Mitten zwischen modernen, sehr technisch wirkenden Gebäuden der Westerwald-Brauerei in Hachenburg lugt ein kleines Fachwerkgebäude hervor. Es ist die Keimzelle der „Hachenburger“, der Grün’sche Hof, benannt nach der Familie gleichen Namens. Stadtschultheiß Johann Wilhelm Grün (1642 bis 1697) hatte den Hof Ende des 17. Jahrhunderts erworben. Von dem Hof stammte die wohl bekannteste Tochter der Löwenstadt, Albertine von Grün (1749 bis 1792), eine Dichterin der Goethezeit.
Vorbei an dunklen, niedrigen Gängen und alten Geräten geht es hinein in die Urzelle der Brauerei. Der heute recht geräumige und relativ hohe Keller wird von Kerzenleuchtern erhellt. Aus Zapfhähnen fließt das Zwickelbier praktisch direkt aus der Wand. Hier kann sich jeder das noch unfiltrierte Bier selbst zapfen. Es kommt direkt aus den riesigen Lagerbehältern, die im heutigen „Keller“ der Brauerei stehen. Aber auch dort geht es etwas historisch zu: Für ein kleines Brauereikino wurde dieser Raum mit alten Kirchenbänken ausgestattet.
Natürlich kam eine Brauerei früher gar nicht ohne echte, dauerhaft kalte Keller aus: Reift das flüssige Gold heute in gekühlten Tanks, so lagerte es damals unter dem Grün'schen Hof oder im Felsenkeller am Distelberg. Auf die alte oder moderne Art gleichmäßig gekühlt, erreicht der Gerstensaft nunmehr seit mehr als 150 Jahren sein spezielles Aroma. Denn früher wie heute gilt: Die lange, kalte Reifezeit ist eine der Grundvoraussetzungen für ein gutes Bier.
Wahrscheinlich war der Keller des Grün'schen Hofes schon vor anderthalb Jahrhunderten deshalb ein maßgeblicher Grund dafür, dass Heinrich Schneider dort seine Brauerei gründete. Denn Mut gehörte zu dieser Geschäftsgründung auch, gab es doch in der Region bereits mehr als 150 Konkurrenten.
Und er hatte auch Glück mit dem Wasser: Die Entdeckung einer Quelle im nahe gelegenen Rothbachtal wurde zu einem weiteren Schlüssel seines Erfolges. Dieses Wasser ist bis heute perfekte Basis für ein Bier nach Pilsener Brauart. mm
Fast alle öffentlichen und auch Firmengebäude haben einen Keller, doch weiß kaum jemand, was sich in den Räumen befindet. Die Westerwälder Zeitung konnte einen Blick in einige Keller werfen und stellt diese in einer Serie vor. Mehr dazu lesen Sie, wenn Sie das Bild mit der App RZplus scannen.