Es war nicht der Blick nach vorne, sondern eine rückwärtsgerichtete Debattenkultur, gespickt mit gegenseitigen Vorwürfen, in die der Diskurs über den Haushalt in St. Goar letztlich abdriftete. Mal ehrlich, liebe Volksvertreter: Bringt es die Stadt in irgendeiner Form weiter, in den Krümeln der vergangenen 20 Jahren zu wühlen und öffentlich darüber zu streiten, wer was und wann zu welchem Zeitpunkt verbockt hat?
Dass sich der amtierende und der frühere Stadtbürgermeister regelmäßig verbale Dispute im Stadtrat liefern, ist ein Stück weit normal. Auch, dass nicht immer alle einer Meinung sind. Dass es auch mal lauter werden kann – okay.
Das Ganze gipfelte aber darin, dass der Ex-Bürgermeister Peter Ockenfels (SPD) bezüglich des Schuldenstands von einem „Desaster“ sprach und den Amtsinhaber persönlich dafür verantwortlich machte.
Was wiederum Horst Vogt (CDU) nicht auf sich sitzen lassen wollte und sichtlich aufgebracht mit einer 20 (!) Jahre alte Anekdote konterte: 1999, als Ockenfels noch Stadtbürgermeister war, sei kein Geld übrig gewesen, um vier neue Reifen für den damaligen VW-Bus anzuschaffen.
Kerstin Arend-Langenbach (CDU) setzte an zu einem Vernunftappell, stellte fest, dass der Ton im Stadtrat für beide Seiten unerträglich ist, um dann aber wenig später ins gleiche Horn zu blasen und zu skandieren, die Stadt St. Goar sei früher ein „Dreckeck“ gewesen und heute eine schöne Stadt.
Was daraus folgt? Stillstand, nicht Erkenntnis. Eine gewinnbringende Debatte lebt vom gegenseitigen Austausch. Aber doch bitte immer im Sinne der Sache und nicht gipfelnd in persönlichen Vorwürfen garniert mit „ollen Kamellen“ von vor 20 Jahren.