Die Stadtverwaltung freut sich also über eine „positive Entwicklung“ in Sachen Radverkehr, spricht vom „Ansporn, diesen Weg weiterzugehen“. Das nenn' ich mal Minimalismus. Man könnte auch Anspruchslosigkeit sagen.
Dieser Tage bin ich über eine Sonderseite unserer Zeitung aus dem Sommer 2016 gestolpert. In „Mit dem Rad durch Lahnstein: Ein echtes Abenteuer“ berichtet ein Bürger von seinem lebensgefährlichen Weg täglich mit dem Rad vom Wohnort in Oberlahnstein nach Koblenz. Von zahllosen Schlaglöchern ist die Rede, von viel zu schmalen Radwegen, von Gefahrenpunkten am Globus und in der Koblenzer Straße, auch von der genialen Parkbucht nach der Rudi-Geil-Brücke, wo Autofahrer ihre Autotür beschwingt gegen Radfahrer hämmern können, schließlich führt deren Streifen unmittelbar an der Bucht vorbei. Knappe sieben Jahre später kann man attestieren: All diese Probleme gibt es noch immer. Gefahren sind sogar noch größer geworden, schließlich hat gerade der Lkw-Verkehr in Lahnstein deutlich zugenommen.
Und so wirkt der Umstand, dass sich eine Stadtverwaltung tatsächlich dafür rühmt, dass Lahnstein sich im Fahrradklimatest um 0,3 auf eine „traumhafte“ Durchschnittsnote von 4,5 verbessert hat, doch einigermaßen befremdlich. 4,5 – oder in Worten: Ausreichend mit Tendenz zu mangelhaft! Und das acht Monate vor einer Brückensperrung, in der Verwaltung wie Politik nicht müde werden, den Lahnsteinerinnen und Lahnsteinern zu empfehlen, 2024 mehr Fahrten mit dem Rad zu machen. Da fühlt man sich doch ein wenig verarscht.