Ransbach-Baumbach

Ein Verein im Wachstum: Karnevalsfreunde Blau-Gold in Ransbach-Baumbach

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Kräutscheskönigin Chiara I. im Glamour der blau-goldenen 20er-Jahre und Christoph Fohr, Präsident der Karnevalsfreunde Blau-Gold Ransbach-Baumbach, berichten von der aktuellen Session. Foto: Tristan Klose

Kräutscheskönigin Chiara I. und Präsident Christoph Fohr verraten uns im Interview, wie es um das Ehrenamt in der närrischen Welt steht. Denn der Karneval ist auch immer eng mit dem Ehrenamt verbunden, und ohne das großartige Engagement vieler Vereine im Westerwald würde es einen Straßenkarneval mit Umzügen oder Sitzungen, für die lange Zeit vorher geprobt und organisiert werden muss, nicht geben.

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Doch wie steht es um das Engagement des Ehrenamts in unserer Region und wie läuft der Karneval für ein närrisches Oberhaupt überhaupt ab? Die amtierende Kräutscheskönigin der Karnevalsfreunde Blau-Gold in Ransbach-Baumbach, Chiara I., und deren Mann und Präsident des Vereins, Christoph Fohr, berichten. Das Gespräch hat der Verein protokolliert.

Eine Frau als Oberhaupt im närrischen Treiben – das hat ja immer noch Seltenheitswert. Wie kam es dazu?

Chiara Fohr: Das hat bei uns glücklicherweise überhaupt keinen Seltenheitswert. Wir können da schon fast von Tradition sprechen. Ich bin bei uns im Verein die vierte sogenannte Kräutscheskönigin und bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch viele weitere Frauen dafür begeistern können. Während man sich in den Karnevalshochburgen Köln und Mainz noch Gedanken um die Einbindung der Frauen im Karneval macht, sind wir zum Glück schon einen Schritt weiter. Bereits im Jahr 2004 hatten wir unser erstes weibliches Oberhaupt, und ich finde, da können wir auch durchaus stolz drauf sein.

Was hat es denn mit dem Titel Kräutscheskönigin auf sich?

Christoph Fohr: Der Titel des Kräutscheskönigs oder der Kräutscheskönigin ist weltweit vermutlich einmalig und wird nur bei uns in Ransbach-Baumbach verliehen. Bei uns gibt es weder einen Prinzen noch eine Prinzessin. Das ist bei uns aus der Historie heraus gewachsen, und die Westerwälder Zeitung war daran sogar ein wenig beteiligt. Denn bei einem Treffen unserer Karnevalsfreunde im Herbst 1989 erschien ein Artikel über einen „Bierkönig“, der gekrönt wurde.

Nachdem man sich einig war, dass ein „Bierkönig“ nicht einfach so kopiert werden kann und dass ein solcher Titel fürs Image vielleicht auch nicht die beste Idee ist, wurde weiter orakelt. So wurde unter anderem in diesem Gremium am selben Abend auch über den seinerzeit fest etablierten Verkauf von Pflaumenmus (Kräutsche) am örtlichen Weihnachtsmarkt gesprochen, und schon war der Titel „Kräutscheskönig“ geboren. Eine lustige Idee führte also zu diesem Titel.

Wie laufen die Vorbereitungen auf die Regentschaft, was muss im Vorfeld alles organisiert werden?

Chiara Fohr: Den Entschluss, irgendwann einmal Kräutscheskönigin zu werden, hatte ich schon 2019 gefasst, als mein Mann seinerzeit zum Oberhaupt gekürt wurde. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mir dachte, das will ich auch mal selbst machen. Natürlich ist das Ganze mit sehr viel Vorbereitung und Organisation verbunden. Das muss einem schon Spaß machen.

Als Erstes war es dann meine Aufgabe, ein Thema für meine Kampagne zu finden. Da ich alles, was mit Glitzer und Glamour zu tun hat, liebe, war zumindest mein Name „Chiara I. im Glamour der blau-goldenen 20er-Jahre“ schnell gefunden. Mit der Festlegung meines Namens war dann auch das Schneidern meines Outfits verbunden, hierfür waren die 20er-Jahre maßgebend. Ein karnevalistisches Oberhaupt benötigt ein Gefolge, also musste ich mir Gedanken machen, wen ich in dieses berufen möchte. Damit verbunden war die Bestellung eines entsprechenden Outfits für alle Mitglieder.

Daraufhin folgten unzählige Treffen mit Gefolge und dem Vorstand, um unter anderem das Motiv des Sessionsordens, Sessionspins und des Königinnenordens festzulegen. Das Schöne und Außergewöhnliche in diesem Jahr ist, dass wir mit dem Verkauf unseres Sessionsordens und -pins unsere Freiwillige Feuerwehr im Ort unterstützen – eine Idee, die sich im Lauf unserer Treffen ergeben hat. Ansonsten haben wir gemeinsam unsere Termine geplant.

Jetzt geht es langsam in die heiße Phase. Wann und wo bekommen wir Sie zu sehen? Wie sieht ein beispielhafter Tagesablauf aus?

Chiara Fohr: Wir waren bereits auf vielen Sitzungen befreundeter Karnevalsvereine in der Region unterwegs. So richtig los geht es dann aber auf unserer ersten Sitzung am 3. Februar in der Stadthalle Ransbach-Baumbach. Darauf freue ich mich schon ganz besonders. Auch unser Kindermaskenball am darauffolgenden Tag gehört fest zum Programm.

Ansonsten sind wir als gesamter Verein mit mehr als 100 Personen traditionell ab Schwerdonnerstag vor allem in unserem Ort unterwegs. Wir besuchen Kindergärten, die Grundschule, Unternehmen und erstürmen um 11.11 Uhr das Rathaus. Wir freuen uns jedes Mal aufs Neue, dass wir immer so herzlich begrüßt werden. Hinzu kommen an beiden Tagen dann noch zahlreiche Termine, zum Beispiel auf Möhnensitzungen. Unsere zweite Sitzung findet dann am 10. Februar statt, bevor dann am 11. Februar mit den Umzügen in Höhr-Grenzhausen und Ransbach-Baumbach der Straßenkarneval für uns beginnt. Zu sehen sind wir dann außerdem noch auf den Umzügen in Nauort (Rosenmontag) und Montabaur (Veilchendienstag).

Man hört ja immer wieder, dass sich die Menschen immer weniger für ehrenamtliche Tätigkeiten innerhalb von Vereinen begeistern können. Wie ist das bei Ihnen?

Christoph Fohr: Da gehen wir ganz klar und zum Glück nicht mit dem Trend. Wir sind ein wachsender Verein, was die Mitgliederzahl anbelangt. Wir wissen aber auch, dass das außergewöhnlich ist, anderen Vereinen geht es leider nicht so gut.

Was ist das Rezept?

Christoph Fohr: Wir sind ein „tanzender Verein“. Das heißt, wir bieten sämtlichen Alterssparten die Möglichkeit, bei uns zu tanzen. Angefangen bei unseren Minis (fünf bis elf Jahre) über die Gruppe Euphorie, die Funken und Showtanzgruppe bis hin zu unseren Passions und dem Männerballett „Mozarellos“. Ganz neu mit dabei ist unsere Juniorgarde, das sind junge Damen zwischen 11 und 14 Jahren. Die Nachfrage bei all unseren Tanzgruppen ist sehr hoch, und das freut uns natürlich. Bedingt durch diese frühe Anbindung an den Verein ist die Identifikation ganz besonders gegeben.

Das Ganze kann aber auch nur durch unsere vielen fleißigen Trainerinnen stattfinden, die viel Herzblut in ihre Arbeit stecken und das alles auf ehrenamtlicher Basis. Davor ziehe ich den Hut. Wir verfügen über eine breite Basis an aktiven Mitgliedern. So hat unser Elferrat beispielsweise in diesem Jahr einen komplett neuen Wagen für unsere Umzüge in Eigenregie gebaut. Selbst eingefrorene Farbe und Tapetenkleister konnten unsere Jungs nicht stoppen – darauf bin ich stolz. Darüber hinaus versuchen wir unseren Mitgliedern etwas zurückzugeben, so findet jährlich ein Sommerfest statt, das dabei hilft, die Pause bis zur nächsten Session zu überbrücken.

Man muss sich aber auch immer wieder neu erfinden, neben unserem bereits fest etablierten Showtanzturnier im April richten wir in diesem Jahr auch erstmals ein Kinder- und Jugendtanzturnier aus. Auch der Stadt Ransbach-Baumbach gebührt an dieser Stelle ein Dank, so verfügen wir seit 2023 auch über ein Vereinshaus.

Narrenfahrplan 2024 der Fastnachter in Ransbach-Baumbach

Samstag, 3. Februar, 19.11 Uhr: Warm-up-Party Blau-Gold mit Fohr Five und Daylight;

Sonntag, 4. Februar, 14.11 Uhr: Kinderkostümball;

Samstag, 10. Februar, 19.11 Uhr: Galasitzung mit Daylight;

Sonntag, 11. Februar, 16.33 Uhr: Karnevalsumzug.

Karten gibt es im Vorverkauf per E-Mail an karten@kf-blau-gold.de oder unter Tel. 02623/1486.