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Rhein-Lahn

Im Takt der Partnerschaft: Unterwegs in Mabira

Von David Metzmacher
Kinder aus dem Kirchendistrikt Mabira staunen über Seifenblasen, die Studentin Katharina Matern in die Luft pustet.
Kinder aus dem Kirchendistrikt Mabira staunen über Seifenblasen, die Studentin Katharina Matern in die Luft pustet. Foto: David Metzmacher

Als der wuchtige Toyota Land Cruiser in den schmalen Feldweg einfährt, tanzt ihm zwischen den Bäumen eine große Gruppe Frauen entgegen. Sie tragen um den Körper geschlungen bunt gemusterte Stoffe, die Kangas heißen. Sie singen dem Fahrzeug entgegen. Ein Kind spielt nur mit den Händen auf einer schweren Trommel zum Takt des Liedes. Schon während sie aussteigen, schütteln die Besucher aus dem fernen Deutschland viele Hände, schauen in freundliche Gesichter und werden begrüßt auf Kisuaheli: „Karibu, habari gani?“ – Herzlich willkommen, wie geht’s? „Asante, mzuri sana“ – Danke, sehr gut.

Lesezeit: 4 Minuten
Fast drei Wochen hat eine Delegation des evangelischen Dekanats Nassauer Land in Mabira verbracht, einem ländlichen Kirchendistrikt im Nordwesten Tansanias, in dem die meisten Menschen ohne fließendes Wasser in einfachen Häusern oder Lehmhütten leben. Unter den sechs Reisenden ist Dekanin Renate Weigel, die zum ersten Mal in Tansania ist. Auch ...
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Hintergrund

Seit 38 Jahren gibt es die Partnerschaft zwischen dem evangelischen Dekanat Nassauer Land und dem Kirchendistrikt Mabira in Tansania.

Der Arbeitskreis Mabira unterstützt eine Vielzahl von Projekten. „Die meisten davon setzen bei den Lebensgrundlagen der Menschen an“, erklärt der Vorsitzende des Arbeitskreises Mabira, Berthold Krebs, „Das betrifft die Ernährung, die Wasserversorgung, die Gesundheit, die Bildung sowie die Stellung der Frau – das sind, gemeinsam mit dem Glauben, die Kernthemen unserer Partnerschaft.“ Neben dem Frauenprogramm, einem Ausbildungsprojekt, dem Landwirtschaftsprojekt und der Jugendbegegnung unterstützt der Arbeitskreis auch den Bau von Wassertanks und von Wellblechdächern für neue Kirchen, den Betrieb einer Krankenstation sowie den Erwerb von Bibeln und Gesangbüchern.

Kleinkredite-Programm für bedürftige Frauen

Frauen in Mabira eine sichere Lebensgrundlage für sich und ihre Familien zu ermöglichen, um dadurch unabhängiger und selbstbewusster zu werden – das ist das Ziel des Frauenprogramms. Je 20 bis 50 Frauen organisieren sich in Gruppen. Diese können Mikrokredite gegen einen geringen Zins aufnehmen, um damit beispielsweise Material für Handarbeiten zu erwerben oder andere kleine Geschäftsideen zu entwickeln. „Die Frauengruppen sind ein Ort der Begegnung zum gemeinsamen Singen, Beten und Austausch. Das gibt den Frauen wahnsinnig viel Kraft“, sagt Katharina Matern, die das Projekt begleitet hat. Inzwischen gibt es 50 Frauengruppen in Mabira und damit etwa 1500 Frauen, die direkt von dem Programm profitieren. Doch nicht alle können einen Kredit bekommen. Dank Spenden von Teilnehmerinnen des Dekanatsfrauentags in Miehlen, des Frauenfrühstücks in Nastätten, von der Kirchengemeinde Klingelbach in der Aktion „10 Cent für Afrika“ und weiteren Zuwendungen kann das Programm ausgebaut werden: 4500 Euro helfen, die Mikrokreditsummen für die Frauen zu vergrößern.

Alles begann mit der Bananenkrankheit

Das Landwirtschaftsprojekt startete 2016 zur Bekämpfung der Bananenkrankheit, die die Lebensgrundlage tausender Menschen in Mabira gefährdet. „Das ist eine echte Mammutaufgabe“, sagt Krebs, „Wir arbeiten mit den Landwirtschaftsexperten des dortigen Landkreises eng zusammen und fahren dabei eine zweigleisige Strategie: Einerseits empfehlen wir den Bauern, Schritt für Schritt resistente Bananensorten anzubauen, andererseits setzen wir verstärkt auf den Anbau alternativer Kulturen wie der Sonnenblume oder der Süßkartoffel.“ Dazu haben die Projektpartner Demonstrationsfelder angelegt und bieten den Bauern kostenlose Schulungen an, in denen sie lernen, wie sie die Bananenkrankheit auf ihren Feldern eindämmen können.

Für den Fortbestand der Partnerschaft

„Die Partnerschaft lebt davon, dass sie von Generation zu Generation weitergegeben wird“, sagt Krebs, „engagierten Nachwuchs zu finden ist eine große Herausforderung für uns.“ Die Jugendbegegnung sei in diesem Sinne das Nachwuchsprogramm der Partnerschaft. Im Sommer 2013 waren erstmals acht junge Erwachsene aus dem Dekanat Nassauer Land im Alter von 18 bis 26 zu Gast in Mabira. Im Juli und August 2015 besuchten junge Erwachsene aus Tansania dann den Rhein-Lahn-Kreis. In diesem Sommer findet die Jugendbegegnung nun wieder in Deutschland statt. Der Arbeitskreis Mabira sucht dazu nach Teilnehmern ab 16 Jahren. Auch Gastfamilien, die junge Erwachsene aus Tansania für eine Woche bei sich aufnehmen möchten, werden gesucht. Die Jugendbegegnung findet zwischen dem 21. Juli und dem 10. August statt.

Eine gute Ausbildung im Beruf dank Mavec

„Die Idee von Mavec ist es, jungen Menschen aus Mabira eine qualifizierte Berufsausbildung zu ermöglichen, sodass sie in ihrer Heimat gut arbeiten und leben können“, sagt Projekt-Initiator Dietmar Menze. Zu Mavec gehört die Finanzierung einer Ausbildung, etwa zum Näher, Maurer, Schreiner, Metallarbeiter oder Elektriker. „Nach dieser schulischen Qualifizierung leisten wir Starthilfe ins Berufsleben“, so Menze, „Wir geben den jungen Erwachsenen ihr erstes Arbeitsgerät und einen Ort zum Arbeiten in Mabira.“ Derzeit werden sechs junge Männer und sechs junge Frauen über Mavec gefördert: Vier von ihnen haben ihre zweijährige Ausbildung bereits abgeschlossen, vier sind im zweiten Lehrjahr und vier weitere begannen Mitte Januar an der Berufsschule.

Weitere Infos zum Jugendaustausch mit Mabira gibt es bei Dekanatsjugendreferent Torsten Knüppel, der unter Telefon 0174/575 22 77 oder E-Mail an t.knueppel@yahoo.de erreichbar ist.

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