Lahnstein

Der interkulturelle Dialog lag ihm am Herzen: Vor fünf Jahren starb Lahnsteiner Ehrenamtler Wolfgang Blüm

Er setzte sich für die Nord-Süd-Kooperationspartnerschaft ein: Wolfgang Blüm 1987 bei einem Besuch in Ouahigouya.
Er setzte sich für die Nord-Süd-Kooperationspartnerschaft ein: Wolfgang Blüm 1987 bei einem Besuch in Ouahigouya. Foto: Stadt Lahnstein

Interkultureller Dialog und Solidarität der Tat waren die Herzensanliegen von Wolfgang Blüm. Der Oberstudienrat aus Lahnstein mit beruflichen Sonderaufgaben und vielen Ehrenämtern galt über 40 Jahre lang als Aushängeschild für die deutsch-französisch-burkinische Freundschaft. Dafür wurde er vielfach ausgezeichnet.

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Geboren am 25. August 1942 in Rheinhessen, lebte er seit 1952 in Lahnstein, wo er am Johannesgymnasium sein Abitur machte. Nach dem Studium der Philosophie, Pädagogik, Romanistik und Geografie mit Staatsexamen und nach dem Referendariat unterrichtete er am Goethe-Gymnasium in Bad Ems, am Koblenz-Kolleg und zuletzt am Marion-Dönhoff-Gymnasium in Lahnstein. Neben der Unterrichtstätigkeit war Blüm seit 1984 zusätzlich durch ministerielle Abordnungen an den Pädagogischen Landesinstituten tätig, unter anderem in den Bereichen Fremdsprachen, mit Schwerpunkt Französisch, und Medienerziehung.

Partnerschaft mit Modellcharakter

Schwerpunkt der Kooperation mit Frankreich war die Zusammenarbeit mit der Partnerdienststelle in Burgund. Am Lehrerfortbildungsinstitut des Landes betreute Wolfgang Blüm ein deutsch-französisches Kooperationsprojekt zur Einrichtung von französischen Informations- und Dokumentationszentren an bilingualen Gymnasien in sechs Bundesländern. Mehrere Jahre lang war er Vorsitzender des mit der Umsetzung dieses Projekts beauftragten Vereins.

Ehrenamtlich engagierte sich Wolfgang Blüm seit 1978 für die Partnerschaft Lahnstein-Vence-Ouahigouya. Damit entsprach er einer Bitte von Gründungspräsident Johannes Knauf und Oberbürgermeister Karl-Heinz Groß. Die seit 1969 bestehende deutsch-französische Städtepartnerschaft wurde zu einer Nord-Süd-Kooperationspartnerschaft mit der im damaligen Obervolta (heute Burkina Faso) gelegenen Sahelstadt Ouahigouya erweitert. Zusammen mit Johannes Knauf, Wolfgang Jander, Helmut Ragge und Werner Geil leitete er die formelle Vereinsgründung und die Zuteilung der Gemeinnützigkeit in die Wege.

Diese Form einer Dreierpartnerschaft gilt als die erste deutsch-französische Partnerschaft mit einer Kommune Afrikas. Sie erlangte Modellcharakter, auch für die Landespartnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda. Eckpunkte des sogenannten „Lahnsteiner Modells“ waren der Dialog der Partner und die solidarische Hilfe, die in den 40 Jahren der Dreierpartnerschaft auf vielfältige Weise erfüllt wurde.

So kam es neben zahlreichen persönlichen Beziehungen zu rund 20 Begegnungen, bei denen stets Beschlüsse zu Projektrealisierungen gefasst wurden – beispielsweise zu Schulgebäuden, Geburts- und Krankenstationen, Mutter-Kind-Stationen auf dem Lande, Kleinkreditprogrammen, der Lieferung von Nutzfahrzeugen, der Ausstattung von Schulungsräumen, zu Umweltprojekten, zur Lieferung von Medikamenten und medizinischen Geräten, dem Bau von Wasserleitungen, dem Kauf von Nahrungsvorräten in Dürrejahren oder zu Brunnenbohrungen.

Sein Einsatz war beispielhaft

Während das Partnerschaftsengagement der Stadt Lahnstein weltweit Anerkennung erfuhr, wurde Wolfgang Blüm von der Republik Burkina Faso, der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Frankreich mit hohen Orden gewürdigt, nämlich dem Bundesverdienstkreuz am Bande sowie den Orden „Les Palmes Académiques“ und „Chevalier de l’Ordre National“.

Die Städte Ouahigouya und Vence haben ihm 1988 beziehungsweise 2013 ihre Ehrenmedaillen verliehen, Lahnstein hat ihn 2009 mit der goldenen Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet. Besonders erwähnenswert ist die Verleihung der französischen Staatsbürgerschaft durch Innenminister Claude Guéant wegen Blüms „Engagements für die deutsch-französischen Beziehungen im Kultur- und Bildungsbereich“.

Am 1. Januar 2018 verstarb Wolfgang Blüm plötzlich und unerwartet. Der damalige Oberbürgermeister Peter Labonte schrieb im Nachruf: „Seine außerordentliche Tatkraft und Kompetenz, seine Zielstrebigkeit und sein unermüdlicher Einsatz waren beispielhaft. Den Städten Lahnstein, Vence und Ouahigoua wird das ehrenamtliche Engagement von Wolfgang Blüm in dankbarer Erinnerung bleiben.“ In Bolongo bei Ouahigouya hat man inzwischen eine Schule nach Wolfgang Blüm benannt. Im Partnerschaftsverein setzt Anne-Marie Tensorer-Blüm als Vizepräsidentin für Ouahigouya sein Werk fort. red