Rhein-Lahn/Region

Land unter in der Eifel: Rettungskräfte aus dem Rhein-Lahn-Kreis eilen zur Hilfe

Zur Unterstützung der Kameraden im Kreis Ahrweiler setzte sich am Mittwochabend ein Feuerwehrkonvoi von Neuwied aus in Bewegung (oben). Derweil verschärfte sich die Hochwasserlage am Rhein, wie in Bad Hönningen (unten links) und Leutesdorf (unten rechts) zu sehen war.
Zur Unterstützung der Kameraden im Kreis Ahrweiler setzte sich am Mittwochabend ein Feuerwehrkonvoi von Neuwied aus in Bewegung (oben). Derweil verschärfte sich die Hochwasserlage am Rhein, wie in Bad Hönningen (unten links) und Leutesdorf (unten rechts) zu sehen war. Foto: Niebergall/Stock

Sintflutartige Regenfälle, Überflutungen, Zerstörung: Vor allem im Kreis Ahrweiler hat das von Tief Bernd herangetragene Unwetter massiv gewütet. Aber auch wenn der Rhein-Lahn-Kreis verschont geblieben ist, sind etliche Rettungskräfte aus der Region im Einsatz, um den Menschen in den betroffenen Gebieten zu helfen. Denn die Lage ist sehr ernst, wie Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Guido Erler weiß.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Gegen 18.50 Uhr am Mittwochabend war die Kreisbereitschaft alarmiert worden – erstmals in der kompletten Stärke mit Einsatzleitwagen, Löschzug, Logistikzug und Versorgungszug, wie Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Guido Erler berichtet. Am Donnerstagmittag waren noch rund 100 Kräfte aus dem Rhein-Lahn-Kreis im Katastrophengebiet im Einsatz. „Es müssen immer noch Menschen gerettet werden“, sagt Erler. Zahlreiche Anwohner seien in ihren Häusern eingeschlossen; viele haben Angst, müssen von Feuerwehr und Co. beruhigt werden. Zu den Aufgaben der Helfer zählt darüber hinaus die Sicherung von Gebäuden und Sachwerten – und die „Kadaverbergung“, wie Erler ergänzt. Etliche Tiere sind den Fluten zum Opfer gefallen. Bis Freitagabend ist der Einsatz für die Kräfte aus dem Rhein-Lahn-Kreis auf jeden Fall erst einmal durchgeplant. Guido Erler hat in der Vergangenheit bereits zahlreiche Sonderlagen miterlebt. Die Situation im Kreis Ahrweiler bezeichnet der Experte als „dramatisch“. Diese Heftigkeit und diese Wucht sei in dieser Form einzigartig, so der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur, der 2002 beim Oder-Hochwasser dabei war. Damals sei die Lage zwar auch gravierend gewesen, Deiche waren gebrochen, viel Fläche wurde verwüstet. Doch im Vergleich dazu seien die enorme Strömung und die Höhe der Fluten bei dem Ereignis am Mittwoch „unfassbar“. „Darauf können Sie sich nicht vorbereiten“, so die Einschätzung des Fachmannes.

Erler wünscht sich jetzt für alle Betroffenen, dass es keine weiteren starken Regenfälle gibt. „Da brauchen wir keinen Nachschlag.“ Und natürlich wünscht sich der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur, dass alle Einsatzkräfte heil und gesund zurückkehren, denn die Lage bleich gefährlich. Beim Ausrücken hat er allen deshalb noch einmal zugerufen: „Passt auf Euch auf! Geht kein unnötiges Risiko ein!“

Das DRK Rhein-Lahn ist seit Mittwochabend mit zunächst 36 Helfern der Schnelleinsatzgruppe (SEG) in die vom Hochwasser betroffene Ahr-Region abgereist. Darunter befinden sich Kräfte aus Katzenelnbogen (6), Lahnstein (4), Bad Ems und Nastätten (je 3) sowie aus Singhofen (2). Vor Ort koordiniert Freddy Czopowski den Einsatz der DRK-Helfer aus dem Rhein-Lahn-Kreis, wie Sprecherin Amelie Kohn auf Anfrage mitteilte. Die SEG-Kräfte kümmern sich vor Ort unter anderem um die Verpflegung der Rettungskräfte und der Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten, stehen aber auch für deren Betreuung oder die Versorgung von Verletzten zur Verfügung. Im Katastrophengebiet bieten sich den herbeigeeilten Helfern schlimme Bilder, die neben der körperlichen Belastung durch den Einsatz auch tiefer gehende Spuren hinterlassen. „Das wird noch eine Weile nachhallen“, sagt DRK-Sprecherin Amelie Kohn.

Um 2.30 Uhr am frühen Donnerstag sind zwölf Einsatzkräfte der Bad Emser Feuerwehr zum Einsatz an die Ahr gereist, wie der Wehrleiter der Bad Ems-Nassau, Mark Horbach mitteilt. Sie sind mit dem Einsatzleitwagen und einem Ranklöschfahrzeug der hiesigen Einheit unterwegs. Das wird laut Horbach eingesetzt, um Personen aufzunehmen, die Hilfe benötigen. Aus demselben Grund nahmen die Feuerwehrleute auch ein Rettungsboot mit ins Einsatzgebiet. Am Donnerstagvormittag wartete der VG-Wehrführer auf Nachrichten, ob ein Austausch der Kräfte organisiert werden muss, falls vor Ort die Unterstützung weiterhin notwendig sein sollte.

Ebenfalls als Helfer im Kreis Ahrweiler vor Ort sind zwölf Feuerwehrleute aus der Verbandsgemeinde Nastätten. „Die sind seit gestern Abend mit im Einsatz“, berichtet Wehrleiter Stephan Allmeroth am Donnerstagmorgen. Sie seien aus den Einheiten Nastätten und Holzhausen mit zwei Fahrzeugen entsandt worden, einem Löschgruppenfahrzeug für den Katastrophenschutz sowie einem Schlauchwagen 2000. Am Donnerstagmorgen seien die Einsatzkräfte abgelöst worden. Für einen weiteren Personalwechsel sollen auch andere Einheiten aus dem Blauen Ländchen einbezogen werden, so Allmeroth.

Auch Wehren der Verbandsgemeinde (VG) Aar-Einrich sind seit Mittwochabend in Ahrweiler im Einsatz, bestätigt VG-Wehrleiter Jörg Schuhmacher. Die erste Alarmierung erfolgte gegen 18 Uhr. Ein Mannschaftstransportwagen der Feuerwehr Burgschwalbach mit zwei Mann Besatzung machte sich daraufhin auf den Weg zum Treffpunkt an der Wache Nord in Lahnstein. Um 21.30 Uhr kam es dann zu einer Nachalarmierung. Nach kurzer Diskussion entschieden sich die Verantwortlichen, ein Löschgruppenfahrzeug (LF 10/6) der Feuerwehr Allendorf zu entsenden. Mit dabei waren neun Mitglieder der Wehren Allendorf und Katzenelnbogen. „Ich habe den Kameraden gesagt, für einen Einsatz von 24 Stunden zu packen“, so Jörg Schuhmacher.

Los ging es dann um 0.30 Uhr, und zwar direkt nach Ahrweiler. „Drei Stunden Vorbereitung. Das ist eine super Zeit“, zeigte sich Schuhmacher zufrieden. Schließlich mussten die Freiwilligen nach Hause fahren, Packen, dem Arbeitgeber Bescheid sagen und sich von der Familie verabschieden. „Ich bin stolz auf die Kameraden, die sich so stark einbringen.“ Gleichzeitig aktiv waren noch weitere Mitglieder, denn auf das LF 10/6 musste noch eine Tragkraftspritze montiert werden. Zusammen mit der fest installierten Feuerlöschkreiselpumpe kann diese auch zum Wasserabsaugen verwendet werden. Laut Wehrleiter wurden die Einsatzkräfte zur Verkehrsregelung am Krankenhaus in Ahrweiler eingesetzt. Alle Zufahrtsstraßen seien gesperrt. „Es sieht dort schlimm aus, haben sie mir am Telefon gesagt“, berichtet Schuhmacher noch.

Die beiden Burgschwalbacher Feuerwehrleute wurden bereits am Donnerstagmorgen abgelöst. Lange war aber unklar, wie es mit den Freiwilligen aus Allendorf und Katzenelnbogen weitergeht. „Der aktuelle Stand ist, dass der Einsatz am Abend beendet wird und sie mit dem Fahrzeug zurückkehren“, erklärte Jörg Schuhmacher noch gestern Mittag. Am späten Nachmittag schickte er dann aber eine Ablösung los, die nun weitere 12 Stunden in Ahrweiler bleiben sollte.