Welche Rolle spielte das Umfeld des „Arbeitsscheuen“?
Im Hinblick auf die Rolle der Funktionsträger vor Ort in Nister hat Dr. Markus Müller die Spruchkammerakten von NS-Bürgermeister und Ortsgruppenleiter mit Mühe aufgespürt, denn sie befanden sich nicht in Koblenz (Französische Zone), sondern in Wiesbaden (Amerikanische Zone) und Düsseldorf (Britische Zone). „Bei aller Vorsicht im Umgang mit den Entlastungsdokumenten möchte man doch – auch nach wissenschaftlichem Forschungsstand und zahlreichen Gesprächen mit Historikern – vermuten, dass der örtliche Einfluss unerheblich war“, stellt Müller fest.
„Die Verhaftungen geschahen bewusst überraschend, geplant auf Weisung der Gestapo.“ Interessant ist ein Dokument, in dem Nachkriegsbürgermeister Ernst Hoffmann bereits im November 1945 bestätigt, dass Schäfers Verwandten zum letzten Mal ein Lebenszeichen von ihm aus dem KZ Auschwitz erhielten. „Es belegt, dass man durchaus sehr früh von Auschwitz wusste, aber sicherlich die Tragweite zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen konnte“, so Müller. Bei der Befragung der Zeitzeugen sei deutlich geworden, dass der NS-Stempel des „Arbeitsscheuen“ bis heute nachwirkt. Dabei sei August Schäfer bis zur aufziehenden Weltwirtschaftskrise einer geregelten Arbeit nachgegangen, war sogar Vorarbeiter und baute nebenher ein Haus.