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Nassau/Singhofen/Frücht

Nachfolger der Fichten: Der stolze Baum der Zukunft ist kaum bleistiftdick

Von Carlo Rosenkranz
Wiederaufforstung ist Handarbeit: Ein Arbeiter bereitet mit dem Hohlspaten ein Pflanzloch vor, während Försterin Henrike Ernst von der Verwaltung des Grafen Kanitz junge Eiben bereithält, die gemeinsam mit anderen Arten auf der früheren Fichtenfläche gesetzt werden.  Foto: Carlo Rosenkranz
Wiederaufforstung ist Handarbeit: Ein Arbeiter bereitet mit dem Hohlspaten ein Pflanzloch vor, während Försterin Henrike Ernst von der Verwaltung des Grafen Kanitz junge Eiben bereithält, die gemeinsam mit anderen Arten auf der früheren Fichtenfläche gesetzt werden. Foto: Carlo Rosenkranz

Es braucht schon Aufmerksamkeit und ein gutes Auge, um beim Gang durchs Gelände nicht den ein oder anderen Baum niederzutrampeln. Schließlich ist der Wald der Zukunft im Moment kaum 15 Zentimeter hoch. Das, was mal ein stolzer Stamm werden soll, ist dünn wie ein Bleistift und mangels Blätter auf dem erdbraunen Untergrund kaum zu erkennen. Erst weit hinten auf dem zwei Hektar großen Gelände wird es einfacher. Dort werden Eiben gepflanzt, die auch mit gerade zwei bis drei Jahren ein deutlich sichtbares Nadelkleid tragen. Alle diese Pflänzchen treten die Nachfolge von Fichten an, die auf einem Teil des Privatwaldes des Grafen Kanitz jahrzehntelang das Bild prägten, bevor sie Trockenheit und Borkenkäfer dahinrafften.

Lesezeit: 5 Minuten
Riesige Kahlschläge sind im Forst des Grafen Kanitz jedoch nicht zu sehen. Mit nur etwa 20 Prozent Anteil war die in weiten Teilen Deutschlands absterbende Fichte im Privatwald des Freiherr-vom-Stein-Nachfahren vergleichsweise wenig vertreten. Dennoch haben zwei trocken-heiße Jahre sichtbare Spuren hinterlassen. Nun sind Männer mit Hohlspaten und Setzlingen auf den ...
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Im Detail

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Privatwaldbesitzer bewirtschaften rund 224.000 Hektar Waldfläche in Rheinland-Pfalz. Das ist gut ein Viertel der Gesamtwaldfläche im Land. Rund 70 Prozent des Privatwalds gehört Eigentümern, die höchstens 20 Hektar Forst ihr Eigen nennen. Etwa 8 Prozent besitzen 1000 Hektar und mehr. Quelle: Waldbesitzerverband Rheinland-Pfalz /Informationsdienst Privatwald

Auf einen Blick

Seit 2015 bezieht die Forstverwaltung des Grafen Kanitz ihre Pflanzen von einer Baumschule nahe Darmstadt/Hessen, die nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus arbeitet. Dort verzichtet man laut Försterin Henrike Ernst auf Pflanzenschutzmittel und künstliche Stickstoffdüngung. Das zahlt sich ihrer Einschätzung nach aus. Wenn die ein bis zwei Jahre alten Bäumchen in den in der Rhein-Lahn-Region üblicherweise eher trockenen und steinigen Boden gesetzt werden, sei der Pflanzschock weniger groß. „Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht“, sagt Henrike Ernst. „Qualität und Herkunft spielen eine große Rolle“, meint sie. „Da sollte man nicht an der falschen Stelle sparen.“

Die Forstbaumschule stellt über ein Unternehmen auch die Arbeiter bereit, die seit Ende des strengen Frostes die Jungpflanzen setzen. Die Männer arbeiten zehn Stunden täglich an sechs Tagen pro Woche. „Man hat nicht viel Zeit“, sagt die Försterin. Damit die zarten Wurzeln der Jungpflanzen nicht austrocknen, müssen sie schnell in die Erde. Generell ist die Wahl des Pflanzzeitpunkts ein Lotteriespiel. Die Bestellung des Pflanzgutes muss darauf abgestimmt sein, und diese erfolge langfristig, gerade, wenn man weniger übliche Baumarten haben wolle. In den vergangenen Jahren sei der Herbst eine schlechte Wahl gewesen, weil die Monate zuvor heiß und trocken waren. Aber auch im Frühjahr sei ein trockener und steinharter Boden alles andere als ideal für die Pflanzung. Henrike Ernst scheint jedoch ein gutes Händchen gehabt zu haben. „Derzeit ist das Wetter ideal“, sagt sie erleichtert. „Der Boden hat eine gute Feuchte. Das sei gut zum Graben, und die Wurzeln kommen gleich an ausreichend Wasser. Durch den meist klaren Himmel gebe es auch genug Licht und Wärme. „Man kann das Wetter nicht vorhersagen, aber in diesem Jahr haben wir eine gute Phase erwischt.“ crz

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