Die Kuh ist erst mal vom Eis. Und dafür hat einzig und allein OB Labonte mit seinem Verhandlungsgeschick gesorgt. Der Kompromiss bewirkt drei Dinge: 1. Alle Beteiligten können ihr Gesicht wahren und das weitere Verfahren kritisch begleiten. 2. Für Reinhard Nett, dessen Konzept weite Teile des Rates weiterhin gut finden, selbst bleibt die Tür offen, denn mit den nun gewählten Maßen dürfte er durchaus leben können. Dies gilt auch für andere Investoren. 3. Durch die Bildung eines Runden Tisches wird die Zukunft des Areals auf eine breitere Basis gestellt. Ein Stück Sachlichkeit kehr zurück.
Die Bürgerinitiative (BI) Pro Marktplatz sollte sich nicht als Verlierer fühlen und beim Runden Tisch mitmachen. Denn auch ihren Mitgliedern geht es doch um die Entwicklung Niederlahnsteins. Der Stadtteil – und da sind sich Politik und Bürgerschaft einig wie selten – braucht dringend Veränderungen. Sonst rauscht der zu erwartende Buga-Boom spurlos vorbei.
Wenig zielführend auf dem Rückweg zur Sachlichkeit ist es allerdings, wenn man einen Ton anschlägt, wie dies der ULL-Fraktionsvorsitzende getan hat. Mit drastischen Worten („Sie sind der Grund, weshalb der Rat in der Öffentlichkeit als Laberverein dargestellt wird.“) warf er insbesondere SPD und FBL vor, Populismus pur zu betreiben. Man suche nach Gründen, ein zukunftsweisendes Projekt schlecht zu machen. Auch die BI ging er massiv an, kritisierte, die Bauhöhe werde nur vorgeschoben, um die bequemen Parkplätze zu behalten, sprach von Egoisten, die nicht für nachfolgende Generationen planten. Starker Tobak. Entsprechend verdient prasselte anschließend Kritik durch Sigi Bornschier (SPD) und Reiner Burkard (FBL) auf ihn ein, die BI erwartet gar eine öffentliche Entschuldigung. Wie auch immer man zur Kritik des umtriebigen ULL-Chefs stehen mag – persönliche Angriffe dieser Art gehen gar nicht, auch nicht kurz vor der Wahl. Die Integrität eines Rates in Gänze in Frage zu stellen, ist wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen – man macht mehr kaputt, als man erreicht. Das sollte sich Siefert hinter die Ohren schreiben – und sich freuen, dass die ULL mit ihrem Workshop-Antrag Erfolg hatte.