Westerwaldkreis

„Gottes Zeitansage gilt“: Kirchenpräsident Volker Jung zu Gast in Höhr-Grenzhausen

In der Evangelischen Kirche Höhr-Grenzhausen haben sechs Kirchengemeinden einen gemeinsamen „Kirchentagssonntag“ gefeiert - als Vorbereitung auf den Deutschen Evangelischen Kirchentag. Zu Gast war der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung.
In der Evangelischen Kirche Höhr-Grenzhausen haben sechs Kirchengemeinden einen gemeinsamen „Kirchentagssonntag“ gefeiert - als Vorbereitung auf den Deutschen Evangelischen Kirchentag. Zu Gast war der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung. Foto: Peter Bongard/Evangelisches Dekanat

Die Vorfreude steigt: Am 7. Juni beginnt der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag, zu dem rund 100.000 Menschen erwartet werden. Rund vier Monate vorher haben viele Christen deutschlandweit zum „Kirchentagssonntag“ eingeladen – zu Gottesdiensten, die Lust auf die Großveranstaltung in Nürnberg machen wollen.

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Im Evangelischen Dekanat Westerwald schlossen sich laut einer Pressemitteilung des Dekanates die sechs Kirchengemeinden Alsbach, Höhr-Grenzhausen, Montabaur, Neuhäusel, Ransbach-Baumbach/Hilgert und Wirges zusammen und feierten in der Evangelischen Kirche Höhr-Grenzhausen mit viel Musik, einem besonderen Abendmahl und einem besonderen Gast: Der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, predigte dort über das Motto des Kirchentags: „Jetzt ist die Zeit“ – Ein Satz aus dem Markus-Evangelium, der nach einer „Zeitenwende“ besonders aktuell ist.

In den vergangenen Jahren ist viel passiert. Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Klimakrise: Wir leben in einer Zeit, in der es schwierig ist, Mut und Orientierung zu bewahren. „Viele Gewissheiten sind zusammengebrochen“, fasst der Kirchenpräsident während seiner Predigt zusammen. Doch er glaubt, dass Gottes „Zeitansage“ nicht nach menschlichen Uhren tickt. Es geht darum, Jesus Christus als Vorbild zu nehmen, also das Herz Gott zuzuwenden und ihn um Kraft und Orientierung zu bitten, glaubt Jung – und dann etwas Gutes in der Welt zu bewegen. „Denn Gottes Zeitansage begleitet uns durch alle Zeiten. Er ist uns nah. Auch nach der Zeitenwende“, sagt Jung.

Für die Kirche gilt das ebenso: „Wir werden auch mit weniger Mitgliedern und weniger Geld eine Kirche mit Ausstrahlung und Kraft sein, wenn wir auf Gottes Kraft vertrauen“, glaubt Jung und ermutigt, den inneren „Selfie-Modus“ abzuschalten und stattdessen auf die Welt da draußen zu schauen – auf das, was die Menschen von der Kirche brauchen. Auch wenn es um die aktuellen Fragen unserer Zeit geht. „Neulich hat mir jemand gesagt, dass sich die Kirche nicht um Klimaschutz und die jetzige Welt kümmern sollte, sondern um die Vorbereitungen auf die ,künftige Welt‘. Das missachtet, dass diese Welt Gottes Welt ist. Deshalb gehört die Frage der Klimagerechtigkeit zum christlichen Auftrag dazu“, unterstreicht der Kirchenpräsident.

„Wir werden auch mit weniger Mitgliedern und weniger Geld eine Kirche mit Ausstrahlung und Kraft sein, wenn wir auf Gottes Kraft vertrauen.“

Davon ist Kirchenpräsident Volker Jung überzeugt.

Ebenso wie die nach Frieden – obwohl dieser Auftrag in der heutigen Zeit besonders herausfordernd ist. „Jesus war gewaltlos und hat Gewalt ertragen. Das kann man aber nicht zu einer allgemeinen Forderung erheben, denn das lässt dem Unrecht freien Lauf“, sagt Jung, ergänzt aber: „Frieden kann trotzdem nicht mit Waffen geschaffen werden. Doch in dieser Situation geht es vermutlich nicht anders. Unsere Aufgabe als Christinnen und Christen ist es, das Gespräch zu suchen und vor allen Dingen für den Frieden zu beten.“

Mut und Orientierung in unruhigen Zeiten – Mit dieser Einstellung blicken viele Christen immer noch in die Zukunft und auf den Kirchentag. In der gut besuchten Kirche in Höhr-Grenzhausen war das spürbar in der Gemeinschaft, im gemeinsamen Singen und Beten und im Abendmahl. Ein Gottesdienst, in dem viele eine Stimme fanden: die Pfarrer, aber auch die Gemeindemitglieder.

In kurzen Statements brachten sie ihre Sorgen über die Umwelt oder den Krieg, aber auch die Hoffnung auf die Ökumene, auf die Kraft des Gebets, auf das Zusammenstehen gegen Hass und Gewalt zum Ausdruck. Zu Herzen gingen auch die Klänge des Posaunenchors unter der Leitung von Uli Glomb mit Musikern aus unterschiedlichen Gemeinden. Außerdem begleitete Pianist Volker Siefert den Gottesdienst und das ungewöhnliche Abendmahl: Die Menschen bildeten im Innenraum der Kirche einen großen Kreis und ließen sich viel Zeit für Brot, Wein und Saft. Ein zeitlos schönes Zeichen der Gemeinschaft – nicht nur vor einem Kirchentag. red