Es war ein denkwürdiger Nachmittag in der ehemaligen KW-Schule. Will jemand wissen, warum Politik in Lahnstein mitunter an Schildbürgertum erinnert, bekommt er beim Thema Marktplatz ein Lehrbeispiel präsentiert. Fassen wir zusammen: Ein Projektentwickler, der bereits mehrere Liegenschaft im Stadtgebiet entwickelt (Vertrauen sollte also vorhanden sein), hat Ideen für den Marktplatz.
Der Hauptausschuss zeigt sich begeistert, gibt ihm bis Sommer 2019 Zeit, detaillierte Pläne zu entwickeln. Eine Bürgerinitiative tritt auf den Plan, sorgt sich um die Zukunft als Multifunktionsplatz (vor allem als Parkplatz), spricht mit dem Entwickler, zeigt sich bereit, den Marktplatz weiterzuentwickeln, macht sogar eigene Vorschläge – allerdings nur bei Beibehaltung von großflächigem Parkraum. Als der Entwickler deutlich macht, welche Dimensionen er bauen möchte, dass er an höherpreisige Wohnungen, eine Markthalle und einen kleinen Park denkt, ist der Konflikt endgültig da. Ende November dann gibt's Hoffnung für die BI, denn der Fachausschuss fühlt sich veräppelt, nachdem Stadtplaner Hoß (ohne Rücksprache mit den Gremien) die Maximalbauhöhe im Bebauungsplanentwurf auf 20 Metern angehoben hat – und verlangt umfangreiche Visualisierungen und Ansichten vom Entwickler. Dieser macht kurz darauf dem Ältestenrat deutlich, dass er solche Visualisierungen nur finanzieren werde, wenn er Bausicherheit habe – also ein Bebauungsplan aufgestellt werde. Viele Ausschussmitglieder erfuhren davon aber offenbar nichts: Im guten Glauben, die Visualisierungen präsentiert zu bekommen, kamen sie am Dienstag zur Sitzung. Doch die Verwaltung hatte Stunden zuvor Fakten geschaffen: „Überrascht“ vom großen Interesse (das Thema ist seit Monaten Stadtgespräch) wurden BI und Projektentwickler informiert, dass der Punkt voraussichtlich auf Montag verschoben werde – eine Entscheidung, die allein dem Ausschuss obliegt. Dieser zeigte sich entsprechend pikiert und watschte Verwaltung und Projektentwickler kräftig ab.
Was bleibt? Eine misstrauische BI, die Lahnsteins Politik jede Trickserei zutraut. Ausschussmitglieder, die sich fragen, warum sie sich eigentlich in einem Gremium engagieren, an dem die wirklichen Entscheidungen (und Informationen) vorbeifließen. Und ein Projektentwickler, dem dieses Gezetere bald zu viel sein dürfte. Schilda ist nicht mehr weit.