Lahnstein

Gleis von Schlammlawine begraben: Unwetter sorgte für Schäden an der Lahntalbahn

Von Hans-Peter Günther
In der „grünen Hölle“ zwischen Friedland und Friedrichssegen hatte einer der zahlreichen Netze und Fangzäune den Geröllmassen nach dem Unwetter nicht standgehalten. Die Kostenaufteilung für die Verkehrssicherung regelt ein Vertrag zwischen Stadt Lahnstein und Bahn.
In der „grünen Hölle“ zwischen Friedland und Friedrichssegen hatte einer der zahlreichen Netze und Fangzäune den Geröllmassen nach dem Unwetter nicht standgehalten. Die Kostenaufteilung für die Verkehrssicherung regelt ein Vertrag zwischen Stadt Lahnstein und Bahn. Foto: Hans-Peter Günther

Während über die großen Schäden in der Ruppertsklamm schon berichtet wurde, waren die Folgen am linken Lahnufer und für die Lahntalbahn bislang nur ganz kurz ein Thema. Doch auch im Bereich zwischen Oberlahnstein, der Siedlung Friedland und entlang der Bahnstrecke bis nach Friedrichssegen hatte das Unwetter zu Einschränkungen auf Straßen und Schiene geführt.

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So sorgte ein Sturzbach unmittelbar vor der Abfahrt zum Campingplatz Wolfsmühle für eine Schlammlawine, die ein Gleis der Lahntalbahn unter sich begrub. Über mehrere Tage war daher zwischen der Lahnbrücke Hohenrhein und der über zehn Kilometer entfernten ersten Weichenverbindung unmittelbar vor dem Bahnhof Bad Ems nur ein eingleisiger Zugbetrieb möglich. Dies führte zu zahlreichen Zugausfällen und größeren Verspätungen.

Der regionale Güterverkehr musste teilweise weiträumig über den Taunus umgeleitet werden. Obwohl das Geröll von den Gleisen entfernt und der Zugverkehr wieder aufgenommen werden konnte, wurde der Hang noch von Sicherungspersonal beobachtet. Die auf Fels- und Hangsicherungen spezialisierte Firma Feldhaus aus Schmallenberg hatte in den Nachtstunden weitere Arbeiten zur Stabilisierung ausgeführt, um die Bahnstrecke zu sichern.

Im weiteren Verlauf der seit Jahren gesperrten ehemaligen Kreisstraße 66, der Verbindung von Friedland nach Friedrichssegen, hatte das Unwetter ebenfalls zu Schäden geführt, da aus den Lahnhängen Wasser und Erdreich bis auf die Straße gespült wurde. Die schon vor vielen Jahren auf großen Abschnitten von einem Lahnsteiner Bauunternehmen über die Felsen gespannten Drahtnetze und Schutzzäune haben ihre Aufgabe erfüllt.

In der Siedlung Friedland hatte ein Sturzbach beim Unwetter Ende Juni Steine und Geröll auf die Lahntalbahn gespült und die Hangkante drohte abzurutschen. Aus der schwarzen Box auf dem Lieferwagen beobachtete Sicherungspersonal über mehrere Tage den gerodeten Hang.
In der Siedlung Friedland hatte ein Sturzbach beim Unwetter Ende Juni Steine und Geröll auf die Lahntalbahn gespült und die Hangkante drohte abzurutschen. Aus der schwarzen Box auf dem Lieferwagen beobachtete Sicherungspersonal über mehrere Tage den gerodeten Hang.
Foto: Hans-Peter Günther

Lediglich ein sogenannter Steherzaun unmittelbar neben der Straße hielt den Massen nicht stand. In einem begrenzten Bereich ergoss sich Schlamm und Geröll auf die Fahrbahn, allerdings nur zu einem geringen Teil bis an die Gleise, da es zwischen Straße und Bahn in diesem Bereich eine ausreichend breite und tiefe Rinne gibt.

Auf eine Anfrage bei der Stadt Lahnstein gab es überraschende Informationen, denn die Straßenflächen inklusive Hang befinden sich im Eigentum der Stadt Lahnstein. Bis zum Bau der Straßenbrücke über die Lahn in Friedrichssegen Ende der 1990er-Jahre stellte die Kreisstraße (K 66) die Verbindung nach Lahnstein her. Anschließend wurde sie zur Gemeindestraße abgestuft und auf Beschluss des Lahnsteiner Stadtrats im November 2015 entwidmet.

In der Mitteilung der Stadt heißt es, dass in einem Vertrag aus dem Jahr 1961 zwischen den Straßenverwaltungen der klassifizierten Straßen und der damaligen Bundesbahndirektion (Mainz) für mehrere Straßen vereinbart wurde, dass bei Sicherungsarbeiten, wie Stützmauern und Fangnetze, der näher am Hang liegende Verkehrsträger zwei Drittel der Kosten übernimmt und der andere ein Drittel.

Die Kosten für die laufende Überwachung, wie das Absuchen nach losen Felsbrocken und deren Räumung, werden von beiden Parteien jeweils zur Hälfte getragen. In einer im Jahr 2010 zwischen der Stadt Lahnstein – als Rechtsnachfolgerin des Kreises aufgrund des Straßenbaulastwechsels – und der DB Netz AG abgeschlossenen Vereinbarung wurde diese Regelung inhaltlich übernommen. Noch unklar ist, welche Kosten für die Instandsetzung des Zaunes auf die Stadt Lahnstein aktuell zukommen, da es sich „um sehr umfängliche Arbeiten und um die Ersatzbeschaffung von Netzen und Stahlseilen handelt“.

Sackgasse Friedland?

In letzter Zeit war eine Diskussion über eine Wiedernutzung dieser Straße geführt worden.

Zum einen muss die einzige Verbindung der Siedlung Friedland nach Oberlahnstein für umfangreiche Kanalbauarbeiten in der Straße Hohenrhein voll gesperrt werden. Andererseits steht eine Vollsperrung der B42-Hochbrücke im Zuge der Umfahrung von Lahnstein an, die zu erheblichen Staus in Nieder- und Oberlahnstein führen wird. Daher hatte das LBM Diez eine temporäre Öffnung der ehemaligen K 66 angeregt, um den Anwohnern zumindest in den Hauptverkehrszeiten eine Umfahrung zu ermöglichen.

Im Rahmen einer Variantenuntersuchung für die Kanalbaustelle fand Ende März 2021 eine gemeinsame Begehung der Strecke mit Mitarbeitern des Landesamtes für Geologie und der Stadt Lahnstein statt. In der fachlichen Stellungnahme vom 30. April wird auf die in der Vergangenheit bereits getroffenen Einschätzungen hingewiesen: „Eine, wenn auch nur temporäre, Freigabe der Strecke bedingt umfangreiche zusätzliche Sicherungsmaßnahmen, die zur Einhaltung eines ausreichend hohen Sicherheitsniveaus der Straße erforderlich sind.“

Da die Kosten inzwischen rund 1,5 Millionen Euro betragen könnten, war das Ingenieurbüro Gastring mit einer Variantenuntersuchung beauftragt worden. Als Ergebnis wurde die Anlage einer Baustellen-Umfahrungsstrecke in Hanglage durch ein Waldstück zwischen den Straßen Hohenrhein und Martin-Luther-Straße über mehrere Privatgrundstücke vorgeschlagen.

Den Beschluss zur weiteren Ausarbeitung dieser Lösung hat der Stadtrat in seiner Videositzung am 20. Mai allerdings vertagt, da der LBM am selben Tag bei einer Begehung eine weitergehende Prüfung in Aussicht gestellt hat, deren Ergebnisse aber erst im Herbst bekannt würden. hpg

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