Von den Römern stammen unsere Obstbäume, weiß Ethnobotanikerin Katharina Kindgen. Vorher hätten die Menschen nur Wildgehölze und Wildpflanzen genutzt. Die Obstbaumpflanzungen auf den Vorgewenden der Felder hätten in der vorindustriellen Zeit der Vitaminversorgung der Landbevölkerung gedient, informiert die Kreisverwaltung.
„Historisch gesehen wurden Obstbäume vermehrt an Dorfverbindungswegen gepflanzt, da sie hier der landwirtschaftlichen Nutzung vor allem der Viehhaltung auf den Flächen nicht im Wege waren. Die Landesherren haben daher versucht beziehungsweise angeordnet, vor allem an diesen Wegen Bäume zu pflanzen“, ergänzt Philipp Schiefenhövel, Naturschutzreferent der Will und Liselott Masgeik-Stiftung für Natur- und Landschaftsschutz in Molsberg.
Die Obstbäume an der Straße von Borod zur B 8 und auf Gemeindegrund seien in der Zeit von 1933 bis 1945 vom so genannten „Reichsnährdienst“ gepflanzt worden, erfuhr der Ortsbürgermeister Volkmar Gäfgen von Boroder Senioren: „Da hat sich jeder was nehmen können.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Westerwald weitere Straßenränder mit Obstbäumen bepflanzt, um die Bevölkerung vor einer weiteren Hungersnot zu bewahren, so Katharina Kindgen. Heute werden Obstbäume vor allem als Ausgleichsmaßnahmen für Straßen- und andere Baumaßnahmen gesetzt. Früher, in den 50er- und 60er-Jahren, seien die Bäume am Straßenrand von Langenbach nach Bad Marienberg versteigert worden, erinnert sich Helmut Kempf.
Damals sei ein Apfelbaum noch ein Schatz gewesen, erklärt Katharina Kindgen dazu, denn die Tiefkühltruhe sei erst 1955 in die Haushalte eingezogen: „Wer einen Apfelbaum hatte, hatte frische Vitamine über den gesamten Winter. Er galt als gesund und reich.“ Deshalb hätten Äpfel auch als Weihnachtsschmuck am Tannenbaum gehangen und Kinder hätten Äpfel als Geschenk bekommen.