Strüth/Rhein-Lahn

Fastenaktion des Dekanats: Großes Interesse an kleinen Kraftwerken in Strüth

Das Wasserkraftwerk Bad Ems wird am Donnerstag besucht. Dann geht es um „Regenerative Energie und Elektromobilität“.
Das Wasserkraftwerk Bad Ems wird am Donnerstag besucht. Dann geht es um „Regenerative Energie und Elektromobilität“. Foto: Michaela Cetto

Angenehm überrascht war Matthias Metzmacher, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung im evangelischen Dekanat Nassauer Land, als er in Strüth so viele Menschen begrüßen konnte, die sich für ein Balkonkraftwerk interessieren. Ein Schwerpunkt seiner diesjährigen Fastenaktion „7 Wochen regional, fair, klimafreundlich“ ist die Frage, wie im Kleinen der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid reduziert und damit ein Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung geleistet werden kann.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Aber auch hohe Energiekosten mögen dazu beigetragen haben, dass der Saal des Bürgerhauses so gut gefüllt war.

Die sogenannten Balkonkraftwerke, die – zumindest derzeit noch – bei einer Einspeiseleistung von bis zu 600 Watt mit Steckern angeschlossen werden können, sind relativ erschwinglich sowie einfach und weitgehend unbürokratisch zu errichten; dafür gibt es für die Einspeisung ins öffentliche Netz bei einer Überproduktion allerdings keine Vergütung. „Das ist der Deal“, sagte Oliver Fedtke von der Bürgerenergie Hohenstein.

Zusammen mit der Energiegenossenschaft Oberes Mühlbachtal (EGOM) hatte Metzmacher die Genossenschaftsvertreter aus dem hessischen Nachbarkreis eingeladen. Mit seinem Kollegen Manfred Jenner erläuterte Fedtke die Funktionsweise der Anlagen, Technik, Anbringung, Nutzen und welche Formalitäten zu erfüllen sind. Die Solarzellen können nicht nur an Balkonen, sondern auch auf Dächern oder an anderen Bereichen von Häusern oder Garagen angebracht werden. „Wir wollen den Strom da erzeugen, wo man ihn braucht“, sei ein Grundgedanke für die Mini-Fotovoltaik-Anlagen.

Für wen Balkonkraftwerke geeignet sind

Die wichtigsten Fakten, die die Referenten vorstellten: Balkonkraftwerke mit einem Modul seien für Ein- bis Zweipersonenhaushalte geeignet mit einem Jahresverbrauch von etwa 2000 Kilowattstunden (kWh); zwei Module für größere Haushalte. Ein Stromanschluss sollte sich in der Nähe befinden. Wo auch immer sie befestigt werden: Die Ausrichtung in südliche Richtung und mit leichter Neigung liefert den höchsten Ertrag; bei zwei Modulen bringt die Ausrichtung gen Osten und Westen die am längsten dauernde Ausbeute.

„Es kommt natürlich drauf an, wie der Haushalt bewohnt ist“, machte Fedtke anhand von Kurvendiagrammen deutlich, was Durchschnittshaushalte im Tagesverlauf verbrauchen und wie viel Strom davon über die Anlagen abgedeckt werden kann. Wer etwa berufstätig und über Mittag gar nicht zu Hause sei, könne von der höchsten Leistung bei gen Süden ausgerichtetem Modul weniger profitieren, als es bei Rentnern vielleicht der Fall sei.

Unterm Strich: Ein Modul mit einer Jahresleistung von 300 Kilowattstunden kostet noch keine 500 Euro und kann sich bei einem Strompreis von 40 Cent pro kWh nach etwa vier Jahren amortisieren. Herzstück ist neben den Kollektoren ein Wechselrichter, der dafür sorgt, dass der Gleichstrom der Module ins übliche Wechselstromsystem eines Haushalts fließen kann, und zwar über eine normale („Schuko“-)Steckdose. Bei alten Hausanschlüssen laufe der Zähler dann sogar noch zurück.

Die Referenten betonten, dass ein Tausch des Stromzählers, um dies unter anderem zu verhindern, Sache des Stromanbieters und damit für den Kunden kostenlos sein müsse. Die Montage der Module ist im Prinzip so einfach wie bei einer Satellitenschüssel. Wer sein Balkonkraftwerk über Onlineshops erwerbe, solle darauf achten, dass auch Montagesets und Zubehör dabei sind und es eine Beratungshotline gibt.

Im Anschluss an den Vortrag der Bürgerenergie Hohenstein begutachteten die Besucher das mitgebrachte Modul eines Balkonkraftwerks und tauschten sich angeregt über Technik und Vorteile aus.  Foto: Dekanat NassauerLand/Matern
Im Anschluss an den Vortrag der Bürgerenergie Hohenstein begutachteten die Besucher das mitgebrachte Modul eines Balkonkraftwerks und tauschten sich angeregt über Technik und Vorteile aus.
Foto: Dekanat NassauerLand/Matern

Nächster Termin steht

Am Ende gab es noch etwas Werbung in eigener Sache, denn die Bürgerenergie hat sich zum Ziel gesetzt, 1000 der kleinen Kraftwerke in der Region ins Laufen zu bringen. Dabei ist sie auf dem Weg, nicht nur für ein klimaneutrales Hohenstein zu sorgen, sondern auch dem Rhein-Lahn-Kreis bei der Eigenversorgung mit Strom auf die Beine zu helfen.

„Toll, wie das Thema in den vergangenen Jahren in Gang gekommen ist“, freute sich Thomas Schwab, Vorstand der 2016 gegründeten EGOM. Der Bau von Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern gehört neben dem Carsharing mit Elektroautos und der Versorgung mit Bürgerenergie zu den drei Säulen der heimischen Genossenschaft. „Klimaschutz lebt vom Mitmachen“, sagte Schwab und empfahl zur Lektüre das Buch „Entenvisionen: Eine Reise in die Nachhaltigkeit“, das Ralf Ruszynski schon vor mehr als zehn Jahren verfasst hat. Eine seiner Visionen sei bereits in der Pilotphase: eine App-gesteuerte Wärmekleidung, die innerhalb eines Winters in einer Werkshalle Eurobeträge im fünfstelligen Bereich einsparen könne.

Der nächste Termin steht bereits am Donnerstag, 16. März, 15 Uhr an. Dann wird das Wasserkraftwerk Bad Ems besucht (Kreisel B 260/Wilhelmsallee) und es geht um „Regenerative Energie und Elektromobilität“. Am Dienstag, 21. März, geht's um 15 Uhr zur Imkerei Familie Nengel, Brückenstraße 12, Dahlheim (Direktvermarkter). Am Donnerstag, 23. März, wird um 17 Uhr in Dausenau die kleinste Hausbrauerei in Rheinland-Pfalz besucht. red

Mehr Infos zur Fastenaktion des Dekanats und den nächsten Vor-Ort-Terminen gibt es im Internet unter evangelisch-nassauer-land.de