Rhein-Lahn/Nassau

Rotmilan kreist auf der Suche nach Aas: Größter Greifvogel der Region beginnt seine Brut im April

An seiner rotbraunen Färbung und dem gegabelten Schwanz ist der Rotmilan im Gleitflug gut zu erkennen.  Foto: Anne Neidhöfer
An seiner rotbraunen Färbung und dem gegabelten Schwanz ist der Rotmilan im Gleitflug gut zu erkennen. Foto: Anne Neidhöfer

Mit einer Spannweite von bis zu 1,60 Metern ist der Rotmilan der größte in unserer Region brütende Greifvogel. Er kommt im März aus seinem in der Regel spanischen Winterquartier zurück, um bei uns zu brüten, zu mausern und dann wieder wegzufliegen.

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Markant ist der rötliche Schwanz, der auch bei kreisenden Tieren deutlich gekerbt ist. Die schmalen und langen Flügel sind leicht geschwungen. Auf der Flügelunterseite sind helle „Fenster“ zu erkennen. Brust und Bauch sind dunkelrotbraun gefärbt.

In schier endlosem Suchflug sind die Tiere bei uns im Taunus, wo eine gute Brutpopulation besteht, unterwegs. Dabei werden die hervorragenden Augen zur Beutesuche eingesetzt, denn der Rotmilan ist in der Regel Aasfresser. Manchmal erbeutet er bodenbewohnende Insekten, er freut sich auch über Jungvögel, die er bei Suchflügen am Waldrand erbeutet.

Wird irgendwo gepflügt, gesät, gegrubbert oder gemäht, stellen sich, oft von weither anfliegend, mehrere Rotmilane ein, um nach Aas zu suchen. Öfter sieht man auch Rotmilane am Boden, zumeist nach stärkeren Regenfällen, manchmal zusammen mit Mäusebussarden, auf der Suche nach Regenwürmern, die dann als sehr eiweißreiche Nahrung an der Erdoberfläche erbeutet werden können.

Die länglichen Horste, oft mit kleinen Plastikteilen „geschmückt“, finden sich zumeist an exponierten Waldrandstellen. Von dort kann die Art in der Regel gut in die offene Landschaft abfliegen. Nach der Ankunft im März wird zuerst ordentlich Nahrung gesucht und dann legt das Weibchen in der Regel Anfang April zwei bis drei Eier, die dann etwa 30 Tage bebrütet werden.

Die zumeist zwei Jungen werden in den ersten Nestlingswochen vom Weibchen betreut, während das Männchen Futter sucht und zum Horst bringt. Nach der Nestlingszeit von knapp 50 Tagen fliegen die Jungvögel Mitte/Ende Juni aus, werden allerdings im Horstgebiet oft noch bis Ende Juli betreut.

Der Brutbestand im Taunus ist seit Jahren stabil, in anderen Regionen Deutschlands abnehmend, wobei die Intensivierung der Landwirtschaft und die zunehmende Zahl von Windkraftanlagen die Hauptursachen des Rückgangs sein dürften. Im August und September bildet sich in der Taunusregion eine große Mausergesellschaft von Rotmilanen, vor allem in der Region Bogel, Winterwerb, Gemmerich, Miehlen, von manchmal mehr als 50 Tieren.

Es existieren dort seit Jahren zentrale Schlafplätze, wo Altvögel mausern und Jungvögel in der Regel schon dabei sind. Oft kann man dann, zumeist in den Spätnachmittagsstunden, größere Gruppen über den abgeernteten Feldern sehen. Die Mausergesellschaft bildet sich Anfang August und löst sich Ende September nach und nach auf, wenn die Tiere zu ihren Winterquartieren abziehen. Die Wanderung in Teile der Schweiz, das Bodenseegebiet und vor allem nach Spanien erfolgt auch in mehr oder weniger großen Gruppen und wird in der Regel Ende Oktober mit dem Durchzug nördlicher Populationen abgeschlossen.

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass der Rotmilan bei uns noch einen „Bruder“ hat, nämlich den Schwarzmilan. Er ist erheblich dunkler gefärbt und hat auch einen dunklen und kaum gekerbten Schwanz. Ende März kommen die Tiere aus ihrem afrikanischen Winterquartier bei uns an und verlassen uns Ende Juli wieder. Der früher in seiner Hauptverbreitung auf das Rheintal beschränkte Schwarzmilan stößt in seiner Verbreitung immer mehr in die Höhengebiete unserer Region vor und brütet dort manchmal in enger Nachbarschaft zum Rotmilan.

Naturschutzexperten weisen auf Sehenswertes hin

In Zeiten von Corona haben viele Menschen mehr Zeit und Gelegenheit, spazieren zu gehen. Da man sich ohnehin nur dort aufhalten soll, wo man wenige andere Menschen trifft, bietet sich ein Ausflug in die Natur an. Die Naturschutzexperten Manfred und Ursula Braun aus Nassau weisen in diesen Wochen in unserer Zeitung auf Dinge in der Natur der Region hin, die einen genaueren Blick wert sind.

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