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Bad Ems

Live am Südpol: Goethe und die Geisterteilchen

Von Michaela Cetto
Mucksmäuschenstill lauschen Schüler und Lehrer den Ausführungen der beiden Wissenschaftler in der Forschungsstation. Mehr Spannung hätte wohl auch ein Krimi à la Indridason oder Mankell nicht erzeugen können.
Mucksmäuschenstill lauschen Schüler und Lehrer den Ausführungen der beiden Wissenschaftler in der Forschungsstation. Mehr Spannung hätte wohl auch ein Krimi à la Indridason oder Mankell nicht erzeugen können. Foto: Goethe-Gymnasium

Jahrtausende altes Eis, tödliche Kälte und Geisterteilchen: Das klingt nach einem extrem spannenden Thriller. Tatsächlich aber handelt es sich um den Alltag am IceCube Neutrino Observatory, das Teil der Amundsen-Scott-Forschungsstation am Südpol ist. Wie spannend die Arbeit in der Antarktis ist und wie lange sich so ein polarer Winter hinziehen kann, das erfuhren jetzt Schüler des Goethe-Gymnasiums aus erster Hand, denn sie konnten über eine Videokonferenz live mit den Forschern sprechen, die gerade ein halbes Jahr abgeschottet vom Rest der Welt im ewigen Eis verbringen.

Lesezeit: 3 Minuten
„So was hat es an unserer Schule noch nicht gegeben“, freut sich Klaus-Dieter Weldert. Der Mathe- und Physiklehrer am Goethe ist nicht unschuldig an dem spektakulären Ereignis. Sein Sohn Jan Weldert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Institut der Physik an der Uni Mainz, wo auch einer der Wissenschaftler, der ...
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Fragen der Schüler

Die Oberstufenschüler aus den Physik-Kursen stellten den beiden Forschern am Südpol eine Menge Fragen zu Arbeit und Alltag.

Wie sieht es am Südpol mit Schlafen aus?

Mallot: Die Höhe von fast 3000 Metern ist schon ein Problem. Auch der polare Sommer ist eine Herausforderung. Wir verdunkeln die Schlafräume mit Jalousien. Durch die vielen Arbeiten können wir meistens jedoch gut schlafen.

Haben Sie keine Angst, sechs Monate die Sonne nicht zu sehen?

Eberhardt: Besonders die dunkle Zeit im polaren Winter ist schon nicht einfach. Wir nehmen gegen die Folgen der Lichtarmut Vitamin D Tabletten und lassen uns regelmäßig mit UV-Licht bestrahlen.

Woher kommen die Forscher auf der Station und wie verständigen Sie sich miteinander?

Mallot: Insgesamt sind zurzeit nur 42 Wissenschaftler aus unterschiedlichen Nationen hier. Darunter sind drei Deutsche, die hier den polaren Winter verbringen werden. Wir verständigen uns hier in der Wissenschaftssprache Englisch.

Aus welchem Fachbereich kommen die Forscher auf der Station?

Mallot: In erster Linie arbeiten hier Physiker. Darüber hinaus aber auch Informatiker, Kosmologen und Klimaforscher. Untersucht werden hier etwa die Südlichter oder es werden Erdbebenmessungen durchgeführt. Diese dienen zum Teil auch dazu, Kernwaffentests festzustellen.

Wie sind Sie auf der Station untergebracht?

Eberhardt: Im Sommer sind die Zimmer sehr dicht belegt, da sich auf der Station bis zu 130 Personen befinden. Im Winter sind die Zimmer dann für uns größer. Man kann sich das wie ein Einzelzimmer in einer Jugendherberge vorstellen. Es gibt mehrere Wohnzimmer und Konferenzzimmer, eine Sporthalle, eine Sauna, einen Musikraum sowie einen Hobbyraum und eine Bibliothek. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Thema Duschen, da jedem von uns pro Woche nur zweimal zwei Minuten Duschen zur Verfügung stehen.

Wie erfolgt denn die Gewinnung von Wasser auf der Station?

Eberhardt: Wir gewinnen das Wasser aus circa 300 Metern Tiefe aus einer ins Eis geschmolzenen Kaverne. Damit ist der Schnee, den wir als Wasser benutzen, vor 2000 Jahren gefallen. Das Wasser ist so rein, dass wir Mineralien zusetzen müssen, damit wir es trinken können.

Haben Sie am Südpol Internet?

Mallot: Wir nutzen das Internet über Satelliten. Davon stehen uns insgesamt drei zur Verfügung, die eine insgesamte Nutzungszeit von drei bis fünf Stunden pro Tag ermöglichen.

Wieviel Mahlzeiten bekommen Sie pro Tag?

Eberhardt: Wir bekommen dreimal am Tag warmes Essen. Im Sommer sind die Mahlzeiten sehr abwechslungsreich, jetzt in der Winterzeit eher nicht. Unsere Obstvorräte gehen langsam aus. Wir nutzen aber auch ein kleines Gewächshaus, um zumindest ab und zu frisches Gemüse essen zu können. In der Winterzeit bekommen wir keine neuen Vorräte, da Flugzeuge nur bei Temperaturen von über -40°C fliegen können. So warm ist es hier im Winter nicht.

Gibt es bei Ihnen Mülltrennung?

Mallot: Aber ja! Sogar eine sehr differenzierte. Wir haben hier zwanzig verschiedene Mülltonnen und alles, was wir hier an Müll produzieren, wird im Sommer wieder ausgeflogen.

Warum forschen Sie ausgerechnet am Südpol?

Eberhardt: Das Eis am Nordpol ist nicht besonders dick und maximal drei Jahre alt. Am Südpol haben wir Eis mit einer Mächtigkeit von bis zu drei Kilometer. Für mich persönlich ist das Überwintern am Südpol auch ein Abenteuer. Sechs Monate komplett abgeschnitten zu sein, ist so ähnlich wie eine Expedition zum Mars.

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