Selters

Erste Ideen gesammelt: Selters sucht Möglichkeiten für besseres Miteinander in der Stadt

Teilnehmerinnen diskutierten mit Sabine Tögel (rechts), welche Orte der Begegnung es in Selters gibt.
Teilnehmerinnen diskutierten mit Sabine Tögel (rechts), welche Orte der Begegnung es in Selters gibt. Foto: Stadtverwaltung Selters/agentur media schneider

Auf dem Selterser Marktplatz wurde öffentlich diskutiert, wie das Zusammenleben in der Kleinstadt zu verbessern sei. Eingeladen hatten die Stadt Selters und der Evangelische Verein für Innere Mission in Nassau (Evim), der sich auch für gemeinnützige Altenhilfe und Quartiersentwicklung einsetzt.

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Aus den gesammelten Eindrücken wird Claudia Lamsfuß, eine Expertin für Quartiersentwicklung, ein Konzept erstellen, mit dem Fördermittel beim Deutschen Hilfswerk beantragt werden. Ziel ist die Einrichtung einer Stelle für ein Quartiersmanagement zunächst über drei Jahre. Trotz strenger Kriterien sieht sie gute Chancen für den Antrag. Stadtbürgermeister Rolf Jung ist es wichtig, dass auch eine To-do-Liste für den Rat entsteht. Er möchte die Ideen aus der Diskussion und Impulse aus der Zukunftswerkstatt mit dem Stadtrat umsetzen.

Haupterkenntnis der vielen Gespräche ist laut einer Pressemitteilung der Verwaltung, dass Selters zwar wegen der vielen Angebote und einer guten Infrastruktur attraktiv ist, es aber zu wenig Miteinander zwischen den Generationen und Nationalitäten gibt.

Peter Kiel vom Verein Evim erklärte, dass in solchen Fällen ein Quartiersmanager als zentrale und verbindende Anlaufstelle mit einem Raum für Begegnung hilfreich sei. Es brauche jemanden, der als Sprachrohr und Vermittler zwischen Bürgern und Verwaltung agieren und Menschen zusammenbringen könne. Stadtbeigeordnete Beatrix Schneider fasste das so zusammen: „In Selters gibt es unglaublich viele Angebote von Vereinen, Kirchen, Kitas, Schulen und der Stadt, aber die Zusammenarbeit fehlt. Man muss mehr untereinander kommunizieren.“

Gruppenbildung innerhalb der Stadt

Da traf eine kleine Überraschung genau den Geist der Veranstaltung: Zwei einsame Trompeter stimmten am Marktplatz den Marsch „Westerwald, du bist so schön“ an. Nach und nach kamen Saxofone, Klarinetten, Posaunen, Tenorhörner und Schlagzeuger, wie aus dem Nichts, am Marktplatz dazu. Der Flashmob der Maxsainer Blaskapelle zeigte eindrücklich: miteinander klingt es eben besser.

„Selters hat eine vergleichsweise junge Bevölkerung in einer ländlichen Struktur“, erklärt Claudia Lamsfuß, dennoch sei es wichtig, für mehr Miteinander zu sorgen und etwas gegen die drohende Einsamkeit der Menschen zu tun. Eine Teilnehmerin ergänzt: „Ich kenne keine Stadt dieser Größe mit einer derartig guten Infrastruktur, und dennoch wird zu wenig gemeinsam gemacht.“ Straßenfeste funktionierten fast nur unter Einheimischen, Zugezogene hätten oft nur andere Zugezogene im Freundeskreis. Kennenlernen funktioniere fast nur über die Kinder.

Peter Kiel vom Verein Evim ist das Zusammenleben verschiedener Generationen wichtig. In seinem Diskussionszelt wurde festgehalten, dass viele ältere Menschen nicht mehr mobil sind und daher nicht mehr am Vereinsleben und an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen können. Es ging aber auch um schräge Bürgersteige, die das Gehen mit Rollator erschweren, um hinderliche Bordsteine und um ein hohes Verkehrsaufkommen durch sogenannte Elterntaxis.

Es fehlen Räume und Räumlichkeiten

Sabine Tögel von Evim zeigte auf, dass es Räume brauche, um Menschen zusammenzubringen, vielleicht auch kleine Einrichtungen wie eine Plauderbank, dass man sich aber auch um Problemräume kümmern müsse. Ihre Diskussionsgruppe beschäftigte sich mit Orten in Selters.

Mehrere Teilnehmer bestätigten, dass kleinere Kinder Angst hätten, sich am John-Peter-Altgeld-Platz aufzuhalten. Mitarbeiterinnen des Jugendamtes berichteten, dass dort wohl mit Drogen gehandelt würde und es dort häufig zu Anzeigen komme. „Den Jugendlichen fehlt es an Freizeitangeboten, zumal der ehemalige Bolzplatz jetzt zwar ein toller Kunstrasenplatz, aber abgeschlossen und somit nicht frei zugänglich ist“, klagte Sabine Tögel.

Doch kamen auch durchaus Ideen auf. Eine Diskussionsteilnehmerin meinte: „Ich würde gerne durchaus einmal eine Stunde mit Senioren spazieren gehen. Hier wäre es hilfreich, wenn ich eine Anlaufstelle hätte.“ red