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St. Goar

Wohin, wenn die Hausarztpraxis schließt? Auch im Rhein-Hunsrück-Kreis fehlen Allgemeinmediziner

Von Denise Bergfeld
Drei Jahre lang hat Dr. Ulrich Schmidtmeier einen Nachfolger für seine Praxis in St. Goar gesucht. Kein einziger Mediziner hat Interesse bekundet.
Drei Jahre lang hat Dr. Ulrich Schmidtmeier einen Nachfolger für seine Praxis in St. Goar gesucht. Kein einziger Mediziner hat Interesse bekundet. Foto: Denise Bergfeld

Wenn für die Hausarztpraxis im Ort kein Nachfolger gefunden wird, ist das schmerzvoll für die Patienten und den Arzt. An Patienten mangelt es den Praxen nicht, aber es droht in den kommenden Jahren ein Mangel an Allgemeinmedizinern, die sich künftig an der Basis um die Menschen vor Ort kümmern. Viele Hausärzte haben bereits die Altersgrenze erreicht oder überschritten – auch im Rhein-Hunsrück-Kreis – und es werden immer mehr.

Lesezeit: 6 Minuten
Das Beispiel von Dr. Ulrich Schmidtmeier aus St. Goar zeigt, warum der Arzt auf dem Land immer seltener wird. „Ich werde im Juni 70“, sagt Schmidtmeier. Das, was gerade mit seiner Praxis geschieht, ist auch in zahlreichen weiteren Regionen bereits Realität: Eine Ruhestandswelle bedroht die ärztliche Versorgung. „Die Not ist ...
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Kommentar zur ärztlichen Versorgung: Klassischer Landarzt ist ein Auslaufmodell

Stundenlang in der Warteschleife, besetzte Leitungen, lange Wartezeiten auf einen Termin, im schlimmsten Fall gar keine Anlaufstelle. Auch wenn die Kassenärztliche Vereinigung den Rhein-Hunsrück-Kreis derzeit noch als ausreichend versorgt einstuft, ist dies in vielen Arztpraxen in der Region schon längst Realität – und wird sich weiter verschärfen, weil der Hausarzt zur Mangelware zu werden droht.

Das Idyll des klassischen Landarztes funktioniert leider nur noch im TV-Abendprogramm. Auch der Rhein-Hunsrück-Kreis ist, wie viele Regionen im Land, drohend unterversorgt. Fast die Hälfte aller Ärzte ist über 60 Jahre alt. Vier Prozent sind sogar schon über 70. Wenn in den kommenden Jahren immer mehr Hausärzte aus Altersgründen ihre Praxen aufgeben, wird der Druck auf die Verbliebenen immer größer. Auf diese Weise dürfte die Ruhestandswelle bei den älteren Ärzten noch beschleunigt werden.

Wohin also, wenn kein Hausarzt mehr da ist oder neue Patienten aufnimmt? Dies werden dann wahrscheinlich auch die Notaufnahmen der umliegenden Krankenhäuser zu spüren bekommen. Patienten, die keine andere Möglichkeit mehr sehen, sich behandeln zu lassen, schlagen dann dort auf, obwohl sie eigentlich in hausärztliche Behandlung gehören.

Sehenden Auges steuern wir auf die nächste Krise unseres Gesundheitssystems zu – und die politischen Versäumnisse der vergangenen 20 Jahre holen uns ein. Der klassische Landarzt ist ein Auslaufmodell, viele Mediziner arbeiten heute lieber angestellt. Im Verhältnis zu den hohen Investitionen sind die Erlöse für niedergelassene Hausärzte geringer als bei angestellten Ärzten, die noch dazu auch die Möglichkeit haben, etwa in Teilzeit zu arbeiten. Aber vor allem sind die bürokratischen Hürden und Auflagen für Landärzte zu hoch. Das muss sich ändern. Es braucht aber dringend weitere Ideen und Strategien, um die flächendeckende wohnortnahe Versorgung in den kommenden Jahren zu sichern.

Rhein-Hunsrück-Zeitung
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