Montabaur

Besonderes Abschiedsgeschenk für Lutherkirche: ZDF sendet Fernsehgottesdienst aus Montabaur

Die evangelische Lutherkirche wird verkauft.
Die evangelische Lutherkirche wird verkauft. Foto: Peter Bongard

In Montabaur geht in diesem Jahr eine Ära zu Ende: Die Evangelische Lutherkirche wird verkauft. Ein Abschied, den die Evangelische Kirchengemeinde mit einigen besonderen Veranstaltungen würdigt – unter anderem mit einem großen Fernsehgottesdienst, den das ZDF am 22. August um 9.30 Uhr aus dem 1967 erbauten Gotteshaus überträgt.

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Die Montabaurer Pfarrerin Anne Pollmächer leitet den Gottesdienst zusammen mit ihrer Höhr-Grenzhäuser Kollegin Monika Christ. Beide Kirchengemeinden haben schon viele gemeinsame Projekte organisiert, und die Pfarrerinnen sehen die Feier als eine Würdigung der Menschen, die die Lutherkirche aufgebaut, begleitet und mit Leben gefüllt haben.

Denn das Gebäude – eine von zwei evangelischen Kirchen der Kreisstadt – wird nicht „einfach so“ verkauft. Auch dieser Abschied ist ein Prozess, und am Ende des Prozesses steht etwas Neues: im Falle von Montabaur ein auf die Bedürfnisse der Gemeinde angepasstes Gebäudekonzept, heißt es in einer Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats Westerwald.

Der Fernsehgottesdienst greift diesen Prozess auf und blickt darüber hinaus. „Jeder Tag hat seine Zukunft“ ist der Titel, der nicht nach Schluss-, sondern nach Doppelpunkt klingt. „Nicht nur beim Abschied von der Kirche liegen Dankbarkeit und Schmerz dicht beieinander. Das geht uns bei vielen Dingen des Lebens so“, sagt Pfarrerin Anne Pollmächer.

„Diese Erlebnisse sind oft der Anfang von etwas Neuem. Von einer Zukunft, in die mich Gott begleitet.“ Und die in jedem Leben anders aussieht: Während der Übertragung kommen deshalb Menschen aus der Region zu Wort, die genau diese Neuanfänge im Leben erlebt haben oder mittendrin stecken. Sie erzählen live vor der Kamera von Richtungswechseln, vom Abschied nehmen von ihrem persönlichen Neuanfang.

Das Planungsteam aus den veranstaltenden Kirchengemeinden Montabaur und Höhr-Grenzhausen, den beteiligten Musikern und den ZDF-Mitarbeitern organisiert im Detail den Ablauf des ZDF-Fernsehgottesdienstes am 22. August.
Das Planungsteam aus den veranstaltenden Kirchengemeinden Montabaur und Höhr-Grenzhausen, den beteiligten Musikern und den ZDF-Mitarbeitern organisiert im Detail den Ablauf des ZDF-Fernsehgottesdienstes am 22. August.
Foto: Peter Bongard

Obwohl der Gottesdienst nur 45 Minuten dauert, sind die Vorbereitungen überaus umfangreich. Damit am 22. August alles reibungslos funktioniert, besuchen die Technikteams des ZDF mehrmals die Lutherkirche. Schon beim ersten Termin überlegen sich der Regisseur, die Produktionsleiterin, die Kameraleute, Beleuchter und weitere Techniker genau, wie sie das Gotteshaus und die Teilnehmenden am besten in Szene setzen: Die Lichtführung wird geplant, Kamera- und Tontechnik besprochen und das Drehbuch diskutiert. Apropos Drehbuch: Da der Gottesdienst live ausgestrahlt wird, folgt alles einem auf die Sekunde getakteten Zeitplan.

Das ist vor allen Dingen für die Musikerinnen und Musiker eine Herausforderung: Begleitet wird der Gottesdienst von Eva Maria Mombrai, Kirchenmusikerin im Dekanat, dem Pianisten Peter Bongard sowie den Vokalisten Kamilla Stubenrauch und Benjamin Gail. Mombrei und Bongard sind per Kopfhörer mit der Produktionsleitung verbunden und müssen spontan reagieren, wenn’s zeitlich knapp wird und von einem Lied doch nur zwei statt drei Strophen gespielt werden.

„Das ist für alle Teilnehmenden natürlich ziemlich aufregend“, sagt Pfarrerin Monika Christ. „Aber es muss gar nicht perfekt werden: Wichtig ist, dass der Gottesdienst bei allem technischen Aufwand authentisch bleibt und Menschen anspricht. Jeder Tag hat eben eine Zukunft – auch wenn nicht immer alles glatt läuft.“

Ende kommt in Etappen

Der Fernsehgottesdienst ist der Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen, mit denen sich die Evangelische Kirchengemeinde Montabaur von der Lutherkirche verabschiedet. Zu den weiteren Aktionen gehören unter anderem eine Fotoausstellung und ein Abschiedsgottesdienst. Im Frühjahr hatte die Kirchengemeinde das Gebäude mit dem rund 8000 Quadratmeter großen Areal an einen privaten Investor verkauft. Dort soll nun Wohnraum entstehen. Den Erlös des Verkaufs investiert die Gemeinde in den Bau eines neuen Gemeindezentrums an der Evangelischen Pauluskirche.