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Mittelrhein

Auftakt zum Welterbe-Managementplan: Der Mittelrhein entwirft ein neues Leitbild

Von Andreas Jöckel
Baudenkmäler in einzigartiger Kulturlandschaft zwischen pulsierenden Verkehrswegen zwischen Süd- und Nordeuropa: Das Welterbe Oberes Mittelrheintal hat viele Facetten, die bewahrt werden müssen. Ein Managementplan soll dennoch Entwicklungschancen aufzeigen. Foto: Andreas Jöckel
Baudenkmäler in einzigartiger Kulturlandschaft zwischen pulsierenden Verkehrswegen zwischen Süd- und Nordeuropa: Das Welterbe Oberes Mittelrheintal hat viele Facetten, die bewahrt werden müssen. Ein Managementplan soll dennoch Entwicklungschancen aufzeigen. Foto: Andreas Jöckel

Selbstbild und Realität stimmen im Welterbe Oberes Mittelrheintal nicht immer überein: Das ist eine der ersten Schlussfolgerungen von Professor Michael Kloos, nachdem er in den vergangenen Wochen mit vielen Bürgermeistern und Institutionen entlang der 67 Rheinkilometer von Koblenz bis Rüdesheim gesprochen hat. Dieses erste Fazit ist nicht abfällig gemeint, es soll vielmehr zuversichtlicher stimmen.

Lesezeit: 3 Minuten
Am 11. September hatte Innenminister Roger Lewentz (SPD) in Mainz bekannt gegeben, dass Kloos mit seiner Firma „planning and heritage consultancy“, den Auftrag erhalten hat, bis Ende 2019 den Managementplan für das Welterbe zu erstellen. Immerhin 240.000 Euro kostet das Projekt. Davon trägt das Innenministerium die Hälfte. Die zweite Hälfte ...
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Impulse von außen: Fallstricke umgehen und den Fokus auf die Region richten

Welche Fallstricke gibt es auf dem Weg zu einem Managementplan? Wie kann das Obere Mittelrheintal diese vielleicht umgehen? Zum Auftakt des Entwicklungsprozesses gibt es dazu Impulse aus einer ähnlichen Welterbestätte.

Seinen Managementplan im vergangenen Jahr verabschiedet hat das österreichische Weltkulturerbe Wachau im Tal der Donau zwischen Melk und Krems. Aufgrund der landschaftlichen und strukturellen Ähnlichkeit mit dem Mittelrhein – beides sind touristisch erschlossene und auch als Weinanbaugebiete bekannte Welterberegionen – gibt es seit vielen Jahren einen regen Austausch. Als ehemaliger Welterbemanager der Wachau berichtete Michael Schimek von einigen Schwierigkeiten in seiner Heimat, attestierte dem Mittelrheintal aber zugleich einige Faktoren, die positiv stimmen.

In der Wachau gab es laut Schimek Widerstände aus bestimmten Kreisen der Bevölkerung, die darauf aus gewesen seien, Veränderungsprozesse grundsätzlich zu verhindern. Leider habe das Österreichische Nationalkomitee des Internationalen Rats für Denkmalpflege (Icomos) diese Widerstände eher unterstützt, als im Prozessverlauf eine vermittelnde Rolle einzunehmen. Schließlich habe es auch Missverständnisse bei der gemeinsamen Ideensammlung mit den Einwohnern gegeben: Es herrschte Enttäuschung darüber, dass nicht alle einzelnen Vorschläge übernommen werden konnten. Letztlich habe der Fokus in der Wachau unnötigerweise zu sehr auf strukturellen Fragen gelegen.

Diese strukturellen Grundsatzfragen stellen sich nach den Erfahrungen Schimeks im Oberen Mittelrheintal aber nicht. Denn aufgrund des funktionierenden Zweckverbandes sei keine völlige Umstrukturierung nötig. Die Länge von fast 70 Kilometern erlaube von vorne herein einen klareren Fokus auf die regionale Betrachtung. Das Welterbemanagement sei als intermediärer Akteur in quasi politischer Rolle anerkannt und erhalte die Möglichkeit, sich zu positionieren. Auch interne Konflikte, etwa beim Streit um die Windkraft in einzelnen Gemeinden, seien bereits „geübt“. Mit der Buga 2029 habe der Mittelrhein ein klares mittel- und langfristiges Ziel. Gerade in diesem Zusammenhang habe die Region bereits Mut zur visionären Arbeit bewiesen.

Dennoch müsse der Mittelrhein laut Schimek darauf achten, dass die Plattform des Managementplans nicht zu sehr für Partikularfragen umgenutzt werde: etwa bei den Themen Mittelrheinbrücke oder Bahnlärm. Auch sollten die Akteure die Kommunikationserschwernisse aufgrund der Größe und Komplexität der Welterberegion im Blick behalten und Defiziten rechtzeitig vorbeugen. aj

Impulse von innen: Buga, Brücke und echte Knaller?

Buga 2029, Mittelrheinbrücke, mehr E-Mobilität, optimale Versorgung mit schnellem Internet oder sogar ein Skywalk hoch über dem Rhein: Die Impulse, die dem Managementplan von den Akteuren innerhalb des Welterbes zur Überprüfung der Welterbeverträglichkeit mitgegeben werden, sind vielfältig. Prof. Kunibert Wachten, der vor allem durch seine Gutachten im Auftrag der Unesco zur Gefährdung von deutschen Weltkulturerbestätten in Köln und Dresden bekannt wurde, fragte diese in einer Gesprächsrunde ab.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) hob die vom ihm initiierte Buga als ein Projekt hervor, das geeignet ist, nahezu alle Kommunen im Welterbe aufgrund eines gemeinsamen Ziels mehr als bisher zusammenzuschweißen. Möglich sei dies nur aufgrund der etablierten Strukturen des Welterbe-Zweckverbandes, auf die man nun aufbauen könne. Eine Methodik zur Überprüfung der Welterbeverträglichkeit sei für die Entwicklung des Tals ein wertvolles Instrument: „Wir brauchen bis zur Buga 2029 auch ein paar echte Knaller, wie es die Seilbahn für Koblenz ist“, sagt Lewentz. Auch einen Skywalk oder eine Hängebrücke über den Rhein hält Lewentz für realisierbar: „Mit moderner Technik kann das alles wieder zurückgebaut werden, ohne der Kulturlandschaft zu schaden.“

Auch der hessische Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson hob die Bedeutung des Tourismus hervor: „Die ganze landschaftliche Schönheit braucht auch eine solide ökonomische Basis, um zukunftsfähig zu sein.“ Auch im hessischen Teil des Welterbes von Lorch bis Rüdesheim gebe es dafür noch genug zu tun. Vom Managementplan verspricht sich Samson auch ganzheitliche und nachhaltige Mobilitätskonzepte, die E-Mobilität und insbesondere auch die Nutzung von Pedelecs mit einbezieht.

„Wir sind dazu da, um Brücken zu bauen“, erklärt Zweckverbandsvorsteher Frank Puchtler. Was er nicht nur sinnbildlich im Hinblick darauf meint, dass die Institution bei den kommenden Prozessen gern Motor und gegebenenfalls Vermittler sein möchte, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass die geplante Mittelrheinbrücke im Zuge des Managementplans mit der Unesco abgestimmt werden soll. Wertvolle Impulse für das Tal verspricht sich Puchtler auch von der nachhaltigen Entwicklung der kulturellen Spielstätten.

Der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär und Welterbebeauftragte der Landesregierung, Salvatore Barbaro, bezeichnet es als selbstverständlich, dass der Managementplan dazu dient, das Faszinosum der einmaligen Kulturlandschaft mit ihrer weltweit einmaligen Burgendichte zu bewahren. Nur mit dem Managementplan ließe sich aber auch aufzeigen, dass das Tal deshalb alles andere als ein reines Museum sein muss. Viel Spielraum nach oben sieht Barbaro unter anderem noch beim Ausbau der Möglichkeiten für Radtouristen – im Tal und auf den Höhen. aj

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