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Lahnstein

Diskussion um Zukunft des Marktplatzes: Investor schmeißt nach Beschluss hin

Von Tobias Lui
Hoch, höher, zu hoch? An der künftigen Höhe des ehemaligen Feuerwehrgebäudes scheiden sich die Geister. Der Ausschuss hat nun entschieden. Foto: Lui
Hoch, höher, zu hoch? An der künftigen Höhe des ehemaligen Feuerwehrgebäudes scheiden sich die Geister. Der Ausschuss hat nun entschieden. Foto: Lui

Nach eineinhalb Stunden hatten Netts genug gehört. Mit düsterer Miene und vor sich hin fluchend, schnappten sich Reinhard und Maria Nett ihr Modell und zogen von dannen: Das Entwicklerehepaar, das auf dem Marktplatz in Niederlahnstein die alte Feuerwache Nord sanieren, aufstocken und dort Wohnungen sowie eine kleine Markthalle schaffen möchte, hat dem Projekt den Stecker gezogen.

Lesezeit: 5 Minuten
Der Grund: Eine Mehrheit im Fachbereichsausschuss (FB) 4 besteht auf eine Maximalbauhöhe von 18 Metern auf dem Marktplatz – für Netts das Ende jeder Wirtschaftlichkeit. „Das war's“, gab der Entwickler mit Elternhaus in Niederlahnstein denn auch unserer Zeitung bei seiner hastigen Flucht aus der Stadthalle noch mit auf den Weg. ...
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Tobias Lui kommentiert die Entscheidung zum Marktplatz: Politik ohne Rückgrat und Mut

Typisch Lahnstein, sagte einer, der Augenzeuge des chaotischen Treibens dieser denkwürdigen Ausschusssitzung wurde. „Politik ohne Rückgrat, Weitblick und Mut“, meinte er. So ganz unrecht hat er damit nicht. Denn auch wenn in den vergangenen Jahren vieles besser wurde – Projekte wie das Rheinquartier konnten gemeinsam mit einem Investor (durchaus im kritischen Dialog) erfolgreich umgesetzt werden – erleben wir beim Marktplatz einen Rückfall in die Steinzeit. Vielleicht liegt es ja an der nahenden Kommunalwahl, dass dem einen oder anderen Politiker das Hemd (sprich, das Kreuz neben dem eigenen Namen) näher als der Rock (die Entwicklung eines ganzen Stadtteils) ist.

Fassen wir zusammen: Ein Entwickler wendet sich mit seinen Plänen an die Gremien – und die sind fraktionsübergreifend begeistert. Ein Markt für regionale Anbieter, ein kleiner Park, Wohnraum – weite Teile des Marktplatzes würden sogar in städtischem Besitz bleiben. Die Gremien waren geradezu euphorisch, schlossen einstimmig einen Vertrag mit Reinhard Nett und gaben diesem ein Jahr Zeit, seine Pläne zu konkretisieren. Nachvollziehbares Vertrauen, immerhin ist der Mann kein Unbekannter, sondern jemand mit Lahnsteiner Wurzeln, der gerade das alte Rathaus Niederlahnstein zu einem schicken Boutiquehotel umbaut – und zuvor das historische Wirtshaus an der Lahn restauriert hat. Jetzt haben wir März, das vereinbarte Jahr ist noch nicht mal rum – und dieses Vertrauenverhältnis liegt in Scherben. Zerbrochen an 1,40 Metern. Für Reinhard Nett stellte die Bauhöhe von 19,40 Metern die absolute Untergrenze von dem dar, was wirtschaftlich zu vertreten ist. Die Mehrheit des Ausschusses sieht bei dieser Höhe den Untergang des Abendlandes – oder besser: den Untergang Niederlahnsteins. Dass landauf, landab der Trend zum Bauen in die Höhe geht – geschenkt. Lahnstein ist doch nicht München. Denn Lahnstein hat sein Trauma. Und das heißt Hotel Weiland. Der Umbau vor Jahren scheint für viele ein traumatisches Erlebnis gewesen zu sein, seither wird der – optisch tatsächlich gewöhnungsbedürftige Bau – immer dann angeführt, wenn es ums Thema Bauhöhe geht.

Glaubt man wirklich, dass Nett, der bei der Sanierung der Koblenzer Altstadt keine kleine Rolle spielte, seiner Heimatstadt einen hässlichen und unästhetischen Klotz auf den Marktplatz setzt? Warum eröffnet man dem Mann nicht zumindest die Möglichkeit, Pläne fertig auszuarbeiten, diskutiert mit ihm, was gut ist, was weniger gut? Nein. In Lahnstein geht man lieber mit dem Vorschlaghammer an die Sache und entzieht dem Projekt die Wirtschaftlichkeit. Zack. Und Ruhe ist. Vor allem: Es kann munter weiter geparkt werden.

Außerdem: Der nächste Investor kommt bestimmt. Der baut dann die Sozialwohnungen, die sich einige Romantiker wünschen. Architektonisch einzigartig – und höchstens 18 Meter hoch. 100 Parkplätze sind natürlich trotzdem drin – und eine große „Multifunktionsfläche“, für die vielen, vielen Veranstaltungen, die jedes Jahr auf dem Marktplatz stattfinden. Ein Traum. Ich freu' mich drauf.

PS: Was hatte Rheinquartier-Investor Neumann für ein Glück, dass sich auf dem Güterbahnhofsgelände kein Parkplatz befunden hat ...

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