Selten hat der Lahnsteiner Oberbürgermeister derart klare Worte gefunden: Das, was Wochen und Monate nach dem Zugunglück am Niederlahnsteiner Bahnhof nach und nach an Umweltverschmutzung durch ausgetretenen Dieselkraftstoff herauskommt, sei „mehr als eine dramatische Dimension“.
Angesichts des nun vorliegenden Gutachtens, nach dem trotz Bodenaustausch nicht nur 30.000, sondern bis zu 90.000 Liter Diesel im Erdreich verblieben sind, fährt Peter Labonte noch stärkere Geschütze auf: Man müsse zu dem Ergebnis kommen, dass die Bahn „nicht immer mit offenen Karten“ gespielt, sondern „bewusst getäuscht“ habe. Labonte spricht das aus, was viele Bürger denken: Die Kommunikationsstrategie des Unternehmens war nicht unbedingt dergestalt, dass man den Mitteilungen und Sanierungsmaßnahmen Vertrauen schenken möchte.
Die Menschen wissen spätestens nach den jüngsten Unfällen in Lahnstein und Unkel, welches Gefahrenpotenzial auf der Schiene im engen Rheintal unterwegs ist. Und sie bekommen nun mit, wie die Bahn mit den Folgen eines solchen Unglücks umgeht. Nur um es noch mal deutlich zu machen: Bereits kurz nach dem Unfall hieß es, dass Diesel aus dem Boden je nach Wasserstand in den Rhein ausgespült werden könnte.
Jetzt heißt es, dass das Öl über den Pfad Bodengrundwasser ein „hohes bis sehr hohes Gefährdungspotenzial“ darstellt. In Zeiten, wo wir uns über jede weggeworfene Zigarettenkippe auf der Straße aufregen, nenne ich das, was es in der Tat ist: einen Umweltskandal.
Von der Politik und den Umweltbehörden ist nun zu erwarten, dass alles getan wird, um die Gefahren für die Umwelt, das Grundwasser, den Rhein und damit Flora, Fauna und die Menschen zu minimieren. Und der Bahn wird man deutlich machen müssen, dass jetzt nicht Jahre ins Land gehen können, bis Zehntausende Liter Diesel aus dem Boden entfernt werden. Es ist höchste Eisenbahn!
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