Nassau

Nach sechs Jahren: Kleiderladen St. Martinsmantel in Nassau schließt

Aus Anlass der Schließung des Martinsmantels haben sich viele treibende Kräfte und Unterstützer noch einmal zum Abschied getroffen und auch neue Pläne geschmiedet.
Aus Anlass der Schließung des Martinsmantels haben sich viele treibende Kräfte und Unterstützer noch einmal zum Abschied getroffen und auch neue Pläne geschmiedet. Foto: Flüchtlingsinitiative

Die lächelnden Gesichter des Naussauer Kleiderladenteams erzählen nur die halbe Wahrheit. Außer dem fröhlichen Zusammensein, dem Genießen der Gemeinschaft und den guten Speisen waren auch Trauer und Wehmut Teil des Abschiedsabends. Nach dem letzten Öffnungstag Ende September wurden am Abend im Pfarrheim die Erinnerungen ausgetauscht, alte Fotos geschaut und dabei der gelungenen gemeinsamen Zeit gedacht.

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Seit 2015, erst improvisiert mit Kartons auf einem Anhänger, dann im ehemaligen Schleckermarkt und seit 2016 in den Nassauer Stuben, diente der Kleiderladen St. Martinsmantel den Menschen mit kleinem Geldbeutel.

Nachdem zunächst vor allem Flüchtlinge eine kostenfreie Grundausstattung und dann für kleines Geld Kleidung, Schuhe, Geschirr und später auch Möbel erwerben konnten, wurde der Laden in den folgenden Jahren zudem von anderen Nassauern mit kleiner Rente oder Mindestlohn aufgesucht.

Auch Schnäppchenjäger fanden zuverlässig originelle Einzelteile. Da die G.-und-I.-Leifheit-Stiftung die Räumlichkeiten bis zum vorgesehenen Abriss kostenfrei zur Verfügung stellte, konnten jedes Jahr fünfstellige Beträge als Spende in Flüchtlingslager im Libanon, an den Hospizverein und an die Christoffel-Blindenmission überwiesen werden.

Zum Abschied überbrachte Stiftungsgeschäftsführer Ingo Nehrbaß Grüße von Ilse Leifheit. Stadtbürgermeister Manuel Liguori dankte im Namen der Stadt Nassau für das gelungene Projekt und bedauerte, dass der Laden jetzt ohne neue Bleibe und jüngere Mitstreiter keine Zukunft mehr hat. Auch Pfarrer Armin Sturm und Pfarrerin Mariesophie Magnusson statteten einen Besuch ab.

Dank der Kontakte von Gerlinde Klein zu Kinderheimen, Obdachlosenunterkünften und Initiativen in den Flutgebieten sowie durch Sonderangebote und Verschenkaktionen können nun leere Räumlichkeiten übergeben werden. Uschi Thorn, Leiterin und Herz des Martinsmantels, blickte zurück und dankte dem Team. Doch da sie nicht in Traurigkeit verharren wollte, blickte sie auch nach vorn. Im Verein Nassauer für Nassau werden sie und ihr Mann Karl Heinz mit etwas weniger kräftezehrendem Engagement weiter für die Gemeinde tätig sein. Beide sprudeln schon vor Ideen.

Spätestens nach Ende der Corona-Maßnahmen möchten sie dann – mit Hilfe des alten Teams – den Traum einer großen weißen Kaffeetafel für alle Nassauer im Stein-Park verwirklichen. Gesammeltes Geschirr und Besteck aus Martinsmantel-Beständen ist eingelagert und wartet auf den Einsatz. „Ihr müsst dann alle Kuchen backen und mitfeiern“, rief Uschi Thorn ihre Martinsmantel-Mitstreiter auf. Marion und Adolf Kurz überraschten sie mit einem Fotobuch aus der gemeinsamen Zeit. Das Ehepaar wird bei der Arbeiterwohlfahrt mitarbeiten.

Martina Kissel-Staude, Sprecherin der Flüchtlingsinitiative, und Pastoralreferent Michael Staude dankten allen von ganzem Herzen für den Dienst, der für die Menschen in der Region und durch die Spenden zudem für die vom Krieg Vertriebenen im Libanon und für Augenkranke in vielen Ländern ein echter, spürbarer Segen war. An den letzten Öffnungstagen kamen immer wieder Kunden und andere Nassauer Bürger vorbei und bedauerten bei ihrem Besuch das Aus für den Laden.