Bornich/Rhein-Lahn

Auch im Ruhestand immer Lernender bleiben: Pfarrer Armin Himmighofen verabschiedet sich aus dem aktiven Dienst

Pfarrer Armin Himmighofen wird am Sonntag in Bornich verabschiedet.
Pfarrer Armin Himmighofen wird am Sonntag in Bornich verabschiedet. Foto: Dekanat Nassau

„Der wär so en gude Chemiker woarn!“ So sagte es der aus Pirmasens stammende Biologielehrer von Armin Himmighofen zum Abschied vom Bad Emser Goethe-Gymnasium im pfälzischen Dialekt. Der heute 64-Jährige entschied sich aber für die Theologie und Seelsorge. 37 Jahre nach seiner Ordination zum Pfarrer in Lampertheim wird Himmighofen am kommenden Sonntag, 29. Mai, um 10 Uhr in Bornich aus dem aktiven Dienst verabschiedet.

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„Gefühlt komme ich auf 40 Dienstjahre“, schmunzelt Himmighofen beim Blick zurück. Schon während seines Vikariats war er vertretungsweise in Kördorf, Gutenacker, Bremberg und Attenhausen verkündigend unterwegs. Großen Einfluss auf seinen Berufsweg hatten unzählige Gespräche mit Heinz Wolff, der von 1969 bis 1977 Pfarrer von Niedertiefenbach war. „Er hat mir seine ganze Lebensgeschichte erzählt, und ich wurde so eine Art Seelsorger für ihn“, erinnert sich Himmighofen, der seiner Heimat stets treu blieb, auch wenn ihn Studium und Pfarrdienst erst einmal in die Ferne zogen.

Zum Wintersemester 1976 nach Tübingen „mit 90 Leuten im Hebräischkurs“ und gefühlt 500 im größten Hörsaal bei Vorlesungen, was er alles als sehr distanziert empfand. Griechisch lernte er im Selbststudium. In Mainz, dann in Edinburgh setzte er sein Studium fort. Dort, bei der Schottischen Reformierten Kirche gab ihm ein Professor für Neues Testament einen prägenden Satz mit: „For understanding Jesus, you need imagination“ (Um Jesus zu verstehen, braucht man Vorstellungskraft).

Wenn man Himmighofen die vielen Namen seiner Professoren und Dozenten aufzählen hört – in Heidelberg und Basel kamen noch mehr dazu – spürt man seinen Hunger nach Wissen und Sichtweisen. „Mein Lieblingsfach wurde Religionspädagogik, weil ich damit ein Lernender blieb“, sagt er. Darin fand er bei Propst Nikolaus Verständnis, der ihn 1985 ordinierte. Der hielt Schuldienst für wichtig, damit sich Pfarrpersonen auch mit anderen Wissenschaften auseinandersetzen. So verwundert nicht, dass der „Pensionär in spe“ als Pfarrer noch manch andere Ausbildung draufsetzte. Schulseelsorge, Religionsunterricht und andere Seelsorgebereiche waren für ihn die schönsten Aufgaben.

Nach Stationen in Bornich und Darmstadt-Kranichstein, wo die vier Kinder ihr Abitur absolvierten, fand er in Bad Ems wieder zur Seelsorge zurück und agierte selbst als Ausbilder.

„Dadurch habe ich weit über den Rand unserer Kirche drüberschauen können und erlebt, wie gerne Menschen für Menschen da sein wollen.“ Wichtig war ihm das auch in den von ihm geleiteten Trauerseminaren im Rhein-Lahn-Kreis.

Das Motto „Menschen für Menschen“ sei mal als Werbeslogan fürs Theologiestudium genutzt worden. „Heute erlebe ich, dass in der Kirche Menschen für Organisationen da sein sollen und dass es oft schwierig geworden ist, miteinander gemeinsame Ziele zu finden, die etwas mit dem Wachstum im Glauben zu tun haben“, so Himmighofen; eher gehe es darum, wer am meisten Bescheid weiß über die Zukunft der Kirche. Da frage er sich in Anlehnung eines Zitats von Martin Niemöller, dem ersten Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, manchmal: „Was würde Jesus zu den vielen Erkenntnissen und Vorschlägen, wie die Kirche zu retten ist, sagen?“. Er bleibe lieber bei „Imagination“, um Jesus zu verstehen.

Im Dekanat Nassauer Land arbeitete Himmighofen zuletzt als Seelsorger in Altenheimen, Kliniken und Hospiz. Außerdem war er Vakanzvertreter in der evangelischen Kirchengemeinde Bornich. Bei schönem Wetter findet in dessen Pfarrgarten auch der Abschiedsgottesdienst statt. Anschließend werden Wanderschuhe und Pilgerrucksack gepackt. Mit seiner Frau, der Dekanin i. R. Renate Weigel, hat er eine riesige Tour vor: die beiden wollen nach Jerusalem pilgern. red