Bad Ems

Bad Ems' bayrische Schwester: Auch Bad Kissingen hat als Welterbestadt viel zu bieten

Anna Maria Boll hat als Botschafterin mit viel Anschauungsmaterial die Welterbestadt Bad Kissingen vorgestellt.  Foto: Flavio Burul/Stadtarchiv Bad Kissingen
Anna Maria Boll hat als Botschafterin mit viel Anschauungsmaterial die Welterbestadt Bad Kissingen vorgestellt. Foto: Flavio Burul/Stadtarchiv Bad Kissingen

Das bayrische Staatsbad Bad Kissingen an der fränkischen Saale gehört seit Juli 2021 mit den deutschen Bädern Baden-Baden und Bad Ems sowie weiteren acht europäischen Kurorten zum Welterbe „Great Spa Towns of Europe“.

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Nun konnte Hans-Jürgen Sarholz vom Verein für Geschichte, Denkmal- und Landschaftspflege (VGDL) Anna Maria Boll, die Welterbekoordinatorin aus Bad Kissingen, als kompetente Botschafterin der Welterbestadt für einen Vortrag gewinnen, heißt es in einer Pressemeldung des VGDL. Sie war ebenfalls wie Sarholz an der Erarbeitung des Nominierungsdokuments beteiligt.

Lange Badetradition, aber jünger als Bad Ems

Auch wenn die Wurzeln des Badeorts Bad Kissingen nicht ganz so weit zurückreichen wie in Bad Ems, so blickt die Stadt auf eine sehr lange Badetradition zurück. Erstmals erwähnt im Jahr 801, entwickelte sie sich seit dem 18. Jahrhundert zu einem prächtigen Kurort mit der Blütezeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch dort begann alles mit den Quellen, wobei nur eine einzige von den 20 Quellen Thermalwasser von 20 Grad hervorbringt.

Typische Architektur erhob sich rund um die Quellen

Um diese herum entstanden wie in allen Kurorten nach und nach kurspezifische Bauwerke: die Wandelhalle für die Winterkur, Arkadenbau, Brunnenhalle mit noch heute zweimaligem Ausschank des Heilwassers am Tag, Regentenbau, Obere Saline mit Gradierwerk, Luitpoldbad. Die umgebenden Villen und Grandhotels sind stumme Zeugen einer mondänen Zeit.

1874 erhielt die Kurstadt Bahnanschluss, der repräsentative Bahnhof samt imposantem Fürstenzimmer ist heute noch erhalten, ebenso die damals schon eingerichteten Bootslinien auf der Saale. Die Stadt verdankt ihre Entwicklung vor allem den drei Visionären und finanzkräftigen Mäzenen, dem Würzburger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, dem bayerischen König Ludwig I. sowie Prinzregent Luitpold von Bayern.

Sie brachten nicht nur viel Geld mit, sondern auch die besten Köpfe ihrer Höfe, die Stararchitekten Balthasar Neumann, Max Littmann und Friedrich von Gärtner, welche eine bis dahin nie da gewesene Pracht auf dem flachen Land schufen. Auch hier finden wir Zeugnisse von Internationalität der Gäste: Sakralbauten verschiedener Konfessionen, die russisch-orthodoxe Kirche, der jüdische Friedhof.

Prominenz gab sich die Klinke in die Hand

Otto von Bismarck, einer der prominentesten Gäste von Bad Kissingen, entwickelte hier eine Ausarbeitung zur späteren Sozialversicherung, auch das „Kissinger Diktat“ entstand hier. Seine Wohnung ist heute noch zu besichtigen. Auch eine Verbindung zu Bad Ems gibt es: Einige Hotelbauten wie beispielsweise das Ballinghaus tragen die Handschrift von Johann Gottfried Gutensohn, dem Architekten des Bad Emser Kursaalgebäudes.

Mitten in der Kernzone findet man den als Industriedenkmal geschützten alten Schlachthof, in seiner ungewöhnlichen Bauweise einmalig in Europa – auch liebevoll Ochsenkathedrale genannt. Die sich an die Stadt anschließende und weitläufige therapeutische Kurlandschaft, der „Freiluftsalon“ mit seinen herrlichen Ausblicken und Sichtachsen, Gärten und Parkanlagen wie zum Beispiel dem Rosengarten, lädt zum Verweilen ein. Das Kurtheater, Konzerträume und Casino bieten Gelegenheit für Zerstreuung und Entspannung.

Kleines Bad, großes Kurorchester

In Bad Kissingen ist die eigentliche Kurfunktion noch immer erhalten, da das Wasser der Brunnen in der Brunnenhalle mehrmals täglich ausgeschenkt wird. Innerhalb der Welterbestätte „Great Spa Towns of Europe“ steht die Stadt für die Einbeziehung der Sole im Kurbetrieb und im Gradierwerk. Zudem ist die älteste drehbare Kurmuschel noch in Betrieb, zusammen mit einem großen Kurorchester, welches mehrmals am Tag musiziert. red