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Westerwaldkreis

Diagnose: Es mangelt im Westerwald an Hausärzten

Von Thorsten Ferdinand
Im Westerwald sind schon jetzt 20 Prozent der aktiven Hausärzte im Rentenalter. In den nächsten Jahren wird sich diese Situation noch deutlich zuspitzen, und Nachfolger für die vakanten Praxen sind meist nicht in Sicht.  Foto: dpa
Im Westerwald sind schon jetzt 20 Prozent der aktiven Hausärzte im Rentenalter. In den nächsten Jahren wird sich diese Situation noch deutlich zuspitzen, und Nachfolger für die vakanten Praxen sind meist nicht in Sicht. Foto: dpa

Der Hausärztemangel im Westerwaldkreis wird sich in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen. Diese unerfreuliche Nachricht stand im Zentrum einer Kreisgesundheitskonferenz, bei der am Donnerstag in Montabaur mehrere Experten ihre Einschätzung zur Lage und Entwicklung des Gesundheitswesens in der Region abgegeben haben. Wer im Vorfeld damit gerechnet hatte, dass die finanzielle Situation der Krankenhäuser die Diskussion dominieren würde, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Das größte Problem wird in den kommenden Jahren die ambulante Versorgung einer immer älteren Bevölkerung sein, räumten sogar die Fachleute der Kliniken ein.

Lesezeit: 2 Minuten
Schon jetzt sind etwa 20 Prozent der praktizierenden Hausärzte im Rentenalter. In nur wenigen Jahren wird es jeder zweite niedergelassene Mediziner sein. „Ohne die aktiven Renten-Doks würde es schon jetzt nicht mehr funktionieren“, machte Dr. Michael Fink aus Gebhardshain als Sprecher des Hausärzteverbands deutlich. „Nachfolger für verwaiste Praxen gibt es ...
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Alle politischen Gremien müssen Verantwortung übernehmen

Wenn die Generation der Babyboomer ins Rentenalter kommt, geht diese Entwicklung auch am Gesundheitswesen nicht spurlos vorbei. Der Fachkräftemangel hat den medizinischen Bereich längst erfasst. Viele Hausärzte im Westerwald arbeiten noch, obwohl sie sich altersbedingt eigentlich schon zur Ruhe setzen könnten. Doch sie finden einfach keine Nachfolger für ihre Praxen und wollen ihre Patienten nicht im Stich lassen. Lange wird das allerdings nicht mehr funktionieren. Schon jetzt haben viele Patienten Schwierigkeiten, einen neuen Hausarzt zu finden, wenn der Mediziner ihres Vertrauens aufhört. Viele Praxen haben einen generellen Aufnahmestopp. Landärzte, die noch Hausbesuche durchführen, werden auch im Westerwald zur Seltenheit. Angesichts einer im Durchschnitt immer älteren Bevölkerung kommt hier ein massiver Versorgungsengpass auf den ländlichen Raum zu. Bei der Anhörung im Kreistag wurde nun deutlich, dass die Kommune die strukturellen Probleme nicht lösen kann. Den Bürokratieabbau im Gesundheitssektor etwa muss die Bundespolitik anpacken. Die Schaffung zusätzlicher Studienplätze in Medizin sollten sich die Länder auf die Fahnen schreiben. Landkreise, Verbandsgemeinden, Städte und Dörfer sind vor allem für die Infrastruktur zuständig, und hier ist der Westerwaldkreis schon verhältnismäßig gut aufgestellt, wenn man ihn mit anderen Regionen vergleicht. Nichtsdestotrotz ist es richtig und wichtig, dass sich auch der Kreistag mit dem Thema beschäftigt. Eine Resolution, dass Land und Bund die strukturellen Probleme anpacken mögen, wird allerdings nicht ausreichen. Jedes einzelne Gremium muss Verantwortung übernehmen und überlegen, mit welchen Maßnahmen man die Ansiedlung neuer Ärzte begünstigen kann. Nur wenn die Politik dies als gemeinsame Aufgabe aller begreift und die Zuständigkeit nicht abschiebt, wird es am Ende hoffentlich gelingen.

E-Mail: thorsten.ferdinand@rhein-zeitung.net

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