Mittelrhein

Pro Rheintal fordert „Buga ohne Bahnlärm“ – Enttäuschung über bisherige Maßnahmen

Täglich schlängeln sich Güterzüge durch das enge Mittelrheintal wie hier in St. Goar.
Täglich schlängeln sich Güterzüge durch das enge Mittelrheintal wie hier in St. Goar. Foto: Thomas Torkler

Es habe keinen Sinn, die Region herauszuputzen und Millionen auszugeben, um Millionen von Besuchern anzulocken, damit dann alle feststellten: „Das ist ja furchtbar hier, hier möchte ich keine Nacht verbringen!“ – sagt Frank Gross vom Bürgernetzwerk Pro Rheintal. Daher fordere er eine „Buga ohne Bahnlärm“.

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Der Verein sei enttäuscht von den bisherigen Maßnahmen und dem halbherzigen Vorgehen der Bahn in Sachen Lärmschutz. Das Schienennetz und die Fahrzeuge seien für heutige Lasten und Geschwindigkeiten nicht ausgelegt, führt Gross weiter aus. Hinzu kämen Personalmangel und fehlende Servicekapazitäten durch brutales Herunterstutzen, nachdem man habe Konzern spielen wollen, heißt es in einer Pressemitteilung.

„Inzwischen sind 25.000 Brücken marode, hunderttausende Schwellen müssen ersetzt werden, damit Züge nicht wie in Bayern aus dem Gleis springen. Man rechnet mit 86 Milliarden Euro, die in das Schienennetz fließen müssen, und die Frage stellt sich, wer das wann verbauen soll. Die Kontrollbehörden wie der Bundesrechnungshof sind entsetzt und legen einen Report nach dem anderen vor. Für das Rheintal oder für Ausweichstrecken ist da weder Zeit noch Geld und vor allem überhaupt keine Kapazitäten“, ist der Verein sicher.

Die desolate Verkehrspolitik der vergangenen Jahrzehnte habe ins Chaos gestürzt. Chaos könne auch entstehen, so der Pro-Rheintal-Sprecher, weil Züge und Gleise bei den heutigen Achslasten und Geschwindigkeiten den Dienst versagen könnten und so Unfälle provozieren wie in Viareggio oder zuletzt in Bayern.

„Wir haben den Verkehrsminister und die Ministerpräsidenten von Hessen und Rheinland-Pfalz angeschrieben, ohne bisher eine Antwort erhalten zu haben. Die Verantwortung liegt eindeutig bei der Politik, wie selbst der Präsident des Bundesrechnungshofs festgestellt hat, dessen Berichte genauso verhallen wie unser Warnruf“, schreibt Gross.

„Die Zeit, in der wir gewartet, gewartet und vor allem gelitten haben, ist jetzt vorbei.“

Frank Gross, Bürgernetzwerk Pro Rheintal

Und weiter: „Wir sehen die Baustellen und Probleme seit 20 Jahren und haben zu jederzeit Kooperationsbereitschaft und Verständnis signalisiert. Seit 20 Jahren hören wir auch die Versprechungen von Leuten, die gar nicht wissen, was sie da sagen, wenn sie zum Beispiel eine Ausweichstrecke bauen wollen, die es in dieser Form gar nicht geben kann.“ Vor allem aber bleibe der „schwarze Peter“ bei den Bürgern, während Bund und Bahn um weitere Jahrzehnte die Zeit vertrödelten und ihre desolate Bahnpolitik auf Kosten des Landes und der Menschen fortsetzten.

„Damit muss Schluss sein“, sagt Gross und fordert, Güterwaggons möglichst umgehend innerorts nicht schneller als 50 km/h fahren zu lassen. „Wir haben vor zehn Jahren bereits einmal mehr als 10.000 Unterschriften von Bürgern, Städten und Kommunen gesammelt und werden jetzt auch die Kreise und die Landtagsfraktionen mit einbinden. Es ist aus Sicherheitsgründen wie aus Lärmschutzgründen gar nicht mehr anders zu machen, einen solchen ,Erdbebenzug mit Tempo 100’ zu beruhigen.“

Es gebe keine technischen Mittel, außer neue Fahrzeuge und Schienen. Mindestens 50 Jahre auf eine Ausweichstrecke zu warten, bei der bis heute niemand wisse, wie die 2000 Tonnen schweren Güterzüge dann über Berge und durch Tunnel fahren sollten, sei ebenfalls keine Lösung.

„Die Zeit, in der wir gewartet, gewartet und vor allem gelitten haben, ist jetzt vorbei. Wir sind es unseren wunderschönen Regionen im Rheintal und Rheingau schuldig, nicht länger gute Miene zum bösen Spiel zu machen, sondern fordern jetzt und sofort innerorts Tempo 50, wie es auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer gilt. Wir hoffen, die Verantwortlichen unserer Regionen unterstützen das nach Kräften“, schließt der Verein sein Schreiben. red