Naturkundetag bietet viele Einblicke zu Geologie, Botanik und seltenen Tieren - Wanderungsbewegung vom Mittelmeerraum an den Rhein
Vom Admiral bis zur Zippammer: Naturkundetag bietet viele Einblicke zu Geologie, Botanik und seltenen Tieren
Rund 20 Teilnehmer der Exkursion bestaunten Natur und Landschaft am Mittelrheintal. Wissenschaftliche Informationen erhielten sie außerdem vor Ort.
Benedikt Toussaint

„Vom Meer zum Festland zum Meer zum Fluss“, unter dieses Motto hatte Michael Weidenfeller seinen Vortrag gestellt. Der Referatsleiter Geologie und Rohstoffe im Landesamt für Geologie und Bergbau berichtete beim Naturkundetag des Nassauischen Vereins für Naturkunde (NVN) aus Wiesbaden über die Geologie des Mittelrheintals.

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Rund 20 Teilnehmer der Exkursion bestaunten Natur und Landschaft am Mittelrheintal. Wissenschaftliche Informationen erhielten sie außerdem vor Ort.
Benedikt Toussaint

Zu diesem Naturkundetag hatte der Verein in das Alte Rathaus von St. Goarshausen eingeladen, wie er selbst mitteilt. Rund 20 Interessierte lauschten den Ausführungen der Fachleute zu naturkundlichen Themen rund um den Loreleyfelsen. „Das Rheintal ist eine hervorragende Gelegenheit, Geologie zu studieren“, sagte Weidenfeller. Denn der Rhein durchschneide verschiedene geologische Schichten. Diese Schichten des rheinischen Schiefergebirges wurden im Devon vor rund 400 Millionen Jahren in einem Meer abgelagert.

Später zog sich das Meer zurück, tektonische Kräfte bewirkten die Verdichtung, Faltung, Schuppung und Stapelung der Gesteinsschichten. Im Tertiär sei das Meer wieder zurückgekommen, allerdings nur als Meeresstraße. Der Rumpf des Schiefergebirges habe damals nur wenige Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Die Hebung des rheinischen Schiefergebirges begann, sodass sich der Rhein in das jetzt rechts und links aufragende Gebirge fraß.

Bedingt durch die Entstehungsgeschichte des Rheintales haben sich vielfältige Pflanzen-Standorte herausgebildet. Und über diese berichtete im Anschluss Martin Unfricht aus Bornich, „ein regionaler Kenner der Flora“, wie Helmut Arnold, Vorsitzender des NVN, ihn vorstellte. „Der Mittelrhein ist ein Hot-Spot für Pflanzen mit trocken-warmen Standortansprüchen“, so Unfricht. Einerseits sei dafür der Regenschatten des Hunsrücks verantwortlich. Andererseits aber auch die Geologie mit den zur Sonne exponierten Hängen.

„In südexponierten Lagen steigen die Temperaturen bis auf 80 Grad, das muss eine Pflanze erst einmal aushalten“, so der Botanikkenner. So fänden sich hier viele Pflanzen aus dem östlichen Mittelmeergebiet, aber auch Pflanzen aus dem westlichen Mittelmeergebiet. Zusammen mit den kühl-feuchten nordexponierten Lagen, den tief eingeschnittenen Seitentälern, der Nutzung durch den Menschen, sei es landwirtschaftlich oder bergbaulich, ergäben sich mosaikartig wechselnde Standortfaktoren und damit eine unglaubliche Vielfalt, die sich in der Vielzahl der Pflanzenarten ausdrücke.

Bei der Exkursion am Nachmittag konnten er und Wolfgang Ehmke, Zweiter Vorsitzender des NVN, viele der genannten Beispiele vor Ort zeigen. Aber bevor die Exkursion startete, warfen die Zuhörer mit Ehmke einen Blick auf die Tierwelt im Mittelrheintal. An typischen Bewohnern listete dieser die Feldgrille und das Weinhähnchen auf. An weiteren Insekten gebe es die blauflügelige Ödlandschrecke, den roten Scheckenfalter und auch den Segelfalter.

Für den atlantischen Lachs gibt es vor dem Veranstaltungsgebäude sogar ein Denkmal, denn er war früher ein oft gefischter Rheinbewohner. Aber auch Meer-Neunauge und Maifisch hätten sich nach dem Chemieunfall 1986 wieder im Rhein eingestellt. Die Amphibien seien mit Erdkröte und Feuersalamander vertreten, so Ehmke weiter, die Reptilien mit Mauer- und Smaragdeidechse, Ringel- und Schlingnatter.

In der Vogelwelt sei die Zippammer ein typischer Vertreter der Weinbergslagen, aber auch Wendehals und Baumpieper kämen vor. Schwarzmilan und Uhu seien tags und nachts auf Jagd. Und bei den Säugetieren stellte er Wildkatze, Haselmaus und Gartenschläfer als Besonderheiten heraus.

Bei der Exkursion am Nachmittag, die oberhalb der Loreley begann und den Hang entlang in Richtung Spitznackfelsen und Leiselfeld führte, konnten die Teilnehmer Roten Milan, Mauereidechse und Admiral sehen. An Knollenplatterbse, gefaltetem Hasenohr, Hirschwurz-Haarstrang, Weichselkirsche, französischem Ahorn und Nelken-Sommerwurz vorbei ging es zum Aussichtspunkt an den Spitznackfelsen. Zum Abschluss der Exkursion erfrischte man sich in der Rheinsteig-Rast in der Siedlung Leiselfeld.

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