„Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass wir global wesentlich verletzlicher sind, als wir dachten“, sagte der Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land, Dr. Klaus-Volker Schütz, und dankte Ehren- und Hauptamt in Kirchengemeinden und Dekanat für das Öffnen von Räumen der Besinnung, das Herz für die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten und seelsorglichen Trost sowie dafür, dass Neues ausprobiert wurde von digitalen Formen bis zu Andachten an der Haustür.
„Unsere Gemeinden sind nahe bei den Menschen in den Dörfern und Städten und schauen, was gebraucht wird“, so Schütz. Es gelte, nahe am christlichen Auftrag zu bleiben, dann „sind wir die fremde Stimme in den Kliniken, die das oft einsame Sterben thematisiert, das Ohr, das von außen kommt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Aufmerksamkeit brauchen“. Eine der jetzt wichtigsten Fragen sei „Wie können wir Hoffnung geben?“ und nicht, wie schnell wieder getan werden kann, was immer getan wurde. Schütz: „Die Hoffnung braucht neue Formen und neue Konzepte.“
Existenzielle Kirchenfragen stellte Dekanin Renate Weigel in ihrem Blick aufs Corona-Jahr mit verschlossenen Kirchentüren, ohne Gottesdienste, gemeinsames Singen und Abendmahl. „Wer sind wir als Kirche, wenn wir einander nicht besuchen, beistehen, berühren, spüren dürfen?“ Der Vorwurf, sich nicht mit lauter Stimme gewehrt zu haben, als Leute in Krankenhäusern und Altenheimen alleine starben, sei nicht völlig zu entkräften. „Alle waren wir verunsichert.“
Als es später erlaubt wurde, habe die Seelsorge etwa im Haus Hohe Lay in Nassau mit seinen vielen Covid-Erkrankten Extra-Einsätze geleistet. „Da ist längst noch einiges offen, was richtig wehtut“, sagte Weigel, und doch hätten alle in den Gemeinden versucht, Kirche und Gemeinschaft lebendig zu halten. Erfrischend, erhellend und Mut machend habe sie empfunden, wie junge Pfarrpersonen gezeigt hätten, wie Impuls, Verkündigung und Kontakt auf digitalen Wegen möglich sind.
„Die Pandemie hat vor Augen geführt, dass wir global wesentlich verletzlicher sind, als wir dachten.“
Dr. Klaus-Volker Schütz, Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land
Ein anderes wichtiges Thema sei der Blick auf menschenunwürdige Zustände in den Flüchtlingslagern der europäischen Außengrenzen gewesen, da brauche es weiterhin Aufmerksamkeit. Außerdem wurde ein Schutzkonzept zum Kindeswohl für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Kirchengemeinden entwickelt, das in diesem Jahr an die Kirchenvorstände geht mit der Bitte, entsprechende Schutzbeauftragte zu bestimmen. Mit Blick auf die im kommenden Jahr neue Synode und Dekanatsleitung fragte die Dekanin, ob man nach Corona überhaupt will, dass alles so „wie früher“ wird. Weigel: „Haben wir eine neue Beweglichkeit gewonnen, Improvisationstalent entwickelt? Ich glaube, das können wir brauchen.“
Viel Beifall erhielt die Vorsitzende der Synode, Anja Beeres, für ihre positiven Erwartungen an Veränderungen: „Ich habe Lust, Veränderungen zu gestalten und nicht immer nur Mangel zu verwalten, Neues auszuprobieren, und ich hätte Lust auf weniger Verwaltung und mehr Gestaltung.“
Positives entdeckte sie in den vielen digitalen Zoom-Sitzungen des DSV: „Es hat nach einer langen Sitzung auch mal gut getan, einfach nur den PC auszuschalten, anstatt noch durch den halben Rhein-Lahn-Kreis nach Hause zu fahren.“ Schwierig sei die Kirchenvorstandswahl gewesen mit fehlenden Gemeindeversammlungen im Vorfeld. Traurig stimme sie, dass es in den Kirchengemeinden Kaub/Lorch, Nochern und Scheuern nicht genügend Kandidierende für die Wahl neuer Kirchenvorstände gegeben habe; ab März 2022 übernimmt der DSV diese Aufgabe.
Ein dickes Dankeschön richtete sie an die Geschäftsstelle der evangelischen Kindertagesstätten im Dekanat, den stellvertretenden Dekan Christian Dolke und die Kita-Fachberatung Katja Wüst sowie alle Kirchengemeinden mit Kitas, die in der Pandemie im Wochenrhythmus mit neuen Regelungen und Verordnungen konfrontiert wurden, die sie umsetzen mussten.