Kommentar: Experte lässt umsichtige Einschätzung selbst vermissen
Politik und Wirtschaft sind eng verzahnt – von der kommunalen bis auf die globale Ebene. Das mag nicht jedem recht sein, gewiss führt es zu wechselseitiger Einflussnahme, mal zugunsten der Menschen, mal auch zu ihrem Schaden. Anschaulich hat Referent Ralf Schuster geschildert, wie wichtig es sei, sich ins Gegenüber, dessen gesellschaftliche, kulturelle, wirtschaftliche und politische Prägung hineinzudenken, um Verhandlungen zu Vertragsabschlüssen zu führen.
Und er hält zu Recht den westlichen Staaten vor, vielfach schulmeisterlich aufzutreten und anderen ungefragt Vorstellungen und Methoden überzustülpen.Dass der geopolitische Experte der Helaba beim Vergleich zwischen westlicher Welt und China indes genau das von ihm selbst geforderte Einfühlungs- und Einschätzungsvermögen vermissen lässt, ist bedauerlich.
Wer Kontakte nach China pflegt, wie es der viel gereiste Fachmann sicher tut, der sollte wissen, dass eine Umfrage zur Zufriedenheit chinesischer Bürger mit der Regierung in dem turbokapitalistisch-diktatorisch geführten Land die Folie nicht wert ist, auf der er sie präsentiert.
Und betonbrutalistische Staudämme sind aus klimapolitischer Sicht weder im Ursprungsland China noch in Afrika, wo sie als Entwicklungshilfe missverstanden werden, wünschens- oder gar lobenswert – selbst wenn sie, anders als Brunnenbau im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe, „nicht an Bedingungen geknüpft“ wären.
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