Bruchbuden abreißen, platt walzen, neu bauen – den Bedürfnissen einer neuen Generation entsprechend. Das ist leicht. 1956 schon fiel die Englische Kirche in der Villenpromenade. Das schmucke Steinerne Haus aus dem 17. Jahrhundert in der unteren Grabenstraße wurde in den 1960er-Jahren abgerissen, genau wie Schloss Langenau und das Hotel Soltau. Teils wurden diese einmaligen Architekturen durch Betonklötze ersetzt.
Wo einst die schöne Villa Bella Riva stand, ist heute ein Parkplatz. Auch die Villa Balzer: 2005 platt gewalzt für den Malbergtunnel. Das Gesindehaus des Hotels Balzer – nicht zu retten: Abrissbirne 2016. Die Abriss- und Bausünden früherer Generationen können nicht rückgängig gemacht werden.
Aber man kann es heute besser machen. Bad Ems hat sich entschieden, mit der Welterbebewerbung bei der Unesco als einer von elf bedeutenden Badeorten des 19. Jahrhunderts (Great Spas of Europe) den Fokus auf eben diese einmalige, herausragende Geschichte zu legen, deren Zeugen unter anderem auch die Bauwerke sind. Vor diesem Hintergrund wäre es ein fataler Fehler, das alte Stellwerkhäuschen abzureißen. Bad Ems muss endlich umdenken.
Das Gebäude muss ja nicht als Café oder etwas Ähnliches genutzt werden (auch wenn das natürlich nett wäre) – schön saniert, wäre das Häuschen auch „nutzlos“ ein toller Hingucker auf dem dann neu gestalteten Gelände. Und würde so auch Folgegenerationen an die besondere Geschichte des Bad Emser Bahnhofs erinnern. Der Geschichtsverein will's anpacken und Arbeit und Geld investieren – Einsatz, der letztendlich der Stadt zugute kommt.
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