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Rhein-Lahn

Düstere Prognose: Wohnträume im Rhein-Lahn-Kreis platzen in Serie

Wird immer seltener: der eigene Schlüssel im eigenen Schloss. Das Wohnen in den eigenen vier Wänden können sich immer weniger Menschen leisten. Dabei könnte der Bund mehr Menschen im Rhein-Lahn-Kreis zu „Neubau-Start-ups“ machen.  Foto: Tobias Seifert
Wird immer seltener: der eigene Schlüssel im eigenen Schloss. Das Wohnen in den eigenen vier Wänden können sich immer weniger Menschen leisten. Dabei könnte der Bund mehr Menschen im Rhein-Lahn-Kreis zu „Neubau-Start-ups“ machen. Foto: Tobias Seifert

Schlechte Chancen auf ein Wohnen in den eigenen vier Wänden: Vom Einfamilienhaus über das Reihenhaus bis zur Eigentumswohnung – im Rhein-Lahn-Kreis gibt es rund 35.500 Wohnungen, für die keine Miete bezahlt werden muss. Denn ihre Eigentümer nutzen sie selbst.

Lesezeit: 3 Minuten
Die Wohneigentumsquote im Rhein-Lahn-Kreis liegt damit bei rund 57,4 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Regionalanalyse zum Wohnungsmarkt hervor, die das Pestel-Institut (Hannover) gemacht hat. Eigenheimbau schrumpft Darin geben die Wissenschaftler eine eher düstere Prognose, wenn es um das Wohneigentum im Rhein-Lahn-Kreis geht: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab es ...
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Machbarkeitscheck zum Wohneigentum für den Rhein-Lahn-Kreis

Das Pestel-Institut hat in seiner Regionalanalyse zum Wohnungsmarkt auch einen „Machbarkeitscheck Wohneigentum“ für den Rhein-Lahn-Kreis gemacht. Hierbei haben die Wissenschaftler den Fokus auf den Neubau eines Reihenhauses mit 95 Quadratmetern Wohnfläche gelegt – also auf das Zuhause für eine vierköpfige Familie. Ökonom Matthias Günther erklärt, warum: „Das Reihenhaus punktet bei den Baukosten. Zudem ist das Verhältnis von der Wohnfläche zur Grundstücksgröße erheblich besser als beim frei stehenden Einfamilienhaus. Es ist damit eine attraktive Variante fürs Wohnen im Eigentum.“

Bei seinen Berechnungen zum Wohneigentum im Rhein-Lahn-Kreis hat das Pestel-Institut unterschiedliche Kriterien herangezogen. Entscheidende Faktoren waren dabei die Zinsen, die lokalen Baulandpreise sowie die aktuellen Baukosten. „Bei der Bewertung der Haushalte, die sich einen Reihenhausneubau leisten können, ist die Zahl der Verdiener nicht entscheidend. Es kommt nur auf die Höhe des Nettoeinkommens an – egal, ob als Lohn, Gehalt, Rente oder Pension. Dabei liegt die angesetzte Grenze der monatlichen Belastung für die Finanzierung von Wohneigentum bei 40 Prozent vom Haushaltseinkommen“, erläutert Matthias Günther.

Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass für einen privaten Haushalt im Rhein-Lahn-Kreis die Grenze bei einem Nettoeinkommen von 4900 Euro pro Monat liegt: „Wer ein Einkommen in dieser Höhe hat oder darüber liegt und zudem noch über ein Eigenkapital von mindestens 38.000 Euro verfügt, der sollte sich den Neubau des eigenen Reihenhauses im Rhein-Lahn-Kreis leisten können. Hier geht es allerdings um eine ‚Verdiener-Elite‘. Wirklich viele sind das nicht. Für alle anderen Haushalte ist Wohneigentum nur machbar, wenn der Staat den Menschen dabei unter die Arme greift – Familien genauso wie Partnerschaften, Singles oder Wohngemeinschaften, die sich die eigenen vier Wände bauen und darin wohnen wollen“, sagt Ökonom Matthias Günther. Der Leiter des Pestel-Instituts nennt dazu „Bauhilfen fürs Wohneigentum“, für die vor allem der Bund jetzt die Weichen stellen müsse: „Es geht in erster Linie um die nötige finanzielle Starthilfe. Also um ein staatliches Baudarlehen, das nicht nur fehlendes Eigenkapital ersetzt, sondern den Haushalten durch einen langfristigen Niedrigzins auch Sicherheit bietet.“ Konkret: Bei einem Bundesbaudarlehen mit einem 1,5-Prozent-Zins würde sich das notwendige Einkommen für den Neubau eines Reihenhauses im Rhein-Lahn-Kreis nach Berechnungen des Pestel-Instituts auf 3000 Euro netto im Monat reduzieren. „Außerdem muss politisch dringend dafür gesorgt werden, dass überzogene Bauvorschriften abgeschafft und Klimaschutzauflagen bezahlbar bleiben, also wieder gezielt gefördert oder zurückgeschraubt werden“, so Günther.

Das Pestel-Institut nimmt vor allem die 25- bis 40-Jährigen ins Visier: „Sie gehen beim Wohneigentum seit Jahren mehr oder weniger leer aus. Dabei wäre es dringend notwendig, gerade der Nestbauergeneration wieder eine Chance auf die eigenen vier Wände zu geben. Denn das eigene Haus oder die eigene Wohnung ist eine wichtige Altersvorsorge. Oder anders gesagt: Altersarmut ist in erster Linie Mieterarmut – also Armut durch Miete“, so Günther. Es sei höchste Zeit für den Staat, „beim Wohnen politisch wieder in den ‚Eigentumsmodus‘ zu schalten“. red

Rhein-Lahn-Zeitung
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