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Lahnstein

Im Lahnsteiner Stadtrat ging wieder mal hoch her: Heftige Debatte um symbolische Aktionen

Von Tobias Lui
Das Café International ist ein Treffpunkt für Lahnsteiner und Flüchtlinge des Runden Tisches, bei dem sich viele Lahnsteiner ehrenamtlich engagieren. Auch Oberbürgermeister Peter Labonte (rechts) war schon zu Gast. Die Helfer wünschten sich, dass der Stadtrat bei ihrem Wirken für Toleranz und Menschlichkeit hinter ihnen steht und mit einem klaren Bekenntnis ein Zeichen setzt.  Foto: Karin Kring
Das Café International ist ein Treffpunkt für Lahnsteiner und Flüchtlinge des Runden Tisches, bei dem sich viele Lahnsteiner ehrenamtlich engagieren. Auch Oberbürgermeister Peter Labonte (rechts) war schon zu Gast. Die Helfer wünschten sich, dass der Stadtrat bei ihrem Wirken für Toleranz und Menschlichkeit hinter ihnen steht und mit einem klaren Bekenntnis ein Zeichen setzt. Foto: Karin Kring

Mit Engelszungen hatten sie an die Kollegen appelliert, doch gemeinschaftlich abzustimmen, um nach außen hin Geschlossenheit zu demonstrieren. Doch alle (fast flehenden) Appelle von Gabi Laschet-Einig (SPD), Jutta Niel (Grüne), Rainer Burkard (FBL) und Oberbürgermeister Peter Labonte, bekanntermaßen selbst Christdemokrat, nutzten nichts. Die CDU-Fraktion lehnte in der jüngsten Sitzung des Stadtrats zwei Beschlüsse ab, die eigentlich nur symbolischer Natur waren – und letztlich auch von einer Mehrheit durchgesetzt wurden.

Lesezeit: 4 Minuten
Zunächst positionierte sich der Rat für ein „tolerantes und friedliches Miteinander“, was durch geeignete Veröffentlichungen in den Medien und sonstige Aktionen (beispielsweise eine Fahne auf dem Rathaus) untermauert werden soll. Zum Zweiten verabschiedete eine Ratsmehrheit einen Verhaltens- und Ehrenkodex für Stadträte – in beiden Fällen gegen die Stimmen der CDU-Fraktion ...
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Kommentar:Kein gutes Zeichen nach außen

Man spürt es schon lange. Die Christdemokraten sind hochgradig genervt von Lennart Siefert. Sie sind es leid, sich von einem „Jungspund“ sagen zu lassen, was moralisch integer ist, was sich gehört und was nicht. Entsprechend heftig fielen im Juli bereits die Attacken von Klemens Breitenbach aus. Die ULL schwinge sich zur moralischen Instanz des Rates auf, schimpfte der. „Wir brauchen keine Zurechtweisung.“

Entsprechend schwierig war es nun, ein wenig zurückzurudern, noch nicht einmal dem Kompromissvorschlag des eigenen OBs mochte man sich anschließen. Dabei hatte der sich bei seinem acht Punkte umfassenden Kodex, stark angelehnt an den der Stadt Mainz, sichtlich bemüht, Selbstverständlichkeiten niederzuschreiben, mit denen sich wirklich jeder identifizieren können sollte: moralisches Handeln, Unabhängigkeit, Verschwiegenheit, das Allgemeinwohl im Blick. Und auch, wenn der ein oder andere Stadtrat in der Vergangenheit ein paar Premierentickets mehr für die Burgspiele in Anspruch genommen hat – Zweifel an der Integrität dieser viele 100 Stunden im Jahr für das Allgemeinwohl engagierten Mandatsträger verbieten sich.

Und trotzdem hat die Union dem Gremium mit dieser bockigen Haltung geschadet. Das Gremium hat sich nun nämlich offiziell einen Ehrenkodex gegeben, den gleich 14 (!) Räte abgelehnt haben. Und warum? „Weil wir dadurch keine besseren Mandatsträger werden“, argumentierte Lauer. Stimmt. Aber wird man gleich ein schlechterer Mensch, wenn man Integrität und Moral in Zeiten allgemeiner Politikverdrossenheit noch einmal nach außen dokumentiert?

Und auch beim zweiten kontrovers diskutierten Punkt hat die CDU diesmal daneben gelegen. Es bezweifelt doch niemand, dass jeder Stadtrat Artikel 3 des Grundgesetzes teilt und auch lebt. Aber wo ist das Problem, wenn man dies in so unruhigen Zeiten noch einmal durch Aktionen, Fahnen oder was auch immer zusätzlich dokumentiert? Braucht es da einen „Mehrwert“, wie Ralf Deus es ausgedrückt hat? Reicht nicht der Wunsch engagierter Ehrenamtler, dass der Rat ihnen den Rücken stärkt?

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