Stahlhofen a. W

Ausstellung am Wiesensee: Federzeichnungen von Künstler Karl Heinrich Zunn werden gezeigt

Dieter Kaiser von der Geschichtswerkstatt Westerburg (rechts) beschäftigt sich seit Langem mit den Federzeichnungen von Karl Heinrich Zunn, der vor 100 Jahren malte und lebte. Ansprechpartner und Organisator bei der Geschichtswerkstatt ist Peter Franz (links).
Dieter Kaiser von der Geschichtswerkstatt Westerburg (rechts) beschäftigt sich seit Langem mit den Federzeichnungen von Karl Heinrich Zunn, der vor 100 Jahren malte und lebte. Ansprechpartner und Organisator bei der Geschichtswerkstatt ist Peter Franz (links). Foto: WällerLand-Touristik/Steindorf

Eine interessante Ausstellung mit 33 Arbeiten des Künstlers und Theologen Karl Heinrich Zunn ist demnächst in der Tourist-Information Wällerland am Wiesensee zu sehen. Sie wird am Freitag, 1. Juli, um 19 Uhr eröffnet und dauert bis Mittwoch, 31. August.

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Wandern und sich mit Gott beschäftigen: Das hat Karl Heinrich Zunn am Herzen gelegen. Unterwegs hatte er seinen Zeichenblock immer mit dabei. Das war vor rund 100 Jahren. Die Bilder aber könnten fast von heute sein – wenn man davon absieht, dass Federzeichnungen momentan nicht in Mode sind. Auch im Westerwald war Karl Heinrich Zunn als Theologe und Künstler tätig. Dieter Kaiser von der Geschichtswerkstatt hat sich ausführlich mit seiner Biografie und seinem Werk beschäftigt. Zunn begleitet ihn seit 1982, als er durch den Geschichtsinteressierten Willy Mehr von ihm erfuhr. Für die Ausstellung in der Tourist-Information hat er 33 Arbeiten in Kopien zusammengetragen.

Karl Heinrich Zunn wurde 1893 in Frankenthal in der Pfalz geboren und ist in Dillenburg aufgewachsen. Bereits im Gymnasium wurde sein zeichnerisches Können erkannt und gefördert. Sein Wunsch war es, Theologie zu studieren. Kaum hatte er damit angefangen, zog er bereits in den Ersten Weltkrieg, wo er fünf Mal verwundet wurde. Danach studierte er weiter, wanderte aber auch viel, zunächst vorwiegend im Hessischen und im Rheintal. Schnell fanden seine kleinformatigen Federzeichnungen Anerkennung und guten Absatz, sie wurden auch in Zeitschriften abgedruckt. Der Ebnersche Verlag in Hachenburg veröffentlichte sogar einen Kalender mit seinen Werken.

Als junger Pfarrer kam Zunn 1923 nach Liebenscheid in den Hohen Westerwald, wo er sich sehr wohl fühlte und eine Familie gründete. Er bewies seine Tatkraft, was ihm die Sympathien der Einheimischen zutrug. „Auf der Luck, als sein zweiter Sohn geboren wurde, herrscht großer Andrang“, erzählt Dieter Kaiser – heute würde man „Bäumchenstellen“ sagen.

Schau läuft bis 31. August

Die Eröffnung der Ausstellung „Der Künstler und Zeichner Karl Heinrich Zunn“ mit kleiner Ansprache und Austausch findet am Freitag, 1. Juli, ab 19 Uhr in der Tourist-Info, Winner Ufer 9 in Stahlhofen, statt. Die Bilder sind noch bis Mittwoch, 31. August, während der Öffnungszeiten der Tourist-Info montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. red

1927 nach Bad Marienberg versetzt, gründete er hier einen Verein junger Männer, um sie aufzufangen, ihnen Halt zu geben. 1932 wurde er nach Bad Godesberg versetzt. Alsbald übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. Anfangs erschien ihm Hitler vielversprechend, und er trat den „Deutschen Christen“ bei. Doch die Begeisterung hielt nicht lange an.

Zunn wurde ein erbitterter Hitler-Gegner, wechselte daher auch zur Bekennenden Kirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich viel für den Theologen und Künstler. Fortan arbeitete er für eine große Versicherung. 1952 erlitt er einen Schlaganfall, 1964 verstarb er in Bethel. Präzise Federzeichnungen vermochte er in den letzten Jahren nicht mehr zu fertigen, dafür griff er zu Ölkreide und Ölfarbe.

In den kleinformatigen Federzeichnungen in schwarzer Farbe erfasst Zunn mit gezielten, scheinbar von leichter Hand gesetzten Strichen den Charakter und Bau von Häusern, Burgen, Torbögen oder auch Landschaften, die Bäume und Sträucher zeigen und eine vage Landschaftsmodulation andeuten, eventuell begleitet von Vögeln im Flug. Man muss an die Werke herantreten, um sich mit den Details zu befassen – doch die Aussagekraft und das „Typische“ der jeweiligen Szenerie ist gleich zu sehen. Menschen jedoch zeichnete Zunn nicht. Keine Kleidermode, kein Haarschnitt, keine Farbe verrät etwas über die jeweilige Dekade – es bleibt das Zeitlose.

Die Geschichtswerkstatt wurde 2005/06 von Dieter Kaiser, Burghard Peschke und Willi Kaesberger gegründet, um die Geschichte Westerburgs zu erforschen. Sie ist eine Untergruppierung des Westerwald-Vereins Westerburg. Zu ihr zählen zehn Männer, die jeweils einen eigenen Schwerpunkt bearbeiten. Dieter Kaiser beispielsweise befasst sich mit einer umfassenden Geschichtsdarstellung des Westerburger Raums, die er bald zum Abschluss bringen will. 2016 hat die Geschichtswerkstatt Zunns Werke bereits in der Buchhandlung Lang in Rennerod ausgestellt. Zu der Ausstellung reisten auch Enkel des Künstlers aus Paderborn und Würzburg an, die sich über die Ehrung freuten. Der Treffpunkt und das Archiv der Gruppe befinden sich im Obergeschoss des Burgmannenhauses. red

Ansprechpartner und Organisator ist mittlerweile Peter Franz. Kontakt: Peter Franz, erreichbar per E-Mail p-e-t-e-r@freenet.de oder unter Telefon 0160/993.156 70.