Montabaur

Fluchtschicksale auf Waggons gebannt: Besondere Ausstellung im Kulturzentrum B-05 in Montabaur

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Eines der Exponate der Ausstellung, die im Kulturzentrum B-05 zu sehen ist. Foto: Thorsten Rosam

Mit der Ausstellung „Cargo“ zeigt das B-05-Kulturzentrum im Stadtwald bei Montabaur-Horressen eine fotografische Dokumentation von aktueller Brisanz: Der Limburger Künstler Thorsten Rosam präsentiert großformatige Fotografien, die sich mit dem Thema „Menschen auf der Flucht“ beschäftigen. Wie aus einer Pressemitteilung der Veranstalter hervorgeht, wird die Ausstellung am Sonntag, 16. April, eröffnet.

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„Ich entdeckte irgendwann im Umfeld des Kalkwerks die künstlerischen Arbeiten auf Güterwaggons und war von Anfang an fasziniert von den Zeichnungen und gleichzeitig von der Mechanik, mithilfe dieses Medium den direkten Bezug zum Thema Flucht beziehungsweise der Fluchtroute Afrika, Italien, Deutschland herzustellen“, sagt der Künstler. Die schicksalhafte Flucht führt die Menschen von Westafrika nach Deutschland, wo die letzte Station über den Brenner geht – unter Güterzügen.

„Attenti, non ha I documenti” – „Vorsicht, er/sie hat keine Papiere“ steht auf den Waggons mit den Zeichnungen, die in vielfältiger Weise die Menschen auf den Güterwaggons darstellen und am ICE-Haltepunkt in Montabaur zu sehen sind. „An einem bestimmten Punkt war es für mich interessant zu wissen, wo die Werke entstehen und wer sich dahinter befindet“, erzählt Thorsten Rosam.

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Thorsten Rosam wurde 1970 in Limburg geboren.
Foto: Herbert A. Eberth

„Im Laufe der Recherche wurde klar, dass es sich um ein Künstlerkollektiv aus Italien handelt: Collettivo FX.“ Die Werke nehmen von Italien aus die Route bis nach Limburg und Umgebung. „Dies hat mich wirklich sehr überrascht und gibt der Geschichte rund um die Entstehung dieses Projektes einen besonderen Charme.“

Die Leute von Collettivo FX freuten sich über sein Projekt und dass mit dieser Ausstellung das Bewusstsein für das Thema „Menschen auf der Flucht“ in der Gesellschaft vertieft wird. „Ich bin sehr glücklich, dass diese Ausstellung im Sommer 2022 das Licht der Welt erblickte und nun mit dem B-05-Kulturzentrum die nächste außergewöhnliche Location ihre Pforten dafür öffnet.“ red

Die Vernissage findet am Sonntag, 16. April, um 15 Uhr statt. Die Ausstellung ist bis Montag, 1. Mai, im großen Bunker auf dem B-05-Gelände im Stadtwald bei Montabaur-Horressen zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Thorsten Rosam und der Zauber des Augenblicks

Thorsten Rosam, geboren am 30. August 1970 in Limburg, begann Mitte der 1990er-Jahre als freier Editor, arbeitete dann als Producer in Werbeagenturen und produzierte dort internationale und preisgekrönte Kampagnen als Head of Content.

Auszeichnungen erhielt er etwa beim Cannes Lions International Festival of Creativity, London International Awards Festival (LIA) und bei den von einer internationalen Journalistenjury vergebenen Epica-Awards. Danach wechselte er für die Kreativbranche in die Tech-Industrie.

Rosam ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. In den vergangenen Jahren arbeitete er als Fotograf, Regisseur, Maler, Musiker, Sänger, Kurator der Kunsthalle im alten Kalkwerk und, seit Oktober 2022, als Mitinitiator des Pop-up-Jazzclubs „Jazz&Kunst im Kalk“. Beheimatet im alten Kalkwerk zwischen Limburg und Diez, verfügt er dort über das Umfeld, um neue und spannende Felder des künstlerischen Ausdrucks zu finden.

Seine Arbeitsprozesse sind oft rau und ursprünglich. Die Motive der „Cargo“-Ausstellung sind nicht digital nachbearbeitet, die Musik-Tracks seiner „The Lonely Czar“-Veröffentlichungen nicht editiert. Keine klassischen Arbeitsprozesse im herkömmlichen Sinne, sondern Spontaneität und Mut, um dem unverwechselbaren Zauber des „Augenblicks“ gerecht zu werden, so arbeitet Rosam. red

Westerwälder Zeitung
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