Helferskirchen/Oberelbert

Biodiversitäts-Serie: Für genetische Vielfalt der Bäume gibt’s Bestnoten

Die Expertenkommission, die kürzlich die Wälder im Forstamt Neuhäusel besucht, war von der genetischen Vielfalt der Eschen in Helferskirchen sowie der Wildkirschen in Oberelbert und Moschheim angetan.
Die Expertenkommission, die kürzlich die Wälder im Forstamt Neuhäusel besucht, war von der genetischen Vielfalt der Eschen in Helferskirchen sowie der Wildkirschen in Oberelbert und Moschheim angetan. Foto: Forstamt Neuhäusel

Wie kann unser Wald fit für die Zukunft gemacht werden? Und wie kann die Forstwirtschaft dazu beitragen, die Biodiversität im Wald zu erhöhen? Um diese Fragen geht es in einer kleinen Serie unserer Zeitung. Eine Antwortmöglichkeit liefert der Neuhäuseler Forstamtsleiter, Friedbert Ritter, in seinem heutigen Bericht.

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Das Konzept naturnaher Forstwirtschaft verfolge bei der Wiederbewaldung auf den Schadflächen das Ziel, die Anpassungsfähigkeit naturnaher Waldökosysteme an den Klimawandel zu unterstützen sowie die Biodiversität durch standortheimische Mischbaumarten und genetische Vielfalt zu steigern, schreibt Ritter. Darauf aufbauend komme, in der Sicherung klimastabiler Wälder, einem entschlossenen Handeln in der Jungwaldpflege eine zentrale Bedeutung zu. Hierbei gehe es um die gezielte Vitalitätsförderung durch Entfaltungsmöglichkeiten gesunder Kronen und ein großes Wurzelwerk der reaktionsstärksten und damit besonders anpassungsfähigen Bäume.

„Für die Biodiversität intakter, klimastabiler Waldökosysteme kommt der Artenvielfalt als Teil der biologischen Vielfalt und damit dem Anteil von Alt- und Totholz-Komplexen, wie sie das BAT-Konzept (Biotop-, Alt- und Totholz) von Landesforsten als vorsorgender Ansatz sicherstellt, ebenso eine zentrale Bedeutung zu wie dem Strukturreichtum von Lebensraummosaiken sowie der genetischen Vielfalt der Bäume“, so Forstamtsleiter Ritter, der zusammen mit den Revierleitern Thomas Schmidt und Gebhard Klein kürzlich einer Expertenkommission besonders wertvolle Waldbestände in den Gemeindewäldern des Forstamtes vorgestellt hat.

Bei der Expertenkommission handelte es sich, unter Federführung der Oberen Forstbehörde und des Genressourcenzentrums der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft, um den Gutachterausschuss zur Zulassung von genetisch besonders wertvollen und herausragenden Waldbeständen.

Unter einem sehr strengen, gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren haben zwei Waldbestände in den Gemeindewäldern Moschheim und Oberelbert Bestnoten und damit die Zulassung für die Beerntung von Samen erhalten, heißt es in der Pressemitteilung des Forstamtes Neuhäusel. Damit ist der gesetzliche Weg frei, herausragendes Vermehrungsgut über den eigenen Waldbesitz hinaus für den Aufbau klimaresilienter Wälder, als Wildlinge oder über die Pflanzenanzucht in Baumschulen, bereitzustellen.

Heimische Gehölze sind gefragt

Bisher wurden im Forstamt Neuhäusel 1,3 Millionen Bäume gepflanzt. Neben der Naturverjüngung, welche den Großteil der Wiederbewaldung einnehmen wird, schauen die Förster zur Steigerung der biologischen Vielfalt auf eine breite genetische Varianz standortheimischer Herkünfte wie der Traubeneiche aus dem Pfälzer Wald oder der Buche aus den Sonderherkünften der Forstämter Neuhäusel und Lahnstein. Die Weißtanne kommt aus den wärmeren Lagen des Forstamtes Kusel und die Esskastanie aus herausragenden Beständen aus Bernkastel. Zukünftig wird auch die Wildkirche aus Oberelbert neben der Esche aus Moschheim die Biodiversität in unseren Wäldern bereichern. red

Nicht nur der Klimawandel mache dem Wald zu schaffen, sondern die heimischen Eschen etwa litten auch an einem aus Ostasien eingeschleppten Pilz, der zum Absterben der Bäume führt. Umso bemerkenswerter sei daher die Tatsache, dass Revierleiter Thomas Schmidt im Hinblick auf die Resilienz der Expertenkommission zwei Eschenaltbestände vorstellen konnte.

In Helferskirchen überzeugte mit Blick auf die Genressourcensicherung ein 160-jähriger Eschenaltbestand aufgrund seiner genetischen Eigenschaften in der Resilienz gegen das Eschensterben. Getoppt wurde das Helferskirchener Juwel noch durch einen 130-jährigen Eschen-Bestand im Gemeindewald Moschheim. Der Gesundheitszustand und die herausragenden genetischen Qualitätsmerkmale dieser Eschen, auf besten Waldstandorten, erhielten Bestnoten und damit die Zulassung für die Verbreitung dieser herausragenden genetischen Varianz über den Gemeindewald hinaus.

Eine standortheimische Baumartenvielfalt und eine regional angepasste Genetik sind für den Oberelberter Förster Gebhard Klein zentrale Schlüsselfaktoren seines Handelns in der Wiederbewaldung. Auch die Gemeinde Oberelbert hat ein Juwel mit genetisch herausragenden Eigenschaften im sonst buchendominierten Gemeindewald aufzuweisen. Gebhard Klein stellte dem Gutachterausschuss einen über 45 Jahre hinweg gepflegten Wildkirschenbestand mit herausragender Wuchsqualität in einem strukturreichen, aus mehreren Baumarten bestehenden, gemischten Laubbaumbestand vor. Die Freude über das tolle Waldbild habe den Mitgliedern des Gutachterausschusses mit leichtem Staunen ins Gesicht geschrieben gestanden, informiert Ritter.

Der Experte Georg Wilhelm, Waldbauchef des Landes Rheinland-Pfalz und Referent für Waldentwicklung am Klimaschutzministerium, fasste die Bewertungsparameter zu dem Ergebnis zusammen: „Der Oberelberter Wildkirschenbestand gehört zu den besten Kirschenbeständen, die das Land zu bieten hat.“ Insofern gab es keinen Zweifel daran, diesen mit Bestnoten bewerteten mittelalten Wildkirschenbestand für die Beerntung zuzulassen und in das Kataster der besten Waldbestände von Rheinland-Pfalz aufzunehmen. Die zwischenzeitlich heranreifende Frucht wartet neben der Beerntung auf die Verbreitung durch die Vögel als natürliche Helfer zu mehr Biodiversität. red