Den Menschen immer nah: Limburger Altbischof Franz Kamphaus verstorben
Als Bischof meldete er sich meist leise, aber entschieden zu Wort – ob es um die mögliche Gefährdung der Menschenwürde in der Gentechnik-Debatte, den Weltfrieden oder die Diskrepanz von Wohlstand bei Armen und Reichen ging. Seinen bischöflichen Wahlspruch „Den Armen das Evangelium verkünden“ versuchte Kamphaus zu leben, seitdem der Pastoraltheologe aus Münster und frühere Leiter eines Priesterseminars im Juni 1982 Oberhirte wurde.
Seine Bescheidenheit und seine persönliche Glaubwürdigkeit hatten dem Bischof hohes Ansehen und viel Sympathie eingebracht. Anders verhielt es sich dagegen mit seinem Nachfolger: Wegen der Explosion der Baukosten für den Limburger Bischofssitz auf rund 31 Millionen Euro und heftiger Kritik an seiner Amtsführung hatte Franz-Peter Tebartz-van Elst im Jahr 2014 sein Amt in Limburg aufgeben müssen.
„Keine Reise war ihm zu weit, denn es ging Bischof Kamphaus darum, bei den Menschen zu sein.“
Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und jetziger Bischof in Limburg
Während der Amtszeit von Kamphaus soll es auch einen Missbrauchsfall gegeben haben. So soll ein Priester von 1986 bis 1993 seinen minderjährigen Pflegesohn mehrfach sexuell missbraucht haben. Kamphaus erklärte dazu im Jahr 2019, dass er keine Kenntnisse von diesem Fall gehabt habe. Im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gegen einen anderen Priester sei ihm aber heute klar, dass er entschiedener hätte durchgreifen müssen, erklärte er damals. Zudem sprach er von „schweren Fehlern“ – und dass er „schwere Schuld“ auf sich geladen habe. Die Opfer bat er um Verzeihung.
Der jetzige Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, würdigte Franz Kamphaus in einem Nachruf. „Seine charismatische Persönlichkeit wird fehlen“, betonte Bätzing am Montag in Bonn. „Bischof Kamphaus hat überall im Bistum große Spuren hinterlassen, denen ich sehr oft begegne und die mich staunen lassen. Sie zeugen von einer theologischen Tiefe, von Klugheit, einem tiefen Glauben und einer großen Menschenfreundlichkeit“, erklärte Bätzing.
Für großes Aufsehen sorgte Kamphaus’ Widerstand gegen Rom Ende der 1990er-Jahre. Als einziger deutscher Bischof hielt er an der Schwangeren-Konfliktberatung im geltenden gesetzlichen Rahmen fest, obwohl Papst Johannes Paul II. den Ausstieg angeordnet hatte. Im März 2002 beendete Johannes Paul II. den Alleingang des Limburger Bischofs, beließ ihn aber im Amt. Bätzing erinnerte an diese „schwierigen Zeiten“ und betonte: „Franz Kamphaus sah die Nöte der Frauen und wollte das ungeborene Leben schützen, indem er die Beratungen fortsetzen ließ. Die Auseinandersetzung hat sein Gewissen geschärft und er hat einen neuen Blick für die Konflikte, in die Frauen geraten können, bekommen.“
Bätzing würdigte Kamphaus als charismatischen Prediger, frommen Priester und engagierten Bischof, der bescheiden gewesen sei, klug gehandelt habe, sich an die Seite der Armen gestellt habe und den Menschen zugewandt gewesen sei. „Bischof Kamphaus war ein Menschenfreund“, sagte Bätzing und hob auch das weltkirchliche Engagement von Kamp-haus hervor: „Keine Reise war ihm zu weit, denn es ging Bischof Kamphaus darum, bei den Menschen zu sein.“ Dabei sei es ihm um Gerechtigkeit für die Ärmsten gegangen und jene, die an den Rändern der Gesellschaft leben. „Was Papst Franziskus heute macht, hat Franz Kamphaus als Bischof von Limburg in der Welt geleistet“, sagte Bätzing.
Kamphaus sei vom Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) geprägt gewesen. So habe er Synodalität im Bistum Limburg gelebt, die Mitarbeit von Laien in der Seelsorge und die „strukturelle Verankerung ihrer Rolle“ stark gefördert. Mit Blick auf den Tod des Limburger Altbischofs sagte Bätzing, Kamphaus sei nun „heimgegangen zu dem, den er sein Leben lang verkündet und bezeugt hat“. Zuletzt lebte Kamphaus im St.-Vincenz-Stift in Rüdesheim-Aulhausen, wo er seit seiner Emeritierung als Bischof mit geistig und mehrfach behinderten Menschen zusammenlebte. dpa