Westerwald/Kreis Ahrweiler

Fluthelfer: Elf Tage im Dauereinsatz für das Westerwälder THW

Von Katrin Maue-Klaeser
Das Räumen von Straßen zählt zu den Aufgaben des THW an der Ahr. Die Montabaurer Ortsgruppe ist zudem zuständig für die Einrichtung von Beleuchtung und Pumpen, Notversorgung und -instandsetzung, Baufachberatung, Brückenbau, Infrastruktur, Logistik und vieles mehr.
Das Räumen von Straßen zählt zu den Aufgaben des THW an der Ahr. Die Montabaurer Ortsgruppe ist zudem zuständig für die Einrichtung von Beleuchtung und Pumpen, Notversorgung und -instandsetzung, Baufachberatung, Brückenbau, Infrastruktur, Logistik und vieles mehr. Foto: THW Montabaur

Elf Tage Dauereinsatz im Hochwassergebiet liegen hinter den Aktiven der THW-Ortsgruppe Montabaur. Ortsbeauftragter Marc Winzen scheint noch im Einsatzmodus beim Gespräch mit unserer Zeitung knapp 24 Stunden nach der Rückkehr, so schnell und sachlich, wie er die Sätze formuliert. Dabei waren es harte und teils dramatische Stunden, die er mit den THW'lern erlebt hat.

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Die Mitglieder seines Ortsverbands seien alle heil und gesund nach Hause zurückgekehrt, kann der Ortsbeauftragte erleichtert berichten. Dabei begann die Einsatzsituation für die Montabaurer Truppe eigentlich schon einen Tag vor dem verheerenden Ahr-Hochwasser: „Wir wurden bereits am Mittwoch nach Mülheim-Kärlich alarmiert, um Sandsackfüllplätze zu unterstützen, weil dort für einige Straßen Überflutungen befürchtet wurden“, spricht Winzen von Vorbereitungen auf ein Rhein-Hochwasser.

Kaum vom Rhein zurückgekehrt, ging in der Nacht auf Donnerstag kurz nach Mitternacht der Alarm von der Ahr ein. „Wir sind mit der maximalen Zahl an Helfern und Fahrzeugen gestartet“, schildert der THW-Ortsbeauftragte. Darunter waren die Bergungsgruppe und der Fachzug Logistik, ein Fahrzeug für eine Führungsstelle, vier Großfahrzeuge und drei Mannschaftstransportwagen.

Gleich am Donnerstagmorgen, nach rund acht Stunden im Einsatz, gab es einen Schichtwechsel, von da an waren die Montabaurer THW'ler in Zwölf-Stunden-Schichten im Dauereinsatz bis Sonntagabend. „Wir waren dem Unterabschnitt Dernau zugeordnet“, so Winzen.

Dort richtete das THW Montabaur unter Leitung des Zugführers Fabian Fasel die Führungsstelle ein, teilte alle THW-Ortsgruppen für die unterschiedlichen Aufgaben ein und wies die Schichten zu. „Zeitweise standen neun THW-Ortsgruppen unter unserer Führung“, berichtet Winzen. Insgesamt sind rund 5000 Einsatzkräfte aus etwa 200 THW-Ortsverbänden im Bereitstellungsraum Nürburgring im Einsatz.

THW Montabaur

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Unter anderem pendelte 24 Stunden ein THW-Tankfahrzeug, um die Einsatzfahrzeuge und Baumaschinen der anderen Helfer mit Treibstoff zu versorgen. „Wir sind mit der Räumung von Straßen betraut, wie auch der Koordinierung der unzähligen privaten Bauunternehmen und ihren Maschinen“, beschreibt Winzen: Wo wird wer gebraucht, um effektiv zu arbeiten? So lautete dabei die zentrale Frage. Eine wichtige Aufgabe der THW-Führungsstelle war auch die Zuweisung der eigenen und externen Baufachberater, die Gebäudeschäden begutachten und Einsturzgefahren abschätzen. Das Einsatzgerüstsystem kommt unter anderem beim Bau einer Behelfsbrücke zum Einsatz.

„Am Sonntagabend wurde der Unterabschnitt an einen anderen THW-Ortsverband übergeben, jetzt sind wir mit dem Großteil unserer Helfer eine Woche auf Reserve, um uns zu erholen und den regulären Jobs nachzugehen, um dann in der kommenden Woche wieder zur Verfügung zu stehen“, erklärt Winzen. Er hat schon einige Hochwassereinsätze wie zum Beispiel an der Oder mitgemacht, sagt er, aber „dieses Hochwasser war vom Verwüstungsgrad bisher das schlimmste Schadensbild“.

Die Ahr sei stellenweise 600 bis 700 Meter weit aus ihrem Bett herausgetreten. Neben dem ungekannten Ausmaß der Zerstörung aber sei es die persönliche Nähe zum Krisengebiet gewesen, die ihn emotional belastet habe – und das große Leid der Menschen dort. Positiv ist den THW-Helfern die immense Unterstützung aufgefallen, „auch das Zusammenspiel der Helfer war beeindruckend“, fügt der Ortsbeauftragte an.

Zwar habe es tagsüber teilweise Verkehrsprobleme durch die große Anzahl an privaten Hilfswilligen gegeben, welche ins Überflutungsgebiet hineinfuhren, dann aber nicht wussten, wo sie parken konnten. „Aber das schlimmste Hindernis waren die Müll- und Schuttberge aus zerstörtem Hausrat“, berichtet Zugführer Michael Roth. Mit Baggern, Radladern und Raupen wurden die Trümmer zu großen Haufen zusammengeschoben, beschreibt er, doch die Abfuhr brauche noch viel Zeit.

Nach öffentlichen Gerüchten, eine gewisse Unruhe hätte sich im Bereitstellungsraum Nürburgring ausgebreitet, beschreibt Marc Winzen, dass es bei solchen Schadenslagen normal und richtig sei, die Kräfte einzuteilen und auch ein Back-up einzuplanen, selbst wenn das für die Wartenden gelegentlich eine unbefriedigende Situation sei. „Mit den Dimensionen der Schäden wie auch der Anzahl der Hilfswilligen muss man erst mal fertig werden“, hebt Winzen abschließend hervor.