Nassau

Gewinn sinkt drastisch: Leifheit stellt bei Produkten Energiesparen in den Fokus

Wäschetrocknen an der Luft und ohne Strom wird von Leifheit angesichts steigender Energiepreise in den Vordergrund gerückt.
Wäschetrocknen an der Luft und ohne Strom wird von Leifheit angesichts steigender Energiepreise in den Vordergrund gerückt. Foto: Leifheit AG

43,50 Euro musste man genau vor einem Jahr für eine Aktie der Leifheit AG ausgeben. Heute ist der Anteilsschein für gut 17 Euro zu haben. Der Kursrückgang zeigt, wie viel schwieriger das wirtschaftliche Umfeld es dem Konzern macht, der zuvor trotz Pandemie zwei äußerst erfolgreiche Jahre verbuchen konnte.

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Ukraine-Krieg, Kostenexplosion und eine sinkende allgemeine Kauflaune machen dem Unternehmen wie auch anderen zu schaffen. Und dennoch: Der Umsatz im ersten Halbjahr 2022 war der zweithöchste, der in den vergangenen 15 Jahren in den ersten sechs Monaten eines Jahres erzielt wurde. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Halbjahresbericht hervor.

„Die Marktbedingungen waren im ersten Halbjahr für unser Unternehmen alles andere als günstig“, stellt Vorstandsvorsitzender Henner Rinsche fest. Während die beiden vergangenen Jahre vor allem durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie geprägt waren, üben jetzt zunehmend andere Faktoren Einfluss auf die Geschäftsentwicklung aus. Die Produktionskosten steigen stetig, weil die Preise für Rohstoffe und Energie in die Höhe schnellen. Der hohe Inflationsdruck und die Unsicherheit infolge des Kriegs in der Ukraine sorgen dafür, dass die Kunden ihr Geld weniger leicht ausgeben. Hinzu kommen weiterhin Engpässe in den Beschaffungsmärkten.

Die Konzernspitze reagiert laut Mitteilung der Leifheit AG auf die Herausforderungen, indem man sich darauf konzentriert, die Lieferfähigkeit durch ein vorausschauendes Bestandsmanagement und flexible Steuerung der Produktion sicherzustellen. „Zudem setzen wir weiterhin auf ein striktes Kosten- und Ressourcenmanagement und stehen fortlaufend in Verhandlungen mit unseren Partnern“, sagt Vorstandsvorsitzender Henner Rinsche. Das Problem ist nämlich: Trotz des vorzeigbaren Umsatzes im ersten Halbjahr ist der Gewinn stark zurückgegangen.

Das Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern (Ebit) betrug nach Angaben der Leifheit AG im ersten Halbjahr 2022 nur 2,1 Millionen Euro. Im besonders guten Vorjahreszeitraum hatte das Ebit noch 13,6 Millionen Euro betragen. Der starke Rückgang hat laut Konzern im Wesentlichen mit fehlenden Deckungsbeiträgen aus dem Umsatzrückgang sowie einem drastischen Anstieg der Material- und Energiepreise zu tun. Diese habe man nicht im vollen Umfang durch die Erhöhungen der Verkaufspreise kompensieren können. Nach Abzug der Steuern ergab sich für das erste Halbjahr 2022 ein Periodenergebnis von 1,3 Millionen Euro. Zum 30. Juni vergangenen Jahres hatte man noch einen Gewinn von 9,5 Millionen Euro verbucht.

In der Vermarktung der Produkte will der Leifheit-Konzern fortan andere Schwerpunkte setzen. Man werde die Möglichkeit ergreifen, die Kernqualitäten noch stärker hervorzuheben. Während der stark von der Pandemie geprägten Jahre 2020 und 2021 richtete man sich nach einer verstärkten Nachfrage nach Hygiene- und Haushaltsartikeln aus. Zudem profitierte man gerade während der Zeiten, in denen der Einzelhandel geschlossen war, vom wachsenden Verkauf übers Internet. Jetzt will man die Kommunikation nach außen auf andere Bereiche fokussieren. Dabei sieht man in der Nassauer Konzernzentrale offenbar gute Chancen, vom Trend zu nachhaltigeren und energiesparenden Alternativen zu profitieren.

„Zahlreiche Haushalte sind angesichts steigender Energiepreise aktuell auf der Suche nach Lösungen, um ihren Stromverbrauch und somit ihre Kosten zu reduzieren“, sagt Konzernchef Henner Rinsche und fügt hinzu: „Unsere langlebigen Wäschepflegeprodukte helfen ihnen dabei.“ Die Verbraucher könnten Strom und Geld sparen, wenn sie Wäscheständer oder Wäschespinnen statt der elektrisch betriebenen Trockner benutzen. Zudem werde auch weniger Kohlendioxid ausgestoßen. Mit der neuen Aktion namens „Die Stromsparer“ wolle man die Verbraucher motivieren zu wechseln. Auch mit einer neuen Isolierkanne will man punkten, da diese länger warmhalte als Produkte der Mitbewerber.

Klar scheint, dass das konjunkturelle Umfeld in diesem Jahr nicht besser wird. Deshalb erwartet der Vorstand einen starken, voraussichtlich jedoch im einstelligen Prozentbereich liegenden Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahreswert sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern im unteren einstelligen Millionenbereich. red

Die Zahlen im ersten Halbjahr

Im Segment Household verbuchte Leifheit im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang von 10 Prozent auf 113,4 Millionen Euro (Vorjahr: 125,9 Millionen). Der Anteil des Segments am Konzernumsatz betrug 83,2 Prozent. Der Umsatz im kleineren Segment Wellbeing sank um 40 Prozent auf 8,3 Millionen Euro (Vorjahr: 13,8 Millionen).

Entsprechend ist der Anteil am Konzernumsatz auf 6,1 Prozent gesunken (Vorjahr: 8,8 Prozent). Im Segment Private Label der französischen Tochtergesellschaften Birambeau und Herby ging der Umsatz nach einem starken Wachstum im Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr 2022 um 9,2 Prozent auf 14,6 Millionen Euro (Vorjahr: 16,1 Millionen) zurück. red

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