwuchskräfte attraktiver zu machen. Entscheidend sei aber auch, dass der Zoll schwarze Schafe noch stärker in den Blick nehme.

„Es kommt nicht nur auf die Zahl der Kontrollen an, sondern auch auf ihre Qualität. Hier braucht die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mehr Personal“, betont Michel. Laut Finanzministerium waren beim Hauptzollamt Koblenz zu Jahresbeginn lediglich 218 Planstellen besetzt.

Die Zollstatistik geht auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen) zurück. „Schwarzarbeit und Lohnbetrug sind keine Kavaliersdelikte“, so die Arbeitsmarktpolitikerin der IG BAU. „Der Zoll muss gestärkt werden, um flächendeckend kontrollieren und wirksam gegen illegale Machenschaften vorgehen zu können – gerade auf dem Bau.“